Feuertochter: Roman (German Edition)
das Schicksal, dass wir bald wieder gemeinsam gegen einen Feind ziehen, sei es für den Papst, Spanien oder Frankreich.«
»Das ist ein gutes Wort!« Oisin hakte Simon unter und ging mit ihm los. Die Lethargie, die ihn seit Cionn TSáile befallen hatte, war wie weggeblasen.
Obwohl Ciara Simon nicht mochte, war sie im Augenblick froh, dass er gekommen war, denn seine Gegenwart schien ihrem Bruder gutzutun. Das sagte sie auch zu Ferdinand. Der nickte zwar, musste aber ein schlechtes Gefühl niederkämpfen. Sein Vetter war immer recht eigensüchtig gewesen, und es passte nicht zu ihm, dass er den wertvollen Hengst so leicht aufgab und nun auch noch davon sprach, dass er hoffe, den Ui’Corra auch weiterhin beistehen zu können.
18.
B ríd und Seachlann hatten bereits alles für den Einzug ihres Clanoberhaupts hergerichtet, und so konnte Oisin sich mit Simon, Ferdinand und Buirre in einen Raum im Obergeschoss des Turmes zurückziehen und bei einem Becher Met alles besprechen, was in letzter Zeit geschehen war. Buirre war ausnahmsweise nüchtern und berichtete, wie er von der Niederlage bei Cionn TSáile erfahren und beschlossen hatte, die nicht mehr zu verteidigende Burg aufzugeben.
»Eigentlich war nicht ich es«, setzte er bitter hinzu, »sondern Bríd. Sie hat zum Aufbruch gedrängt und alles in die Wege geleitet.«
»Daran hat sie gut getan«, lobte Oisin die Magd. »Da sieht man, dass die Frauen die Übersicht behielten, als wir Männer versagt haben.«
Simon hob seinen Becher, um Oisin zuzuprosten, und meinte dann: »Ich finde, wir sollten unser Licht nicht zu sehr unter den Scheffel stellen. Auch wir haben einiges geleistet, was des Ruhmes wert ist. Denkt nur daran, wie wir Léana erobert haben!«
»Das waren noch andere Zeiten!«, stimmte Oisin ihm zu.
»Darauf wollen wir trinken!« Erneut nahm Simon seinen Becher auf und stieß mit den anderen an. »Auf uns alle und darauf, dass Fortuna uns wieder küsst!« Er führte den Becher zum Mund und tat so, als würde er kräftig trinken. Tatsächlich rann nur wenig Met durch seine Kehle. Damit es nicht auffiel, nahm er selbst den Krug und schenkte sich und den anderen nach, bis die Becher fast überliefen.
»In Zeiten der Sorge ist es ganz gut, wenn ein Mann sich auch mal betrinkt. Danach hat man zwar einen schweren Kopf, doch wenn dieser wieder klar ist, sind viele Sorgen kleiner geworden, und man fühlt wieder die Kraft, sich ihnen zu stellen«, fuhr Simon fort und verleitete Oisin und Buirre dazu, einen Becher nach dem anderen zu leeren. Auch Ferdinand trank zunächst mit. Schließlich aber hob er die Hand.
»Wenn ich noch mehr trinke, müsst ihr mich in mein Bett tragen! Ich lege mich lieber hin.« Damit stand er auf und verließ schon leicht taumelnd den Raum. Aber es war nicht der Alkohol, sondern Müdigkeit und Erschöpfung, die ihn in den Krallen hielten.
»Und so was will ein Mann sein!«, spottete Simon und füllte Oisins und Buirres Becher erneut.
Während er über die alten Zeiten schwadronierte, in denen alles besser gewesen war, lauschte er mit einem Ohr nach draußen. Im Turm wurde es allmählich still. Die Erschöpfung nach dem langen Marsch quer durch Irland forderte ihren Tribut. Oisins Kopf sank vornüber, und er begann leise zu schnarchen. Das sah Buirre und murmelte, er müsse sich hinlegen.
»Tut das! Ich suche mir auch gleich einen Schlafplatz«, erklärte Simon und sah zu, wie der Mann schwankend die Kammer verließ.
Nun war er mit Oisin allein, und es wäre ein Leichtes gewesen, Haresgills Todfeind umzubringen. Schon griff er zum Dolch, schreckte dann aber vor der Tat zurück. Er befand sich beinahe in der Spitze des Turmes. Wenn jemand entdeckte, dass er Oisin erstochen hatte, würden die Ui’Corra ihn in Stücke hacken, bevor Richard Haresgill mit seinen Soldaten auch nur auf hundert Schritt an den Turm herangekommen war.
Daher blieb er still sitzen und wartete, bis auch das letzte Geräusch in dem Gebäude verklungen war. Als er nur noch das Rauschen des Meeres und den Wind hörte, der um die Mauern strich, nahm er die Öllampe vom Tisch und trat an ein Fenster, das vom Land aus gesehen werden konnte. Dort hielt er die Lampe hinaus und schwenkte sie mehrmals. Dies muss als Signal für Haresgill reichen, sagte Simon sich und atmete auf, als er am Fuß eines nahe gelegenen Hügels für einen kurzen Augenblick Feuerschein bemerkte.
Nun galt es, ein letztes Problem aus der Welt zu schaffen, und dabei musste er höchst
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