Feuertochter: Roman (German Edition)
Seufzer klang. »Ich bin sogar froh darum, dass du einen festen Willen hast, obwohl er Frauen eigentlich nicht zusteht. Diese sollten sich ihren Vätern, Brüdern und Männern beugen.«
»Gráinne Ní Mháille hat sich auch nicht gebeugt«, entgegnete seine Schwester. »Sie war die Herrin ihres Clans und die Herrscherin der Meere.«
»Und doch musste sie vor Königin Elisabeth treten und diese um das Leben und die Freiheit ihres Sohnes bitten«, wandte Oisin ein und gab seiner Schwester ungewollt das nächste Stichwort.
»Gráinne Ní Mháille war die stärkste Frau Irlands, so wie Elisabeth die stärkste Frau Englands ist. Beide haben sich nie dem Willen von Männern gebeugt.«
Oisin begriff, dass er sich auf sumpfiges Gebiet vorgewagt hatte. Wenn er dieses Thema weiter verfolgte, würde es noch dazu kommen, dass er gegen Ciara den Kürzeren zog. Daher rang er sich ein Lächeln ab und klopfte seiner Schwester auf die Schulter. »Du bist gut so, wie du bist. Doch jetzt solltest du gehen und Saraid Bescheid sagen. Sorgt dafür, dass Bríd euch ersetzen kann. Wer weiß, wie lange wir fort sein werden. Und noch etwas: Diesmal werden wir Gamhain mitnehmen! Es ist mir doch lieber, wir haben sie bei uns, damit sie dich beschützen kann!«
Beschützen vor wem?, wollte Ciara schon fragen, doch dann sagte sie sich, dass sie ihrem Bruder nicht noch mehr Sorgen bereiten durfte, und verließ die Wehrmauer.
9.
A uf dem Weg in die Küche traf Ciara auf Simon von Kirchberg. Sie wollte rasch an ihm vorbeigehen, doch er lüpfte seinen Hut und sprach sie an. »Gott zum Gruße, Jungfer Ciara. Ihr eilt hier wie ein Wirbelwind durch die Burg. Dabei solltet Ihr Euch auch einmal etwas Ruhe gönnen.«
»Ruhe kann ich mir erst gönnen, wenn Irland frei ist und wir Frauen nicht mehr die Arbeit unserer Männer tun müssen, weil diese für den Kampf gegen die Engländer gebraucht werden.«
Ciara klang abweisend. Zwar hatte sie sich früher nach diesem Mann verzehrt, doch seit sie ihn besser kannte, hatte dieses Gefühl einer wachsenden Verachtung Platz gemacht.
Simon von Kirchberg hob mit einer theatralischen Geste die Arme. »Wir sind auf einem guten Weg, Irland zu befreien. England hat eine herbe Niederlage erlitten, und wer weiß, ob sie es überhaupt noch einmal wagen, ein Heer nach Irland zu schicken. Die Ketzerin Elisabeth weiß, dass der Herr im Himmel auf unserer Seite steht. Betet daher für unseren Sieg und seid versichert, dass ich das Meine dazutun werde.«
Da war diese angeberische Art wieder, die sie früher für Selbstvertrauen und Mut gehalten hatte. Aber befreundete Clankrieger hatten ihr berichtet, dass Simon ihnen nicht gerade durch besonderen Kampfgeist aufgefallen war. Er hatte vor allem seine Söldner kämpfen lassen und selbst nur dann eingegriffen, wenn es unumgänglich geworden war. Sein Vetter war da von anderem Format. Ihre Wangen röteten sich, als sie an Ferdinand dachte. Dieser würde niemals seinen eigenen Wert über Gebühr herausstreichen und im Gegenzug die Leistung anderer kleinreden.
»Verzeiht, Herr von Kirchberg, aber ich muss weiter. Wie Ihr selbst sagtet, gibt es für mich viel zu tun. Oder wollt Ihr keinen Met mehr zu den Mahlzeiten trinken, sondern Wasser?«, sagte sie, da Simon ihr den Weg nicht freigab.
»Ihr seid wirklich eine Hausfrau, wie ein Mann sie sich besser nicht wünschen könnte.«
Trotz seiner schmeichlerischen Worte war Simon nicht auf eine Ehe mit ihr aus. Nur der Gedanke, sie könnte vielleicht Gefallen an Ferdinand finden und diesem gewähren, was er selbst bisher nicht von ihr zu fordern gewagt hatte, brachte ihn dazu, ihr den Hof zu machen.
Ciara entschlüpfte ihm wortlos und eilte weiter. Nachdenklich blickte Simon hinter ihr her. Dieses Mädchen war wahrlich eine Schönheit, wie er sie auf dem Kontinent nur selten zu Gesicht bekommen hatte. Nun fragte er sich, ob eine Ehe mit Ciara wirklich nachteilig für ihn wäre. Die Monate in Irland hatten ausgereicht, um ihn erkennen zu lassen, dass kaum einer der großen Clanoberhäupter bereit war, ihm, dem Landfremden, eine Tochter zum Weib zu geben. Auch wusste er, dass Oisin O’Corra ihn ungern als Schwager sehen würde, da dieser hoffte, durch Ciara das Bündnis mit einem starken Clan eingehen zu können.
Andererseits hatte Hugh O’Neill auch schon in seiner Gegenwart angedeutet, dass Oisin nicht zu hoch greifen durfte, wenn er seine Gunst nicht verlieren wollte. Für ihn selbst hieß dies, sich mehr an O’Néill zu
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