Feuertochter: Roman (German Edition)
Rechten führte sie ihren Esel, während sie die Linke in Gamhains Nackenfell krampfte. Die große Hündin war im Augenblick wohl ihr bester Schutz. Doch gegen die Schwerter der Engländer würde auch Gamhain nichts ausrichten können.
Obwohl nur wenige Minuten vergingen, dauerte es für Ciaras Gefühl endlos lange, bis die Engländer zu ihnen aufgeschlossen hatten. Es handelte sich um ebenso gut gekleidete wie ausgerüstete Soldaten zu Fuß, die von einem berittenen Offizier angeführt wurden. Dieser sah noch sehr jung aus und hatte seine Stellung wohl eher seinem gesellschaftlichen Rang als seiner Erfahrung zu verdanken. Ein vierschrötiger Sergeant schritt mit Hellebarde in der Hand hinter ihm, während ein Drittel der Männer mit Musketen und der Rest mit Piken bewaffnet waren.
Als die Engländer Ciaras Gruppe entdeckten, befahl der Sergeant den Männern, schneller zu werden, und überholte dabei sogar seinen Offizier. Dieser schien nicht so recht zu wissen, was er tun sollte, und ließ daher seinen Untergebenen freie Hand.
Ein Teil der Engländer eilte nach vorne und schloss Ciara und deren Begleitung ein. Während der Offizier sich im Hintergrund hielt, trat der Sergeant auf die sechs zu und entblößte die schadhaften Zähne zu einem Grinsen.
»Na, wen haben wir denn da?«, fragte er spöttisch.
Ionatán überlief es heiß und kalt, als er die Stimme des Mannes vernahm. Zwar trug der Kerl eine andere Rüstung, doch er hatte in ihm beim ersten Wort den Anführer der Männer erkannt, die Richard Haresgill damals in sein Dorf geschickt hatte, um es niederzubrennen und die Bewohner zu demütigen. Mit einem Mal sah Ionatán deutlich die Szene vor sich, in der dieser Mann sich auf Maeve gestürzt und sie als Erster geschändet hatte. Während seine Hand sich langsam an den Griff seines Kurzschwerts schlich, das er unter einem primitiven Mantel verbarg, musterte Ciara den Engländer mit einem kalten Blick.
»Wir sind Reisende und wollen nach Léana.«
»Was für ein Zufall! Dorthin wollen wir auch«, rief einer der Soldaten mit irischem Akzent.
Ein Blick seines Unteroffiziers brachte ihn zum Schweigen. Dieser mustere Ciara und Saraid und stellte fest, dass in der abgerissenen und schmutzigen Kleidung zwei schöne Frauen steckten. Grinsend leckte er sich die Lippen und fasste Ciara am Kinn.
»Ich will euch sagen, was ihr seid, nämlich gar nichts! Oder besser gesagt, Dreck, der hier in Irland zusammengekehrt worden ist und zufällig menschliche Gestalt besitzt. Ihr treibt es mit diesem verdammten O’Néill und seinen Rebellen und spioniert für diese. Es ist gewiss ein gottgefälliges Werk, wenn wir euch einen Kopf kürzer machen.«
»Sergeant, was soll das?«, mischte sich der jungenhafte Offizier ein.
Der Unteroffizier wandte sich mit einer betont devoten Miene zu ihm um. »Verzeiht, Euer Lordschaft, aber ich weiß, wie man mit Iren umgehen muss, damit sie kuschen. Ihre Weiber legt man am besten auf den Rücken und schiebt ihnen einen richtigen Engländer in den Bauch, während man die Männer am nächsten Baum aufhängt. Hätte der gute Henry Bagenal, Gott sei seiner armen Seele gnädig, das gleich von Anfang an gemacht, hätte Seine Gnaden, der Earl of Essex, nicht mit einem Heer braver Engländer übers Meer kommen müssen, um diesem Gesindel beizubringen, wer hier das Sagen hat. Diesen hier bringen wir es bei. Los, Männer, knüpft die vier Kerle auf! Mit den Weibern werden wir uns ein paar vergnügliche Augenblicke machen. Wenn Ihr, Sir, die Jüngere als Erster haben wollt, nehme ich mir die andere vor. Die hat sich auch gut gehalten.«
»Aber das können wir doch nicht tun!«, wandte der Offizier schockiert ein.
Sein Untergebener achtete nicht mehr auf ihn, sondern packte Ciara und wollte sie zu Boden zwingen. Da vernahm er Gamhains Knurren.
»Bringt den Köter um!«, rief er seinen Männern zu.
Bevor auch nur einer etwas tun konnte, hielt Ionatán sein Kurzschwert in der Hand und schlug zu. Der Arm, mit dem der Sergeant Ciara gepackt hielt, flog davon. Noch in derselben Bewegung führte Ionatán seine Waffe erneut gegen den Mann und durchtrennte ihm die Kehle.
Ein zweiter Engländer starb, bevor die anderen reagieren konnten. Doch als sie voller Wut auf Ionatán eindringen wollten, klang ein zorniger Ruf auf und ließ sie erstarren.
Da die Engländer ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Ciara und deren Begleiter gerichtet hatten, war es Ferdinand, Oisin und den Männern gelungen, sich
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