Feuertochter: Roman (German Edition)
niederländischen Rebellen zu unterstützen.«
»Diese elenden Hunde haben sich der Ketzerei verschrieben und erheben die Waffen gegen ihren Herrn, den König von Spanien!« Ciaras Augen funkelten zornig, denn sie begriff nicht, wieso Menschen vom rechten Glauben abfallen und gegen die von Gott geschaffene Ordnung rebellieren konnten.
Ferdinand hingegen dachte daran, wie sehr sich die Situation in den Niederlanden und in Irland glich. In beiden Ländern erhoben sich die Menschen, weil ihre Herren in der Kirche anders beteten als sie selbst. In den Niederlanden war es erst der verstorbene König Philipp II. gewesen und nun dessen Sohn Philipp III., und hier in Irland waren es König Heinrich VIII. und dessen Tochter Elisabeth. Auf dem Kontinent standen Protestanten gegen einen katholischen König und hier die Katholiken gegen eine protestantische Königin. Dennoch schien es mehr Gründe für diese Rebellionen zu geben als allein den Kampf um den Glauben. Beide Völker, die Niederländer wie die Iren, waren es leid, von Menschen regiert und verwaltet zu werden, die eine andere Sprache sprachen als sie selbst und die sie zudem als Wilde oder Bauerntölpel verachteten.
»Irgendwie ist die Welt aus den Fugen geraten«, murmelte er.
»Wir werden die Engländer von unserer Insel vertreiben, ganz gleich, ob Spanien nun tausend Soldaten schickt oder hunderttausend.« Ciara klang so kriegerisch, als wollte sie selbst Pike oder Muskete ergreifen und sich in O’Néills Kriegerschar einreihen.
Auf Ferdinand wirkten ihre Worte wie ein Signal. »Meine Verletzungen sind gut verheilt, und ich sollte längst wieder bei unseren Kriegern sein. Bei Gott, ich hätte aus den Männern, die wir in Léana zurückgelassen haben, eine Streifschar bilden und ihnen beibringen sollen, gegen eine in Reih und Glied angreifende Gruppe zu bestehen.«
Ciara erschrak. Wenn ihr Geliebter wieder in den Kampf zog, würden sie beide sich nur noch selten sehen und sich noch seltener lieben können. Um Irlands willen war sie zu diesem Opfer bereit, aber sie würde ihn nicht allein gehen lassen.
»Saraid und ich werden mitkommen, denn wir werden nicht bei Buirre zurückbleiben. Außerdem braucht du und die anderen jemanden, der für euch kocht und eure Wunden pflegt.«
»Ich weiß nicht, ob das gut ist.«
Noch während er es sagte, wurde Ferdinand klar, dass er Ciara nicht davon würde abhalten können, ihn zu begleiten. Es war sogar notwendig, denn sie würde weder bei Buirre noch in Léana den Schutz finden, den sie benötigte. Noch immer schmerzte es ihn, dass Simon seine Verletzung ausgenützt hatte, um Ciara zu bedrängen und sowohl sie wie auch ihn um ihre Pferde zu bringen. Wenn er es genau nahm, war er derzeit mittellos und daher nicht einmal in der Lage, eine Schiffspassage zum Kontinent zu bezahlen.
»Wir werden den Engländern einheizen, meine Liebe«, versuchte er Ciara und nicht zuletzt auch sich selbst Mut zu machen.
»Das werden wir!«, antwortete sie lächelnd. »Wir Iren müssen unsere Freiheit erringen, sei es unter einem eigenen König oder einem aus einem anderen katholischen Land. Länger unter der Herrschaft dieser Ketzerin Elisabeth zu leben ist ein Alptraum. Welch grässliches Weib die Frau ist, sieht man allein daran, dass sie den edlen Lord Essex gnadenlos hat hinrichten lassen, nur weil dieser unsere Rechte auf unser Land anerkennen wollte.«
Auch wenn Ferdinand nicht glaubte, Lord Essex wäre nur wegen seiner Sympathie für Irland zum Tode verurteilt worden, so fand auch er es eigenartig, dass der höchste Edelmann Englands und langjährige Günstling der Königin wegen seiner Verhandlungen in Irland sein Leben verloren hatte. Aber Essex’ Schicksal interessierte ihn weniger als Ciaras schlanker, verführerischer Leib. Als sein Blick ein dichtes Gebüsch streifte, das Schutz vor fremden Blicken bot, lenkte er Ciaras Aufmerksamkeit auf diese Stelle.
»Was meinst du? Lange werden wir nicht mehr Gelegenheit finden, allein zu sein.«
Ciara betrachtete nachdenklich die Büsche, die von moosbedeckten Bäumen umgeben waren. Auch wenn hier im Wald ein grün durchflutetes Dämmerlicht herrschte, so würde ihr Geliebter ihren Leib sehen können, und das musste sie irgendwann beichten. Dann aber warf sie den Kopf hoch, dass ihre Haare aufstoben und für einen Augenblick so grün schimmerten wie die einer Nixe. Sie liebte Ferdinand und er liebte sie. Daher fragte sie sich, weshalb es Sünde sein sollte, wenn sie sich
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