Feuertochter: Roman (German Edition)
halten als an O’Corra. Mit dem Land, das er von Aodh Mór O’Néill erwarten konnte, und einer adeligen Irin als Gattin würde er sich hier weitaus besser stellen als in seiner Heimat.
Einen Augenblick lang dachte er an seinen und Ferdinands Onkel Franz, den Schlossherrn auf Kirchberg. Dessen Besitz hätte er gerne geerbt. Da Franz jedoch einen Sohn und bereits zwei Enkel hatte, würde es nie dazu kommen. Wenn er nicht zeit seines Lebens ein einfacher Söldnerführer bleiben wollte, musste er alles tun, um eigenen Besitz zu erwerben. Wenn er dazu noch Ciara bekäme, hätte dies seinen ganz eigenen Reiz, denn damit würde er Ferdinand auf den ihm zustehenden Platz verweisen. Der Narr himmelte Oisin O’Corras Schwester unverhohlen an, seit er diese zum ersten Mal gesehen hatte, und würde mit dem Gefühl auf den Kontinent zurückkehren müssen, sie niemals erringen zu können.
Zufrieden, weil er sich nicht länger vom Schicksal getrieben fühlte, sondern ein lohnenswertes Ziel vor Augen hatte, schlenderte Simon zum Burgtor hinaus und sah zu, wie seine neuen Offiziere und Unteroffiziere die gut zweihundert Söldner drillten, die seit neuestem unter seinem Kommando standen. Mit ihnen war er eine Macht in Irland, der selbst Oisin würde Respekt zollen müssen.
Ohne etwas von Simons Gedankengängen zu ahnen, betrat Ciara die Küche. Dort erklärte Saraid der Magd Bríd, was alles zum Mittagessen für die Halle dazugehörte und wie es zubereitet werden sollte.
Ciara lächelte den beiden zu. »Es ist gut, dass Bríd Bescheid weiß, was zu tun ist, wenn wir weg sind.«
»Wieso sollen wir weg?«, fragte Saraid verwundert.
»Mein Bruder will uns mitnehmen. Weißt du, wir sollen die Engländer betören, damit unsere Krieger ihnen leichter die Köpfe einschlagen können. Bríd wird in der Zwischenzeit die Schlüsselgewalt in der Burg übernehmen.«
»Aber das kann ich nicht!«, rief die Magd erschrocken.
Ciara antwortete mit einem Achselzucken. »Dann musst du es eben lernen. Es ist der Wille des Taoiseachs.«
»Wie kommt dein Bruder auf eine solch dumme Idee?«, fragte Saraid verwundert und kniff dann die Augen zusammen. »Ist es wegen Buirre?«
»Ja! Der soll nach dem Willen meines Bruders wieder das Kommando über die Burg und die Festung übernehmen. Wir aber ziehen in den Kampf!«
Saraid musste lachen. »Das vergönne ich ihm! Der Mann bleibt zu Hause und hütet das Haus, während die Frau Irland befreit.«
»Daran hat Oisin gewiss nicht gedacht. Bei Gott, wird das Buirre fuchsen!« Da Ciara zu glucksen begann, konnte auch Bríd ihre Heiterkeit nicht bezähmen.
»Es wird ihn noch mehr fuchsen, wenn er das essen muss, was ich ihm auf den Tisch stellen lasse. Verwöhnen werde ich ihn gewiss nicht, und ich werde mit Fleisch, Met und Gewürzen äußerst sparsam umgehen.«
Angeregt überlegten die drei Frauen, was Buirre während Ciaras und Saraids Abwesenheit alles angetan werden konnte. Allerdings vergaßen die Cousinen nicht, der jungen Magd zu erklären, wie sie den Haushalt in dieser Zeit zu führen hatte. Es ging ja nicht nur ums Kochen. Die Wirtschafterin auf der Burg war auch dafür verantwortlich, dass die Knechte und Mägde fleißig mit anpackten und die Pächter die benötigten Lebensmittel lieferten.
»Du wirst wieder Frauen und Kinder in den Wald schicken müssen, damit sie Wurzeln, Eicheln und Bucheckern sammeln«, erklärte Ciara, die genau wusste, wie rasch sich die Vorratskammern während des langen, nassen Winters leeren konnten.
»Du darfst auch nicht zu viel Met brauen lassen. Den Honig und das Getreide brauchen wir dringend zum Kochen«, schärfte Saraid der Magd ein.
»Aber was soll ich machen, wenn die Männer Met fordern?«, fragte Bríd ängstlich.
»Ihnen sagen, dass keiner mehr da ist und sie Bier trinken sollen. Das aber braut ihr mehr mit Kräutern als mit Gerste. Hast du verstanden?« Ciara sah Bríd nicken und zwinkerte Saraid zu.
»Sie wird es schon schaffen. Immerhin ist sie ein kluges Mädchen.«
»Danke!« So ganz war Bríd nicht davon überzeugt, dass sie die beiden würde ersetzen können. Auch hatte sie Angst vor Buirre, der immer mürrischer wurde und sogar bei seinen eigenen Männern keinen Widerspruch mehr duldete. Was würde er sagen, wenn sie seine Forderungen nach gutem Essen und Met abschlug? Sie fühlte sich jedoch Saraid und Ciara zu sehr verpflichtet, um nachgeben zu wollen.
»Wünscht mir Glück!«, bat sie daher und zeigte dann auf einen Kessel. »Die
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