Feuertochter: Roman (German Edition)
Es ist Aodh Ruadh O’Domhnaill gelungen, Sligeach einzunehmen und die Ui’Connor von dort zu vertreiben. Jetzt will auch Aodh Mór O’Néill gegen die von den Engländern beherrschten Städte vorgehen. Auf seinen Befehl hin soll ich mit meiner Schar ebenfalls eine Stadt erobern.«
»Dafür brauchst du gewiss nicht meine Hilfe«, antwortete Ciara mit abwehrender Geste.
»Du hast dich auf unserem letzten Feldzug als sehr wertvoll erwiesen. Es kann sein, dass ich dich wieder benötigte, um die Engländer zu überlisten.« Oisin wies auf die Burg. »Ich möchte diese hässliche Situation beenden und dich und deinen Anhang von Buirre und seinen Leuten trennen.«
»Nichts leichter als das«, antwortete Ciara. »Schick Buirre fort! Mehr als drei oder vier Krieger werden ihm nicht folgen, wenn überhaupt.«
Oisin schüttelte vehement den Kopf. »Unser Clan ist klein und schwach, Ciara, und ich kann auf keinen einzigen Mann verzichten. Auch nicht auf Buirre! Aus diesem Grund werde ich mit einer Schar von gut einhundert Kriegern aufbrechen und den Rest unter Buirres Kommando hier zurücklassen. Du und Saraid kommt mit mir. Ich hoffe, dass Bríd in der Lage ist, die anderen Mägde zu überwachen. Zwar zählt sie zu euren Anhängerinnen, doch sie wird sich ebenso wie die anderen Weiber ruhig verhalten, solange ihr beide weg seid.«
Damit hatte ihr Bruder nicht unrecht, sagte Ciara sich. Sie und Saraid waren diejenigen, die offen gegen Buirre Partei ergriffen. Aber das taten auch Ionatán und Ferdinand von Kirchberg.
»Es gibt noch jemand, den du nicht zurücklassen kannst, und zwar Ionatán. Buirre hasst ihn und würde ihm so lange zusetzen, bis er zur Waffe greift«, sagte sie nachdenklich.
»Ich wollte ihn auch nicht zurücklassen, ebenso wenig wie Herrn Ferdinand«, erklärte Oisin.
Ciaras Herz machte einen Sprung. Selbst nach Ferdinand zu fragen, hatte sie nicht gewagt, um ihre Gefühle für den jungen Deutschen nicht zu verraten. Nun aber nickte sie lächelnd.
»Du hast alles gut bedacht, Oisin. Dennoch schiebst du das Problem damit nur vor dir her. Wenn wir von unserem Kriegszug zurückkommen, wird alles wieder so sein wie jetzt.«
Oisin jedoch vertraute darauf, dass die harten Fronten mit der Zeit brüchig und die beiden Frauen Buirres Verbleiben beim Clan akzeptieren würden. Zumindest aber hatte er Zeit gewonnen. Nach ein paar Erfolgen gegen die Engländer, sagte er sich, würde Maeves Tod in Vergessenheit geraten und damit auch der Streit im Clan ein Ende haben.
»Ich danke dir, dass du darin einwilligst«, sagte er erfreut. »Übermorgen werden wir aufbrechen. Aithil sende ich heute noch zu O’Néill, um diesem die Nachricht zu überbringen. Danach wird er sich uns anschließen. Ich will weder ihn noch Buirre vor den Kopf stoßen, indem ich einen von ihnen zum Kastellan ernenne und den anderen ihm unterstelle.«
»Du nimmst viel zu viel Rücksicht auf Buirre!«, antwortete Ciara herb.
»Er war ein guter Mann, bevor er Saraid zur Frau nahm, und ich hoffe, dass er es wieder wird.«
»Das klingt fast so, als würdest du Saraid die Schuld daran geben, was aus Buirre geworden ist!«
Ciara klang so zornig, dass Oisin eine besänftigende Geste machte. »Bei Gott, so habe ich es nicht gemeint! Aber die Ehe mit ihr hat ihm nicht gutgetan. Sie ist eine starke Frau mit einem festen Willen. Doch er hat versucht, sich ohne Rücksicht gegen sie durchzusetzen, und dabei Grenzen überschritten, die er besser gewahrt hätte.«
»Auch ich bin eine Frau mit einem starken Willen.«
Oisin begriff die Warnung, die in Ciaras Worten lag. Obwohl sie Geschwister waren, hatte er sie vor seiner Rückkehr nach Irland nur wenige Wochen gesehen und wusste im Grunde nichts über sie. Während seiner Zeit in Frankreich hatte er ihr nicht einmal Geld schicken und ihr das Leben damit erleichtern können. Nun stellte er sich vor, wie sie barfuß und in einem alten Kleid am Strand nach Muscheln und Vogeleiern gesucht hatte, um nicht zu verhungern. Sie hatte ihr Leben gelebt und er das seine, und das fast ohne Verbindung zueinander. Es tat ihm leid, dass die Schwester ihm fremd geblieben war, und er sagte sich, dass er sie nicht gegen ihren Willen verheiraten durfte. Wozu es führte, wenn die Eheleute nicht zueinander passten, hatte er an Saraid und Buirre gesehen.
Verwundert über sein langes Schweigen, sah Ciara ihren Bruder an. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«
»Doch«, antwortete Oisin mit einem Laut, der wie ein
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