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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ein wenig regnet.« Ciara blickte zum Himmel auf, der sich als schmaler, grauer Streifen über ihnen spannte. Zu beiden Seiten der Straße erstreckte sich dunkel und unheimlich der Wald. Nichts rührte sich darin, und doch war er voller Leben. Auch spendete der Wald Nahrung, wenn die Ernte schlecht ausfiel und der Hunger wie ein dürres Gespenst an die Türen klopfte.
    Regentropfen, die ihr Gesicht trafen, brachten sie wieder auf Saraids Bemerkung zurück. Zu ihrem Leidwesen sah es nicht so aus, als wäre es nur ein kurzer Schauer. An und für sich war das ganz gut, dachte sie, denn wenn die Straßen schlammig wurden, behinderte es die Engländer mit ihren Kanonen und Proviantwägen mehr als die eigenen Leute. Diese konnten unter den uralten Baumriesen des Waldes marschieren, denn sie trugen das, was sie verzehrten, bei sich.
    Die nächsten Stunden regnete es ununterbrochen, und die Ui’Corra begannen zu bedauern, dass Dries Vandermeers Söldner vor ihnen zogen. Da diese Truppe den Weg zertrampelte, wurde der Boden so matschig, dass sie bis über die Knöchel darin versanken. Schließlich gab Oisin den Befehl, in den Wald auszuweichen.
    Für Ciara und Saraid und die anderen Reiter hieß dies, aus den Sätteln zu steigen und zu Fuß zu gehen. Obwohl sich die Marschkolonne zwischen den Bäumen in ungeordnete Haufen auflöste, kamen sie nun rascher voran als auf der Straße, und am Abend konnte Toal, der als Späher diente, mitteilen, dass sie Vandermeers Söldner überholt hatten.
    »Schneller als die sind auch die Engländer nicht«, spottete Aithil.
    »Eher langsamer, würde ich sagen, denn sie führen ihre Wagen und Kanonen mit sich. Wenn sie könnten, würden sie auch ihre Burgen auf Räder stellen und mitnehmen, um vor unseren Angriffen sicher zu sein!« Oisin klopfte Aithil lachend auf die Schulter und beteiligte sich eigenhändig an den Vorbereitungen für eines der Lagerfeuer. Zuerst schlugen sie lange Zweige von den Bäumen, entasteten diese und steckten sie in den Boden. Darüber wurde eine alte Lederdecke gespannt, die verhinderte, dass der Regen direkt in das darunter entzündete Feuer fiel. Über dieses wurde ein Kessel gehängt und darin die Suppe gekocht.
    Da Ciara und Saraid die auffordernden Blicke nicht ignorieren konnten, übernahmen sie diese Arbeit. An den anderen Lagerfeuern wurden die jüngsten Krieger zum Kochen eingeteilt. Toal machte es sogar freiwillig, denn es gab ihm das Gefühl, richtig dazuzugehören. Auch Ionatán zögerte nicht, mit anzupacken.
    »Die Stimmung ist prächtig. Man sollte nicht meinen, dass wir in eine Schlacht gegen einen mehrfach überlegenen Feind ziehen«, lobte Ferdinand die Krieger.
    »Warum sollten wir furchtsam sein?«, fragte Aithil lachend. »Solange Gott, der Herr, mit uns ist, kann uns die Zahl der Feinde nicht schrecken. Wie steht es schon in der Bibel: Mit Mann und Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen! Dies wird auch jetzt so sein. Die Fahnen Englands werden in den Staub sinken …«
    »Eher in den Matsch«, spottete Ferdinand.
    »… und Englands Stolz mit ihnen«, fuhr Aithil fort, ohne sich um den Zwischenruf zu kümmern.
    »Tod den Engländern! Tod allen Ketzern!«, rief Pater Maitiú aus. »Gebt keine Gnade, Männer! Jeder tote Engländer ist für euch eine Stufe, die euch dem Himmelreich näher bringt. Tötet alle und sorgt dafür, dass ihre Pharaonin, die falsche Elisabeth, dieser ehebrecherische Bastard der Hure Anne Boleyn, ihr Gesicht vor Scham und Trauer verhüllen muss. Ich sage euch …« So ging es in einem fort.
    Ferdinand war die Hetzrede des Priesters zuwider, und er entfernte sich vom Lagerfeuer. Plötzlich tauchte ein Schatten neben ihm auf, der sich als Cyriakus Hufeisen entpuppte.
    Dieser schüttelte angewidert den Kopf. »Mit dem Maul haben die Iren den Krieg schon gewonnen. Wollen wir nur hoffen, dass ihre Arme auch das vollbringen, was sie hier so vollmundig ankündigen.«
    »Die Iren sind tapfer. Das hast du oft genug erlebt. Also sollten wir froh sein um ihren Mut«, schalt Ferdinand den Haudegen.
    »Gegen Mut habe ich nichts, Herr Ferdinand. Ich will auch nicht sagen, dass die Iren Maulhelden sind. Nur vertrauen sie mir zu viel auf Gott und zu wenig auf ihren Verstand. Aber was soll’s! Wir beide sitzen mit in der Bratpfanne und können nur hoffen, dass darunter nicht zu heiß angeschürt wird. Und nun nichts für ungut. Wenn ich jemand sehe, pfeife ich!« Damit berührte Hufeisen mit zwei Fingern sein nasses Barett und

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