Feuertochter: Roman (German Edition)
und ihn warnen, sich ihre Ungnade zuzuziehen, aber doch verbindlich genug, um sein hitziges Gemüt nicht in Wallung zu versetzen. Als sie die Sätze zu formen versuchte, begriff sie, dass sich beides kaum unter einen Hut bringen ließ.
10.
M it Aodh Ruadh O’Domhnaills Sieg am Curlew Pass war Léana fürs Erste gesichert. Oisin O’Corra konnte aufatmen und hoffen, die kleine Stadt als Zentrum eines vergrößerten Stammesgebiets behalten zu können. Doch dafür brauchte er Verbündete, und damit kam Ciaras mögliche Heirat ins Spiel. Auch musste er die Entscheidung treffen, ob er weiterhin zu Aodh Mór O’Néill halten oder sich dessen Verbündeten und größten Rivalen Aodh Ruadh O’Domhnaill anschließen sollte. Mit dem Vorsatz, nichts übers Knie zu brechen, suchte er seine Schwester auf.
»Kann ich mit dir sprechen? Allein!«, sagte er, als Saraid sich neugierig näherte.
Ciara sah ihn an. Als sie in seinem Gesicht zu lesen versuchte, stellte sie fest, dass sie einander immer noch fremd waren. Das lag wohl daran, dass ihr Bruder fünfzehn Jahre älter war als sie und zudem die meiste Zeit seines Lebens auf dem Kontinent verbracht hatte.
»Wir können auf die Wehrmauer steigen«, schlug sie vor.
»Gut!« Oisin ließ ihr den Vortritt, wurde dann aber von Gamhain abgedrängt, die es sich nicht nehmen ließ, ihrer Herrin zu folgen. Als sie auf der Mauer standen, blickte Oisin sinnend in das Land hinein.
Von hier aus wirkte der Wald seltsam fern, denn um die Stadt erstreckten sich weite Felder, auf denen die Bauern und ihre Knechte arbeiteten. Die Kuppen der Hügel hingegen boten Kühen und Schafen reiche Weide.
»Es ist ein fruchtbares Land, und ich würde es gerne behalten«, begann er das Gespräch.
Verwundert kniff Ciara die Augen zusammen. »Es ist zu weit weg von unserer Burg.«
»So weit auch wieder nicht. Es muss je kein breiter Streifen sein, der die beiden Teile verbindet. Zwei oder drei Meilen würden reichen, vielleicht auch fünf«, antwortete er und wusste doch ebenso wie seine Schwester, dass keiner ihrer Nachbarn dies zulassen würde.
»Dafür brauchen wir Verbündete«, fuhr er fort. »Am besten wäre ein Clan, der durch Verwandtschaft mit uns verbunden ist.«
Jetzt begriff Ciara, was er von ihr wollte, und schüttelte vehement den Kopf. »Ich werde keinen Mann heiraten, den ich nicht kenne, nur damit du diese Stadt hier behalten kannst.«
»Es ist deine Pflicht als Tochter des Clans!« Etwas anderes fiel Oisin nicht ein. Dann erinnerte er sich an ihre Schwärmerei für Simon von Kirchberg und packte sie mit einem festen Griff.
»Glaube nicht, dass ich dich dem Deutschen überlasse!«
Erschrocken nahm Ciara an, er wäre hinter ihre Liebe zu Ferdinand gekommen, doch seine nächsten Worte verrieten ihr, dass er von ihren wahren Gefühlen nichts wusste.
»Simon von Kirchberg ist ein tapferer Soldat, hat aber nur wenige eigene Söldner. Der größte Teil seines Bataillons wurde ihm von Aodh Mór O’Néill überstellt, und er hat diesem die Treue geschworen. Sie werden nicht für uns kämpfen, wenn andere Clans uns dieses Land streitig machen wollen.«
»Weshalb willst du mit anderen Clans um diese kleine Stadt kämpfen, Oisin? Die Engländer sind unsere Feinde, nicht unsere irischen Landsleute.« Ciara hoffte, ihren Bruder zum Einlenken zu bewegen, doch Oisin hatte ein Ziel vor Augen und wollte es unter allen Umständen erreichen.
»Ich werde dir einen guten Mann suchen, einen, der dich ehrenhaft behandelt und der unserem Clan hilft, seine Rechte durchzusetzen. Dies ist mein letztes Wort!«
Bevor Ciara etwas sagen konnte, stürmte Ferdinand heran. Seine Augen glitzerten erregt, und er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, sein Hemd zu schließen.
»O’Néill hat einen Boten geschickt! Wir sollen mit allen Männern, die wir aufbringen können, zu ihm stoßen. Essex hat sich in Marsch gesetzt und rückt auf Uladh vor.«
»Was sagt Ihr da?« Oisin ließ seine Schwester los und eilte Ferdinand entgegen.
»Die Entscheidungsschlacht naht! Wenn es uns gelingt, die Truppen des Earls of Essex zu schlagen, wird die englische Königin keinen Heerführer mehr finden, der es wagt, ein Heer nach Irland zu führen.« Ferdinands Begeisterung sprang auf Oisin über.
Dieser kniete nieder und faltete die Hände. »Mein Gott, ich danke dir, dass du mir die Möglichkeit gibst, den Mut und die Stärke unseres Clans zu beweisen, und ich bitte dich, gib uns die Kraft, den Feind zu besiegen und
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