Feuertochter: Roman (German Edition)
stehen und blickte angstvoll nach vorne. Viel konnten sie durch die Bäume hindurch nicht erkennen, doch das stete Feuer der Engländer sprach dafür, dass diese nicht wie erhofft in Panik verfallen waren, sondern erbitterten Widerstand leisteten.
Trotz seiner Schmerzen wollte Ferdinand loslaufen, um den anderen zu helfen. Doch Ciara packte ihn und hielt ihn fest. »Bleib hier! Du bist verwundet!«
Da Ferdinand nicht auf sie hören wollte, rief sie Saraid zu Hilfe. »Wir müssen ihn aufhalten! Er verblutet uns sonst!«
Gegen beide Frauen kam Ferdinand nicht mehr an. Von Schwäche übermannt, sank er zu Boden und ließ zu, dass Ciara ihm Rock, Weste und Hemd auszog.
»Das sieht nicht gut aus«, flüsterte sie erschrocken, als sie den blutverschmierten Rücken sah. Auch die Wunde am Arm blutete stark. Daher zerriss Ciara einen ihrer Unterröcke und begann, Ferdinand zu verbinden.
Der junge Deutsche starrte verzweifelt auf den Waldrand. Von der Straße her klang immer noch Kampflärm, doch nun sah er die ersten Iren in die Deckung der Bäume zurückweichen. Etliche humpelten, andere mussten von Kameraden gestützt werden. Zwei, drei sanken zu Boden und blieben liegen. Einer hob die Hand und bat um Hilfe. Doch alle eilten vorbei, ohne dem Hilflosen auch nur einen Blick zu schenken. Dann tauchte Ionatán auf, bückte sich und half dem Mann auf die Beine. Als dieser sogleich wieder stürzte, lud Ionatán ihn sich auf die Schulter.
Ferdinand zählte immer mehr Iren, die sich in die Büsche schlugen. Als Letzter kehrte Oisin mit aschfahlem Gesicht zurück und blieb neben ihm stehen. »Ich hätte auf Euch hören sollen, Herr Ferdinand. Es waren zu viele, und sie kämpften wie die Teufel«, stieß er verzweifelt hervor.
»Wie viele Männer habt Ihr verloren?«
Oisin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall mehr, als der Clan vertragen kann. Außerdem sind die meisten Überlebenden verwundet. Wenn Haresgills Männer uns folgen, werden nur wenige ihnen entkommen.«
»Die gesunden und leicht verletzten Krieger sollen eine Abwehrreihe bilden und langsam in den Wald zurückweichen. Vielleicht können wir so die Überlebenden retten!«, schlug Ferdinand vor, begriff aber im nächsten Moment, dass nicht mehr genug Männer auf den Beinen waren, um sowohl kämpfen wie auch den Verwundeten helfen zu können.
Dennoch folgte Oisin seinem Rat und befahl seinen Kriegern, sich zum Abwehrkampf bereitzumachen. Ferdinand wollte sich ebenfalls einreihen, doch Ciara hielt ihn kurzerhand fest.
»Bist du verrückt geworden? Ich habe dich noch nicht fertig verbunden. So verblutest du uns unterwegs.«
»Meine Schwester hat recht!«, warf Oisin ein. »Ihr seid mir als Kampfgefährte und Ratgeber zu wertvoll, um Euch sinnlos zu opfern. Ciara, du versorgst seine Wunden und kümmerst dich dann um die anderen.«
Da Ferdinand nicht wollte, dass andere seinetwegen leiden mussten, hielt er still, solange Ciara ihm mit Saraids Hilfe eine Binde um den Brustkorb wickelte und verknotete. »So, jetzt geht es. Aber du brauchst jemand, der dich stützt!«, sagte sie schließlich.
Obwohl er ein schmächtiges Bürschchen war, wollte Toal Ferdinand zu Hilfe eilen, doch der wehrte ab. »Kannst du dich nach vorne schleichen und erspähen, was die Engländer machen? Bis jetzt sind sie nicht in den Wald eingedrungen, und ich fürchte, sie hecken eine Teufelei aus.«
Der Junge nickte und rannte los. Im nächsten Augenblick trat Hufeisen aus einem Gebüsch und reichte Ferdinand einen Ast, den er eben zurechtgeschnitten hatte. »Ich kann Euch nicht stützen, Herr, denn es sind etliche schlechter dran als Ihr. Wenn Ihr den Stock zu Hilfe nehmt, könnt Ihr vielleicht alleine vorwärtskommen.«
»Ihr tut ja alle so, als wäre ich kurz davor, mit Gevatter Tod auf Wanderschaft zu gehen«, antwortete Ferdinand empört. Dabei spürte er selbst, dass er den Stock brauchte. Solange er sich darauf stützte, konnte er einen Fuß vor den anderen setzen, auch wenn ihm der Rücken bei jedem Schritt höllisch weh tat. Im Gegensatz zu ihm mussten etliche andere Männer auf primitiv gefertigten Tragen transportiert werden. Ferdinand sah ihre verzweifelten Mienen und die Angst in ihren Augen, hilflos zurückgelassen zu werden.
Pater Maitiú hatte sich bis jetzt im Hintergrund gehalten, doch nun blickte auch er nervös in die Richtung, in der die Engländer zu hören waren, und trat auf Oisin zu.
»Wer sich noch auf den Beinen halten kann, muss fliehen,
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