Feuertochter: Roman (German Edition)
bis wir die Küste von Tir Chonaill erreicht haben, und uns dort verstecken.« Oisin versuchte, energisch zu klingen, doch alle spürten das Elend, das in ihm wühlte.
Er sehnte sich danach, noch einmal jene Fluren zu betreten, in denen er aufgewachsen war. Doch die Gefahr, dort auf Haresgills Soldaten zu stoßen, war zu groß. Daher wandte er der Straße den Rücken zu und schritt in den Wald hinein, der wie ein mächtiger, grüner Dom über ihm aufragte. Die anderen folgten ihm mit hängenden Schultern. Sie alle wussten, dass noch ein langer Fußmarsch durch die Wildnis vor ihnen lag und sie am Ende blanke Not erwartete.
Ciara fasste Ferdinands Hand und drückte sie fest. »Ich hoffe, dass wir heute einen halbwegs trockenen Platz für uns allein finden und Mann und Frau sein können!«
»Das hoffe ich auch«, sagte Ferdinand leise und sagte sich, dass er bei allem Unglück, das sie erleiden mussten, doch vom Glück gesegnet war, eine so wunderbare Frau gefunden zu haben.
Keiner von ihnen ahnte, dass Deasún O’Corraidh nicht weit von ihnen entfernt auf der Lauer lag und sie beobachtete, bis der Wald sie seinen Blicken entzog. Dann klopfte er sich selbst auf die Schulter.
»Gut gemacht, Deasún! Du hattest doch die richtige Nase. Es war dieser Rotzlöffel Toal O’Corra, der sich bei der Stadt herumgetrieben hat.«
Zufrieden, weil er seinem Gefühl nachgegeben hatte und dem Jungen heimlich gefolgt war, kehrte Deasún O’Corraidh nach Léana zurück, lieh sich dort ein Pferd und ritt nach Norden zum Ui’Corra-Tal, um Richard Haresgill und Simon von Kirchberg mitzuteilen, dass die Maus dabei war, in die Falle zu gehen.
16.
O bwohl Richard Haresgill das Tal erst vor einer guten Woche eingenommen hatte, wirkte es auf Deasún O’Corraidh stark verändert. Männer in englischer Soldatentracht wachten in der hölzernen Festung am Taleingang, und auf dem Turm der Burg wehte neben Haresgills Banner Englands rotes Georgskreuz.
Als Deasún auf dem Burghof vom Pferd stieg, trat Richard Haresgill aus der Halle. Simon von Kirchberg folgte ihm auf dem Fuß und fragte sofort: »Hast du etwas über Oisin O’Corra in Erfahrung bringen können?«
Grinsend nickte Deasún. »Nicht nur das, Euer Lordschaft. Ich habe ihn sogar mit den Resten seiner Krieger gesehen. Die sehen ziemlich gerupft aus, muss ich sagen.«
»Wo sind sie?« Haresgill hatte wenig Lust, sich die ausschweifenden Erklärungen des Iren anzuhören.
»Wenn sie nicht noch einmal die Richtung wechseln, ziehen sie nach Donegal, würde ich sagen.«
»Donegal also!« Haresgill sagte es in einem Ton, als hätte er nicht erwartet, dass es so kommen würde.
»Ja, Donegal!«, bekräftigte Deasún. »Wenn Ihr Euch beeilt, Euer Lordschaft, könnt Ihr sie unterwegs abfangen.«
»Was meint Ihr?«, wandte Haresgill sich an Simon.
Dieser schüttelte lächelnd den Kopf. »Das würde ich nicht tun. Wenn der Teufel es will, entkommt Oisin in den Wald, und dann habt Ihr bestimmt keine Ruhe mehr vor ihm.« Und ich auch nicht, setzte Simon in Gedanken hinzu.
»Also gut! Wir machen es so, wie Ihr vorgeschlagen habt. Doch wehe Euch, wenn uns der Vogel deswegen entwischt.«
Simon nahm Haresgills Drohung nicht ernst, sondern winkte lachend ab und klopfte Deasún auf die Schulter. »Gut gemacht! Jetzt kann Oisin uns nicht mehr entkommen. Wir beide reiten los. Seine Lordschaft soll uns mit seinen Truppen im Abstand von einem halben Tagesmarsch folgen.«
Deasúns Grinsen verschwand mit einem Schlag. »Wenn Ihr mich mit zu den Ui’Corra nehmt, werden die mich um einen Kopf kürzer machen.«
»Die Burg ist nicht leicht zu finden. Deshalb wirst du mit mir reiten. Kurz bevor wir den Turm erreichen, bleibst du zurück, um Seiner Lordschaft den Weg zu weisen. Ich werde Euch bereits in der ersten Nacht ein Zeichen geben. Ihr solltet daher nicht zu lange warten, um aufzuschließen.« Die letzten Worte galten Haresgill, der Simon mit grimmiger Miene ansah.
»Wir werden bereit sein, diese Schlangenbrut zu zertreten. Und nun reitet! Mich reut jede Minute, die Oisin O’Corra noch am Leben ist.«
»Mit Eurer Erlaubnis!« Simon drehte sich um und winkte einen Knecht heran. »Sattle mein Pferd!«
Der Mann war einer der Iren, die zurückgeblieben waren, und hatte den Tod etlicher Freunde erleben müssen, die auf Haresgills Befehl aufgehängt worden waren. Die Angst, diesem gnadenlosen Mann zu missfallen und ebenfalls umgebracht zu werden, ließ ihn widerspruchslos gehorchen.
Daher
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