Feuertochter: Roman (German Edition)
weitere Tage warten hieß, dass die englische Soldateska mindestens zwei weitere Dörfer verwüsten und plündern würde. Außerdem war der Anführer der Schar jener Mann, der seinem Clan einst die Heimat geraubt hatte.
»Wir werden Haresgill aufhalten und ihn spüren lassen, dass er hier nichts verloren hat«, erklärte Oisin nach kurzem Zögern. Seine Männer nickten zufrieden, und Ciara stieß einen leisen, hasserfüllten Ruf aus.
Ferdinand verzog besorgt das Gesicht, und auch Hufeisen winkte vehement ab. »Das geht nicht gut!«, raunte er Ferdinand zu.
Dieser blickte wieder zu den Engländern hinüber, die während des Gesprächs näher gerückt waren. Die Soldaten ließen bei ihrem Vormarsch den Wald nicht aus den Augen. Überraschen konnte man sie daher nicht. Doch Ferdinand begriff, dass er Oisin nicht mehr davon würde überzeugen können, auf Verstärkung zu warten.
»Möge unser Herr im Himmel und die Heilige Jungfrau Maria uns beschützen«, betete er und sah Oisin dann fragend an. »Wie wollt Ihr vorgehen?«
»Wir ziehen uns eine halbe Meile zurück. Dann werden Ciara, Saraid und Ionatán den Engländern entgegengehen. Sobald diese sie sehen und nur noch auf sie achten, greifen wir an.«
Oisins Plan gefiel Ferdinand ganz und gar nicht. Bislang war er bei solchen Ablenkungsmanövern stets mit von der Partie gewesen. Glaubte Oisin jetzt etwa, er wäre zu feige, sie auch diesmal zu begleiten?
»Ich gehe mit den dreien«, erklärte er und hoffte, dass es kein Weg ohne Wiederkehr für Ciara und ihn war.
Oisin stimmte nach kurzem Zögern zu. »Gut! Gebt auf meine Schwester und auf Saraid acht. Es wird hart werden.«
»Hoffentlich nicht zu hart«, knurrte Hufeisen. »Herr Oisin, Ihr verfügt nicht über ausreichend Musketen für einen solchen Streich. Außerdem sind da noch die fünfzig Reiter, die Haresgill mit sich führt. Die werden uns einiges zu kauen geben!«
Nach einem letzten Blick auf die langsam, aber stetig vorrückenden Engländer kehrte er diesen den Rücken und folgte Ferdinand und den Iren in den Wald. In dem Augenblick begann Ciaras Esel durchdringend zu schreien. Die junge Frau zuckte erschrocken zusammen, während Gamhain nach dem Esel schnappte, als wolle sie ihn auf diese Weise zum Schweigen bringen.
Ferdinand hielt zunächst die Luft an, stieß sie dann aber hart aus den Lungen und nickte Oisin zu. »Jetzt bleibt uns tatsächlich nichts anderes übrig, als Ciara mit dem Esel den Engländern entgegenzuschicken und zu hoffen, dass sie dadurch getäuscht werden.«
Der Ire nickte verbissen. Der Gedanke, dass seine Schwester und seine Cousine sich in eine tödliche Gefahr begaben, war ihm zuwider. Doch jetzt aufgeben hieße, Haresgills Mordbrennern weiterhin freie Hand zu lassen.
2.
P asst auf Euch auf, Herr Ferdinand!«, mahnte Hufeisen den jungen Mann.
Dieser lachte freudlos auf. »Ich werde mein Bestes tun! Aber gib auch auf dich acht, mein Freund. Ohne dich wäre ich in diesem Land verdammt allein.«
»Nicht ganz …«, antwortete Hufeisen mit einem Seitenblick auf Ciara. Dann schüttelte er den Kopf. »Frauen sollten nicht mit in den Krieg ziehen!«
»Aber uns von den feindlichen Soldaten ausplündern, vergewaltigen und umbringen lassen, das sollen wir, was?«, fuhr Saraid den Haudegen an.
»Wie man es auch betrachtet, ist Krieg eine schreckliche Sache. Ich frage mich, weshalb Gott in seiner Weisheit nicht verhindert hat, dass Menschen andere Menschen töten.« Für einen Soldaten wie Hufeisen waren dies ungewöhnliche Worte, doch Saraid begriff, dass es ihm damit ernst war.
Sie schenkte dem Söldner ein Lächeln und folgte Ciara, die bereits mit dem Esel und dem Hund die Straße entlangging. Ionatán hielt sich an ihrer Seite, während Ferdinand ein paar Schritte hinter ihnen blieb und sein langes Schwert unter der Decke verbarg, die er wie einen Mantel um sich geschlungen hatte. Er wirkte wachsam und angespannt. Saraid ging es nicht anders, und sie wusste, dass auch Ciara die Umgebung unentwegt im Auge behielt.
Mit einem Mal fuhr Saraid durch den Kopf, dass Ionatáns Frau auf Haresgills Befehl hin von dessen Männern vergewaltigt worden war, und beschleunigte ihre Schritte. Als sie zu dem jungen Mann aufgeschlossen hatte, fasste sie nach seiner Hand.
»Tu nichts Unüberlegtes, sonst bringst du uns alle in Gefahr.«
Ionatán atmete schwer, während sein Blick unruhig umherschweifte. Längst hatte sich der Gedanke in ihm festgesetzt, Richard Haresgill für alles
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