Feuertochter: Roman (German Edition)
dem Gaul! Meiner musste schließlich auch dran glauben.«
Damit wandte Simon von Kirchberg seine Aufmerksamkeit wieder den Engländern zu und stellte mit einer gewissen Erleichterung fest, dass diese nicht mehr so schnell aufholten wie zuvor.
Unterdessen musterte der Kapitän Ferdinand besorgt. Sein Hieb war hart gewesen, und es mochte durchaus sein, dass Ferdinand von Kirchberg nicht mehr aufwachte. Damit wäre er der Rache des älteren Kirchberg ausgeliefert, und der war kein Mann, der lange fackelte.
Mit besorgter Miene winkte er einen Matrosen heran. »Bring den Signore nach unten in seine Koje, Bino, und verbinde ihn. Ich will nicht, dass er hier alles vollblutet!«
Während der Matrose sich Ferdinand wie einen Mehlsack über die Schulter wuchtete, befahl der Kapitän einem zweiten, den Blutfleck an Deck abzuwaschen.
»Und noch etwas!«, setzte er hinzu. »Wenn Signore Ferdinando wieder aufwacht, sagt ihr kein Wort darüber, wer ihn niedergeschlagen hat. Soll er denken, sein Vetter sei es gewesen.«
»Si, Capitano!« Der Mann zog ab und informierte seine Kameraden, bevor er einen Eimer holte, eine Leine daran band und ihn über Bord warf, um Wasser zu schöpfen. Kurz darauf zeugte nur ein nasser, rasch trocknender Fleck davon, dass Ferdinand von Kirchberg an dieser Stelle niedergeschlagen worden war.
7.
A ls Ferdinand erwachte, war es stockdunkel um ihn, und ihm brummte der Schädel, als habe er versucht, ein halbes Dutzend hartgesottener Söldner unter den Tisch zu trinken. Außerdem war ihm so übel, dass er fürchtete, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Da er sein Bett nicht beschmutzen wollte, zwang er sich, es zu verlassen, und als er endlich aufrecht stand, schwankte der Boden unter ihm, als wäre er wirklich betrunken.
Erst langsam fiel ihm ein, dass er sich an Bord der Margherita befand und auf dem Weg nach Irland war. Hatte es hier nicht Probleme gegeben?, fragte er sich und erinnerte sich nur mühsam an die englischen Schiffe, die sie gejagt hatten.
Im nächsten Augenblick vergaß er die Engländer wieder, denn sein Magen rebellierte nun mit aller Macht. Er würgte bereits, als er endlich den Niedergang ertastete und nach oben stieg.
Draußen leuchteten die Sterne des nördlichen Himmels über dem Schiff, und in der Ferne vernahm er das Rauschen, mit dem die Wellen an ein ihm unbekanntes Ufer schlugen. Es gelang Ferdinand gerade noch, die Windrichtung auszumachen, so dass er nicht auf der falschen Seite des Schiffes erbrach und sein Gesicht und die Kleidung beschmutzte.
Als die Krämpfe nachließen, war er froh, sich an der Reling festhalten und einfach den Kopf hängen lassen zu können. So schlecht war es ihm nicht einmal ergangen, als die Veteranen seines Onkels Franz ihm nach dem Sieg gegen die Feinde kräftig eingeschenkt hatten.
Ferdinand wusste nicht, wie lange er an der Reling hängend gelbe Galle hochgewürgt hatte. Sein Kopf fühlte sich mittlerweile an wie eine Trommel, auf die ein missgünstiger Dämon mit einem eisernen Stock schlug, und zuletzt weinte er vor Elend und Schmerz. Schließlich sank er auf die Planken und wünschte sich nur noch zu sterben.
Mit einem Mal verdeckte ein Schattenriss die Sterne. »Na, Kleiner, geht’s wieder?«
»Simon! Mein Gott, was ist geschehen? Wo sind die Engländer?«
»Anscheinend haben wir sie abgehängt«, antwortete Simon von Kirchberg, ohne auf die erste Frage einzugehen. »Der Schiffer steuert jetzt einen anderen Kurs, der uns im großen Bogen um Irland herumbringt. Wir werden weiter im Norden anlanden als geplant. Doch das ist für uns von Vorteil, denn dann haben wir es nicht so weit bis zu Oisin O’Corras Burg. Die letzte Nachricht von ihm war, dass er diese gemeinsam mit Hugh O’Neill, dem Earl of Tyrone, besetzen will. Aber wir werden vorsichtig sein müssen. Da wir den größten Teil unserer Söldner verloren haben, dürfen wir keiner englischen Patrouille in die Quere kommen.«
»Die Violetta ist also verloren.«
»Es gab keine Möglichkeit, sie zu retten.«
»Und mein braver Martin?«
Simon von Kirchberg legte seinem Vetter wie zum Trost die Hand auf die Schulter. »In Stunden der Not muss jeder Opfer bringen, mein Junge. Also sei nicht traurig, sondern richte deine Gedanken nach vorne und lass die wahren Schuldigen dafür bezahlen, dass wir die Pferde über Bord werfen mussten. In Irland wirst du genug Gelegenheit dazu haben, es den Engländern heimzuzahlen, das verspreche ich dir!«
»Warst du nicht schon
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