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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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heranzuschleichen. Kaum hatte Ionatán den Sergeanten erschlagen, brach Ferdinand mit langen Schritten durch die Gruppe der überraschten Engländer, fasste mit einer Hand den Zügel des Pferdes, auf dem der Offizier ritt, und hielt dem Mann mit der anderen Hand das Schwert an die Kehle.
    »Bleibt ganz ruhig«, rief er, »wenn ihr wollt, dass der Edelmann am Leben bleiben soll!«
    Die Soldaten erstarrten und drehten sich langsam um. Sie sahen nicht nur ihren Anführer, der in höchster Gefahr schien, niedergestoßen zu werden, sondern auch die irischen Krieger, die grinsend aus dem Wald heraustraten und ihre Waffen auf sie richteten. Einige Engländer versuchten noch, die Lunten ihrer Musketen anzublasen, doch Ferdinand bemerkte es und fuhr sie an.
    »Ein Schuss oder ein Stich, und ihr seid alle tot!« Dann wandte er sich an den Offizier. »Nun, Sir? Was sagt Ihr dazu? Oder hat es Euch die Sprache verschlagen?«
    Der junge Mann, der kaum älter als sechzehn sein mochte, schwitzte Blut und Wasser. Die Ehre gebot ihm, Widerstand zu leisten, selbst wenn es ihn das Leben kostete. Als er jedoch zu sprechen begann, führte die Angst seine Zunge.
    »Wenn Ihr meinen Männern Schonung gewährt, legen wir die Waffen nieder.«
    Ferdinand wechselte einen kurzen Blick mit Oisin.
    »Es ist gewährt!«, sagte dieser und atmete auf, als die Engländer ihre Waffen fallen ließen, als wären diese glühend heiß geworden. Zwei seiner Männer zerrten den jungen Offizier vom Pferd und fesselten ihm die Hände. Die anderen kümmerten sich um dessen Leute. Zu Ferdinands Verblüffung beteiligten sich sogar mehrere Soldaten daran und entwaffneten ihre Kameraden.
    »Was soll das?«, fragte er.
    Einer der Kerle drehte sich grinsend zu ihm um. »Wir sind gute Iren und wollen für unsere Heimat kämpfen.«
    »Aber ihr steckt in englischer Soldatentracht und seid ausgezogen, um für die Sasanachs Iren zu töten.« Ferdinand traute den Männern nicht, doch deren Wortführer hob in einer verzweifelt komischen Geste die Hände.
    »Von irgendetwas muss man doch leben, Euer Lordschaft, und wenn es vom Sold ist, den die Engländer einem zahlen. Trotzdem sind wir gute Iren und stolz, uns tapferen Landsleuten anschließen zu können. Euren Abzeichen nach seid ihr Ui’Corra. Damit sind wir Verwandte. Ich bin Deasún O’Corraidh. Ihr Ui’Corra seid ein abgespaltener Teil unseres Clans.«
    »Die Ui’Corraidh sind ein abgespaltener Teil von uns!«, wies ihn einer von Oisins Kriegern zurecht.
    Während zwischen den beiden Männern ein Streit entbrannte, in den sich auch andere einmischten, steckte Ferdinand sein Schwert ein und trat auf Ciara zu. »Ihr wart sehr mutig! Dennoch bin ich fast gestorben, als der englische Unteroffizier Euch zu nahetreten wollte.«
    »Ich war keinen Augenblick in Gefahr, denn ich wusste mich unter Eurem Schutz!« Ciara lächelte versonnen. Mit seinem kühnen Eingreifen hatte Ferdinand nicht nur Ionatán gerettet, sondern auch die gesamten Engländer entwaffnet.
    Unterdessen betrachtete Ionatán den toten Sergeanten und spürte, wie sein Zorn nachließ und unendlicher Trauer Platz machte. Mit einer verzweifelten Geste wischte er sich die Tränen aus den Augen und sah Ciara an. »Der da war der Anführer der Männer, die unser Dorf überfallen haben, und der Erste, der Maeve Gewalt angetan hat. Ihn musste ich töten. Das war ich ihr schuldig.«
    Saraid legte ihm die Hand auf die Schulter und rang sich ein Lächeln ab. »Ja, das warst du Maeve schuldig. Ohne diesen Mann würde sie vielleicht heute noch leben und wäre deine Frau, so wie Gott es bestimmt hat. Oh Himmel, wie ich diese Engländer hasse! Ich wünschte, sie hätten alle nur einen einzigen Hals, den ich mit einem Schnitt meines Dolches durchschneiden könnte.«
    »Aber das haben sie nicht. Aus diesem Grund müssen wir weiterkämpfen. Jetzt gilt es erst einmal, die Stadt einzunehmen.« Ferdinand befahl den Männern, die beiden Toten beiseitezuräumen, und trat dann zu Oisin. »Wir haben sechzig Gefangene gemacht und damit sechzig englische Kriegertrachten. Das sollten wir ausnützen.«
    »Ihr wollt, dass wir als angebliche Ablösung in die Stadt einziehen und die alte Besatzung niederkämpfen? Es werden aber nicht weniger Männer sein als wir, und dann haben wir auch noch die Stadtmiliz gegen uns«, wandte Oisin ein.
    »Nicht, wenn wir ein gutes halbes hundert angeblicher irischer Gefangener mit in die Stadt nehmen. Würdet Ihr Deasún O’Corraidh vertrauen?«, fragte

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