Feuertochter: Roman (German Edition)
der mit einer beschwichtigenden Geste antwortete.
»Mylord, ich werde Ihrer Majestät vorschlagen, Euch als ihren Statthalter nach Irland zu schicken, damit Ihr diese Rebellion beenden und Europa damit zeigen könnt, dass England seine Rechte zu wahren weiß!«
Heerführer in Irland wollte Essex gerne sein, um O’Néill zu unterwerfen und anschließend im Triumph nach London zurückkehren zu können. Zum Statthalter ernannt zu werden bedeutete jedoch, länger auf dieser elenden Insel bleiben und sich um Steuern, Kühe und Schafe kümmern zu müssen, während sein Konkurrent Cecil seinen Einfluss auf die Königin ungehindert ausweiten könnte. Am liebsten hätte er ihm erklärt, dass er für dieses Amt nicht zur Verfügung stünde. Doch damit würde er auch das Kommando über das Heer aus der Hand geben, das Irland erobern sollte. Gerade diese militärische Macht reizte ihn als Faustpfand, um seine hochfliegenden Pläne verwirklichen zu können.
Daher verbeugte er sich vor Elisabeth, während er Cecil ignorierte. Den Saal verließ er allerdings erst, als einer der anderen Räte den Arm um ihn legte und ihn hinausführte.
Auch Robert Cecil wandte sich zum Gehen, doch eine heftige Handbewegung der Königin hielt ihn zurück. Elisabeth wartete, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte, dann funkelte sie ihren Staatskanzler zornig an.
»Gibt es keine andere Möglichkeit, als Essex nach Irland zu schicken?«
»Wenn ich eine wüsste, würde ich sie Eurer Majestät mit Freuden mitteilen. Doch es geht nicht anders. England muss beweisen, dass es Irland fest im Griff behält. Ich schlage vor, dem Earl of Essex einen erfahrenen General an die Seite zu stellen. Auch sollten Euer Majestät ihm genaue Befehle erteilen, was er in Irland zu tun hat.«
»Glaubt Ihr, er wird sie befolgen?«, fragte Elisabeth herb. »Zu oft hat Essex bereits nach seinem eigenen Kopf gehandelt und damit die Erfolge, die er hätte erringen können, wieder aus der Hand gegeben. Er mag ein galanter Höfling und ein mutiger Kämpfer sein, aber er handelt zu unüberlegt.«
»Euer Majestät können versichert sein, dass ich auch daran gedacht habe. Die Befehle für den Earl of Essex werden genau umrissen sein. Er soll keine großen Schlachten schlagen, sondern die Iren bereits durch seine Anwesenheit zur Räson bringen. Mit diesem Heer kann er unaufhaltsam nach Ulster eindringen und O’Néill vor sich hertreiben. Ist dieser erst einmal besiegt, werden sich auch die restlichen Clanoberhäupter ergeben. Dies muss dem Earl of Essex mit aller Deutlichkeit klargemacht werden. Er muss auch wissen, dass jede Abweichung von diesen Befehlen Hochverrat bedeutet. Deswegen habe ich seinen Sekretär Anthony Bacon für heute Abend zu mir einbestellt. Er soll Essex immer wieder an seine Treue zu Euch erinnern und daran, dass er diese Treue am besten bezeugt, indem er Eure Befehle befolgt.«
»Ich hoffe, Ihr habt damit Erfolg! Wenn nicht, schicke ich Euch nach Irland, und zwar mit weitaus weniger Soldaten, als ich sie Essex zubilligen muss.« Trotz ihrer Sorgen gelang es Elisabeth zu spotten, denn wenn es einen ihrer Höflinge gab, der weniger dem Bild eines Soldaten entsprach, so war es Robert Cecil mit seinem Buckel und den schief gewachsenen Beinen. Sein Kopf hingegen war einer der fähigsten, die es in England gab. Wenn er das von ihm skizzierte Vorgehen für richtig hielt, gab es gute Gründe dafür. Immerhin war Essex ihm nicht gerade gewogen und neidete ihm die Stellung, die er an ihrem Hof einnahm.
»Ich hoffe es auch«, antwortete Cecil nach einer kleinen Pause. »Deshalb sollten Euer Majestät bei der Bestellung der Generäle, die Ihr Essex an die Seite stellen wollt, auf diese Tatsache Rücksicht nehmen.«
»Wer schwebt Euch vor?«, fragte Elisabeth.
»Ich dachte an Lord Mountjoy, an Sir Conyers Clifford …« Bevor er weitere Namen nennen konnte, unterbrach ihn die Königin.
»Beides sind treue Anhänger von Essex und werden sich ihm nicht in den Weg stellen, wenn er von meinen Befehlen abweichen will.«
»Sie sind aber auch gute Soldaten und in der Lage, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich werde dafür sorgen, dass auch sie die Befehle erhalten, mit denen Essex losgeschickt wird.«
»Dann sorgt auch dafür, dass alles in meinem Sinn geschieht.« Elisabeth wollte den Saal verlassen, aber als Cecil sich verlegen räusperte, blieb sie stehen.
»Habt Ihr noch etwas auf dem Herzen?«
»Ich selbst nicht, Euer Majestät. Doch Sir Richard
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