Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
stank es so bestialisch, dass Ciara bis zum Fenster zurückwich und es aufriss, um frische Luft zu bekommen.
    Ferdinands Miene verriet Hufeisen, wie sehr dieser litt, und er schüttelte den Kopf. »Ihr habt Euer Gewerbe verfehlt, Medicus! Ihr hättet Folterknecht werden sollen.«
    Mit einem spöttischen Lachen drehte der Arzt sich zu ihm um. »Seid froh, dass ich es nicht geworden bin. Um Euren Freund stünde es dann schlimm. Ich glaube nicht, dass es auf dreißig Meilen im Umkreis jemand gibt, der ihn so verarzten kann wie ich. So, jetzt muss ich meinen Draht nur noch einmal heiß machen, dann sind wir für heute fertig!«
    »Gott sei Dank«, murmelte Ferdinand und stöhnte, weil der rot glühende Draht ihm erneut den Rücken versengte.
    Endlich legte der Arzt den Draht beiseite und löschte seine Lampe. Anschließend zog er eine kleine Flasche aus seinem Koffer, maß etwas von einem rötlich braunen Pulver in einen Becher ab und gab Met hinzu. »Das hier ist die gemahlene Rinde eines Baumes aus dem Süden Amerikas. Ein Seemann hat es mir als eine Art Wundermittel verkauft. Tatsächlich hilft es gegen vieles. Vor allem aber senkt es das Fieber und verhindert Entzündungen. Trinkt! Es wird Euch guttun.«
    Da Ferdinand kaum mehr in der Lage war, den Becher zu halten, flößte Ciara ihm das Gebräu ein. Danach war er so betrunken, dass er trotz seiner Schmerzen sogleich einschlief.
    Der Arzt sah mit einer gewissen Verärgerung auf ihn herab und wandte sich dann an Ciara und Hufeisen. »Ihr werdet ihn stützen müssen, damit ich ihn verbinden kann. Bei Gott, ich dachte, ein Mann wie er verträgt ein paar Becher Met.«
    Ciara lag auf der Zunge zu sagen, dass Ferdinand die letzten beiden Tage kaum etwas gegessen hatte und deshalb vom Whiskey und dem Met überwältigt worden war. Sie hielt sich jedoch im Zaum und richtete Ferdinand mit Hufeisens Unterstützung so weit auf, dass der Arzt seine Binden anlegen konnte.
    »So, das war der letzte Verband!«, erklärte der Arzt schließlich. »Wem darf ich die Rechnung übergeben? Mehr als zwei Dutzend Verletzte zu versorgen ist nicht billig.«
    »Gebt her!«, forderte Ciara ihn auf und musste ihm dann fast alle Münzen überlassen, die noch in ihrem Beutel waren.
    Als der Arzt schließlich gegangen war, wandte sie sich mit einer resignierenden Gebärde an Hufeisen. »Ich weiß nicht, ob wir es uns leisten können, den Mann noch einmal zu rufen.«
    Hufeisen löste seinen Beutel vom Gürtel und reichte ihn ihr. »Hier, nehmt! Ihr könnt mir das zurückgeben, was übrig bleibt. Aber ich will meinen Herrn und unsere Krieger gut versorgt sehen.«
    »Du bist ein edler Mensch, Hufeisen«, antwortete Ciara leise.
    »Sagt es aber niemandem weiter! Ich will nicht, dass irgendjemand es je erfährt.«
    »Ich werde mich hüten!«
    Ciara begriff, was der Mann befürchtete. Da er als Söldner ins Land gekommen war, der für Geld kämpfte, wollte er nicht von seinen früheren Kameraden für diese Tat verlacht werden. Saraid aber würde davon erfahren, sagte sie sich, damit ihre Cousine Hufeisen in Zukunft etwas freundlicher behandelte. Sie selbst würde das ebenfalls tun, auch wenn es dem Söldner in erster Linie um Ferdinand ging und weniger um die verletzten Ui’Corra.
    Halt!, rief sie sich zur Ordnung. Möglicherweise unterstellte sie dem Mann etwas, was gar nicht zutraf. Nachdenklich schenkte sie Met in einen Becher und reichte ihn Hufeisen.
    Er nahm ihn dankend entgegen und sah sie mit einem breiten Grinsen an. »Allein schon für euren Met und euren Whiskey lohnt es sich, für euch Iren zu kämpfen.«
    »Solange wir welchen haben, wirst du nicht dürsten müssen«, antwortete Ciara lächelnd und setzte sich zu Ferdinand ans Bett. Er schlief und schien seiner Mimik nach zu träumen. Hoffentlich von mir, dachte sie und ließ ihre Gedanken in eine Zukunft schweifen, in der kein Engländer ihr Glück mehr gefährden konnte.

7.
    E tliche Meilen von Léana entfernt musterte Richard Haresgill einen irischen Bauern mit gerunzelter Stirn. »Lügst du auch nicht?«
    »Nein, mein Herr, gewiss nicht. Ich habe die Männer gesehen. Sie sind zu sechst und haben sich in der Scheune meines Nachbarn versteckt. Dieser ist Engländer, müsst Ihr wissen! Er hat seinen Hof verlassen, als dieser Aufstand ausbrach, und mir die Obhut darüber anvertraut. Wäre er hier, könnte er Euch sagen, dass ich ein treuer Untertan Ihrer Majestät, Königin Elisabeths, bin und nichts mit diesem Rebellen O’Néill am Hut

Weitere Kostenlose Bücher