Feuertochter: Roman (German Edition)
konnte Simon schon bald in den Sattel steigen. Er winkte Haresgill noch einmal zu und gab dem Pferd die Sporen. Deasún folgte ihm, nachdem er eine Verbeugung vor Haresgill angedeutet hatte, und holte rasch auf. »Ich glaube nicht, dass viel dabei sein wird, Oisin O’Corra das Lebenslicht auszublasen«, sagte er, um ein Gespräch in Gang zu setzen.
Simon verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Oisin O’Corra, mein Freund, kannst du einen Arm abschlagen, und er wird immer noch mit drei Kerlen wie dir fertig.«
Für den Augenblick brachte er Deasún damit zum Schweigen. Doch der Ire spielte nicht lange den Gekränkten, sondern plauderte bald munter weiter.
Da einige seiner Informationen Simon brauchbar erschienen, hörte er dem Mann zu. Währenddessen dachte er darüber nach, ob er Deasún nach seinem Vetter fragen sollte. Sein Onkel Franz würde sicher wissen wollen, was mit Ferdinand geschehen war, wenn er ihn auf Schloss Kirchberg besuchte. Dann aber gab sich Simon ganz der Vorstellung hin, bald ein reicher Grundbesitzer hier in Irland zu sein, der seine Verwandten in Baiern wohl niemals wiedersehen würde. Statt weiter an seinen Onkel zu denken, richtete er seine Gedanken auf Oisin und wie er diesen überlisten konnte. Kurz erinnerte er sich daran, dass er ihn einmal sogar Freund genannt hatte. Doch die Zeit war lange vorbei, und jetzt galt es, erst einmal an sich zu denken.
17.
N ach der Ruhe der Wälder erfüllte die Brandung des Meeres die Luft mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen und Rauschen. Selbst der Boden schien im Gleichklang mit den Wellen zu vibrieren. Ciara deutete auf eine felsige Landzunge, die sich mehr als eine halbe Meile in die See hineinschob.
»Jetzt kehre ich dorthin zurück, von wo ich damals aufgebrochen bin, und ich bringe nicht mehr mit als blutige Tränen.«
»Etwas mehr ist es doch, so hoffe ich, nämlich meine Liebe«, antwortete Ferdinand sanft und fasste nach ihrer Hand.
Mit tränenverschleierten Augen nickte die junge Irin. »Ja, die trage ich in meinem Herzen. Sie ist das Einzige, was mich noch am Leben hält.«
»Es wird wieder bessere Tage geben, sowohl für uns wie auch für den Clan.«
Ferdinand versuchte, Zuversicht in seine Stimme zu legen, doch das gelang ihm nur schlecht. Die Gegend erschreckte ihn. Um sie herum gab es nur nackten Fels, auf dem kein Grashalm wuchs. Am Steilufer spritzte die Gischt weiß empor und nahm Formen an, die ihn an Geister gemahnten. Wer hier lebte, musste alles, was er zum Leben brauchte, einem Meer abringen, das sich wahrlich nicht als Freund zeigte.
Als sie weitergingen, entdeckte er den Turm. Dieser war rund, hatte einen größeren Durchmesser als alle Türme, die er in Irland bereits gesehen hatte, und war mindestens sechzig Fuß hoch. Der Eingang befand sich fast zwei Manneslängen über dem Boden und war nur über eine Leiter zu erreichen, die nach oben gezogen werden konnte. Im unteren Teil des Turms gab es einige Schießscharten, während im oberen Teil kleine Fenster zu erkennen waren. Eine mit Schieferplatten gedeckte Spitze schloss ihn nach oben ab. Daneben stand ein aus Bruchsteinen errichtetes Gebäude, das als Stall und Scheuer diente. Mehrere Steinwürfe weit davon entfernt konnte er die Hütten jener Clanmitglieder sehen, die nicht im Turm untergekommen waren.
Aithil hatte zu Ferdinand aufgeschlossen und zeigte auf die Gebäude. »Ich werde mit ein paar Leuten ins Dorf gehen und nachsehen, welche Hütten noch zu brauchen sind. Bezieht Ihr inzwischen den Turm.«
Eigentlich hätte Oisin den Befehl dazu erteilen sollen, doch seit der Niederlage bei Cionn TSáile schien dessen Wille gebrochen zu sein. Auch jetzt sah er nur kurz auf und nickte.
»Tut das!«
Aithil winkte drei Männern, ihm zu folgen. Unwillkürlich setzten sich auch die Männer in Bewegung, die bereits früher in den Hütten gelebt hatten. Die meisten Frauen und Kinder schlossen sich ihnen an, und so blieben nur wenige bei Oisin zurück.
Sie haben das Vertrauen in meinen Bruder verloren, fuhr es Ciara durch den Kopf. Dabei leidet er am meisten unter dem Schicksal, das uns getroffen hat. Bekümmert wischte sie die Tränen ab, die ihr in die Augen traten, und hängte sich bei Ferdinand ein.
»Halte mich fest! Ich kann den Weg fast nicht mehr sehen.«
»Weine ruhig, mein Schatz. Mögen die Tränen die Trauer in deinem Herzen fortspülen und Platz machen für zukünftiges Glück.«
»Das hast du schön gesagt, Ferdinand!« Da sie nun offiziell
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