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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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jetzt warm genug. Wenn du willst, kannst du als Erste in die Wanne«, bot Saraid ihr an.
    Zunächst reagierte Ciara nicht darauf, doch schließlich raffte sie sich auf und begann sich mit steifen Bewegungen auszuziehen. »Wir brauchen unbedingt frische Kleidung«, sagte sie, als sie nackt in die Wanne stieg.
    »Ich habe schon danach schicken lassen. Hier ist die Seife. Soll ich dir die Haare waschen?« Saraid wollte schon damit beginnen, sah dann aber, wie schmutzig sie selbst war, und streifte ihr Kleid mit einem Ausdruck des Ekels ab.
    »Einen Vorteil hat es ja«, setzte sie mit einem kurzen Auflachen hinzu. »Da unsere Unterröcke und Hemden als Verbandsmaterial herhalten mussten, haben wir wenig auszuziehen und kommen schneller in die Wanne.«
    Sie wusch sich Hände und Arme und begann dann, die Haare ihrer Cousine einzuseifen.
    Plötzlich hob diese den Kopf und sah sie an. »Weißt du, warum Kirchberg die englischen Offiziere hier um die Ecke einquartiert hat?«
    Saraid schnaubte verächtlich. »Er will wohl für den Fall, dass England sich als stärker erweisen sollte, gut Wetter bei den Kerlen machen. Doch da hat er sich verrechnet. Wir Iren werden dieses Gesindel auf seine eigene Insel zurückjagen.«
    »Ich bete Tag für Tag darum, dass uns dies gelingen möge.« Ciara fröstelte und tauchte tiefer in das warme Wasser ein.
    »He, nicht so schnell! Wie soll ich dir so die Haare waschen«, beschwerte Saraid sich.
    Da Ciara sogleich wieder stillhielt, blickte sie nach einer Weile zufrieden auf die nassen, glänzenden Haare ihrer Cousine. »So, jetzt kommt noch dein Rücken dran, dann ist es an dir, mir diesen Dienst zu erweisen.«
    In den nächsten Minuten mieden die beiden ernste Themen und sprachen über ganz triviale Dinge wie das neue Duftöl, das Saraid kurz vor ihrem Aufbruch angemischt hatte, und ein Rezept für eine neue Seife.
    Als schließlich auch Saraid sauber war, trockneten sie sich ab und zogen die Kleider über, die ihnen eine Magd gebracht hatte. Da sie in den letzten Tagen nur noch ihre Röcke um die Beine gespürt hatten, engten die Unterröcke sie ungewohnt ein.
    »Es ist schon komisch, dass man als Frau so viele Lagen Stoff tragen muss«, maulte Ciara und erhielt von Saraid einen Nasenstüber.
    »So ist es nun einmal Sitte. Oder willst du, dass ein Luftzug deinen Rock hebt und alle deinen Hintern sehen können?«
    »Nein, natürlich nicht.« Ciara seufzte, prüfte dann, wie trocken ihr Haar war, und ging zur Tür. »Ich bin ein eigensüchtiges Ding, denn über meiner eigenen Bequemlichkeit habe ich unsere Verletzten ganz vergessen.«
    »Du meinst einen ganz bestimmten Verletzten«, spottete Saraid und erwog kurz, ihrer Cousine ins Gewissen zu reden, sagte sich dann aber, dass Ferdinand derzeit nicht in der Lage war, Ciaras Tugend auf die Probe zu stellen, und verschob die Predigt auf später.
    »Weißt du, was mich ärgert?«, fragte sie stattdessen.
    »Was?«
    »Dass Pater Maitiú uns verlassen hat, ohne uns und den Verletzten seinen Segen zu spenden. Und so was will Priester sein!«
    »Ich bin froh, dass er nicht mit uns gekommen ist«, antwortete Ciara. »Erinnere dich an den englischen Offizier, den er durch Buirre umbringen hat lassen. Er würde auch vor den hiesigen Gefangenen nicht haltmachten.«
    »Ich glaube nicht, dass Simon von Kirchberg das zugelassen hätte. Der Mann treibt sein eigenes Spiel, und ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt. Aber wolltest du nicht nach den Verwundeten sehen?«
    Saraid war froh, als ihre Cousine die Kammer verließ. Sie wollte noch über einiges nachdenken, was ihr auf dem Herzen lag, aber Müdigkeit überwältigte sie, und sie legte sich ins Bett. Kaum hatte ihr Kopf das dünne Kissen berührt, schlief sie ein und versank in einen wirren, beklemmenden Traum.

6.
    F erdinand erwachte, als ihn jemand an der Schulter packte und rüttelte. Mühsam drehte er sich um und blickte auf. Neben ihm stand ein fremder Mann in engen Hosen und einem grauen Rock. Das längliche Gesicht mit den blassen Augen wirkte kühl.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Ferdinand schlaftrunken auf Deutsch und wiederholte es auf Englisch.
    »Ihr seid kein Ire, ein Engländer aber auch nicht. Letztlich ist es mir vollkommen gleichgültig. Irgendwann wird Euch einer von Königin Elisabeths Sheriffs erwischen und am Hals aufhängen. Was mich betrifft – ich bin der Arzt, den ihr Schurken habt rufen lassen!« Der Mann machte keine Anstalten, verbindlich zu sein, und forderte Ferdinand

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