Feuertochter: Roman (German Edition)
allen Iren zu zeigen, wer wir Ui’Corra sind.«
»Essex greift also doch an!« Auch Ciara bekreuzigte sich, aber mehr aus Sorge, hatte sie doch in den letzten Wochen so viel von dem großen Heer der Engländer gehört, das schier unbesiegbar sein sollte. Ihr Blick suchte Ferdinand, und sie begriff, was ihn antrieb. Er wollte sich ihrer würdig erweisen. Dies hieß jedoch, dass er den Kampf tollkühn und ohne Rücksicht auf sein Leben führen würde. Der Gedanke, er könnte dabei fallen, schmerzte sie, und sie nahm sich vor, ihn zu bitten, vorsichtig zu sein. Vor allem aber wollte sie in seiner Nähe bleiben, um ihm bei einer Verwundung beistehen und helfen zu können.
Innerlich zitternd trat sie auf ihren Bruder zu. »Ich komme mit.«
Oisin wollte schon ablehnen, sagte sich dann aber, dass sie ihm damit die Gelegenheit bot, sie einigen Clanführern als mögliche Ehefrau oder Schwiegertochter vorzuführen, und nickte. »Also gut, du und Saraid, ihr könnt mitkommen. Doch ihr braucht männlichen Schutz. Kirchberg, dafür seid Ihr zuständig! Hütet meine Schwester wie Euren Augapfel – und meine Cousine natürlich auch.«
»Sehr wohl, Herr Oisin!« Ferdinand sah, wie Ciara ihm zublinzelte, und sagte sich, dass wohl selten ein Bock leichtsinniger zum Gärtner gemacht worden war als er.
11.
C iara verließ die Stadt mit dem Gefühl, sie würde Léana nie wiedersehen. Seufzend schüttelte sie den Kopf und schalt sich eine Närrin. Gott würde Irland nicht im Stich lassen, nicht gegen die Ketzer aus England, sagte sie sich und richtete ihre Blicke nach vorne. Oisin ritt an der Spitze des Zuges, ihm folgten Ferdinand und Aithil. Dahinter kamen die übrigen Ui’Corra-Krieger zu Fuß. Unweit von ihr saß Pater Maitiú auf einem schwarzen Maultier. In seiner schwarzen Kutte wirkte er auf sie wie ein Engel des Todes oder wie die Bean sidhe, jenes Geisterwesen, das zumeist als Todesbotin auftrat. Ihr Bruder hatte den Fanatiker nicht in der Stadt zurücklassen können, weil dort mehr als einhundert Engländer gefangen gehalten wurden. Auch hatte Oisin es nicht gewagt, Stammesleute zu deren Bewachung abzustellen, denn er traute ihnen zu, bei schlechten Nachrichten ihre Enttäuschung an den Gefangenen auszulassen und diese zu töten. Doch dafür waren sie als Geiseln zu wertvoll, so dass er sie sich für passende Gelegenheiten aufsparen wollte.
Als Besatzung hatte er Simon von Kirchberg und dessen Söldner bestimmt. Zum einen war es offensichtlich, dass die beiden Vettern nicht mehr in Frieden miteinander auskamen, und zum anderen verstand Ferdinand die Kampfweise der Iren besser.
Verwundert, wohin ihre Gedanken sich verirrten, bemerkte Ciara, dass sie hinter dem Marschzug zurückblieb, und spornte ihr Pferd an. Sie hatte sich entschlossen zu reiten. Auch Saraid ritt, allerdings auf dem Esel, der sie bereits auf mehreren Kriegszügen begleitet hatte. Von dem Tier fiel man wenigstens nicht so tief, dachte Ciara mit einem Glucksen. Dann galt ihre Aufmerksamkeit Gamhain, die neben ihr hertrabte. Es war offenkundig, dass die große Hündin schmollte. Sie mochte es nicht, wenn ihre Herrin so hoch über ihr saß. Ihre Versuche, sich auf die Hinterbeine zu stellen und sich mit den Vorderpfoten am Sattel abzustützen, waren daran gescheitert, dass der Hengst sich sofort seitwärts bewegte.
»Komm, sei brav! Dann bekommst du heute Abend etwas ganz Besonderes zu fressen«, versuchte Ciara die Hündin zu versöhnen.
Dabei glitten ihre Gedanken unwillkürlich zu Simon von Kirchberg zurück. Dieser verfügte nur noch über die Söldner, die er über das Meer mitgebracht hatte, denn Aodh Mór O’Néill hatte ihm die Männer, die er ihm anvertraut hatte, wieder entzogen. Diese Truppe marschierte nun unter Dries Vandermeers Kommando ein Stück vor ihnen. Simon hatte getobt, als die Nachricht eingetroffen war, und O’Néill in seiner Wut alles Mögliche geheißen. Ciara gönnte es ihm, denn er hatte sich in letzter Zeit arg aufdringlich benommen.
»Wir müssen wirklich eine Elfenkönigin verärgert haben, denn es beginnt zu regnen!«, murrte Saraid.
Ciara wandte sich lachend zu ihr um. »Es regnet doch oft in unserem Land!«
»Das schon, aber es könnte doch zum Teu…«, Saraid unterbrach sich und setzte ihre Rede fort, ohne dieses Wort ganz auszusprechen, »äh, trocken bleiben, wenn wir unterwegs sind. Gestern zum Beispiel hat es nicht geregnet und vorgestern nur ein wenig.«
»Dann wollen wir hoffen, dass es auch heute nur
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