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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte Oisin daran gehindert, seiner Schwester und Ferdinand eine Antwort zu geben. Doch als er jetzt etwas sagen wollte, spürte er, dass er weder den Willen noch die Kraft und wohl auch nicht mehr das Recht hatte, sich gegen die beiden durchzusetzen.
    »Macht doch, was ihr wollt! Und jetzt kommt! Wir hatten beschlossen, noch eine Stunde lang weiterzugehen«, sagte er brummig und übernahm die Spitze.
    Ciara fasste Ferdinand unter und warf Hufeisen dabei einen warnenden Blick zu. »Ich will keine Anzüglichkeiten mehr von dir hören! Wenn ich Herrn Ferdinand zum Mann nehme, so ist es deshalb, weil ich es vor Gott, dem Herrn, geschworen habe.«
    Mit einem scheinbar verwunderten Blick sah der Söldner sich zu Saraid um. »Versteht Ihr, was Eure Cousine meint? Ich kann mich nicht erinnern, ein Wort gesagt zu haben, das sie kränken könnte.«
    »Komm jetzt! Oder willst du hier zurückbleiben?«, antwortete Saraid betont harsch, hakte sich aber bei Hufeisen unter. »Das Angebot deiner Decke werde ich übrigens annehmen, aber erst, nachdem ich sie kräftig ausgeschüttelt habe. Du vererbst mir sonst noch Läuse.«
    So viel Schlagfertigkeit verschlug selbst dem erfahrenen Söldner die Sprache. Schweigend musterte er die Frau und fand, dass er nichts dagegen hätte, mit ihr die Decke zu teilen. Es ihr noch einmal anzubieten, verkniff er sich jedoch, denn sie hatte sich als etwas zu schlagfertig erwiesen.

15.
    N ach einer weiteren kalten, feuchten Nacht erreichte die Gruppe am späten Vormittag die Straße nach Léana. Oisin wollte schon befehlen, in Deckung einiger Büsche zu rasten und auf Toal zu warten, als sie den Jungen auf sich zukommen sahen. Schon von weitem war ihm anzusehen, dass er keine guten Nachrichten brachte.
    »Ihr hattet recht, Herr!«, sagte er niedergeschlagen, als er vor Oisin stand. »Léana ist von den Engländern besetzt. Ich habe deren Fahnen auf dem Turm gesehen. Haresgill hat die Stadt eingenommen. Er soll auch unser Tal besetzt haben.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Ferdinand, weil Oisin nicht in der Lage schien, ein Wort zu äußern.
    »Ich habe bei der Stadt einen Mann getroffen, der uns früher immer wohlgesinnt war, und der hat mir alles erzählt. Simon von Kirchberg hat die Stadt nach anfänglichem Weigern auf Bitten der Bürger übergeben, weil Haresgill angedroht hat, sie nach einem Sturm plündern und niederbrennen zu lassen. Danach ist Haresgill mit seinen Soldaten nach Norden gezogen, um unsere Burg zu erobern.«
    Toals schmale Schultern zuckten, und er kämpfte gegen die Tränen an, die er so lange zurückgehalten hatte.
    »Und wer bewacht jetzt die Stadt?«, wollte Ferdinand wissen.
    »Sir Humphrey Darren mit einem Teil seiner Männer und einigen von Haresgills Musketieren. Die Gefangenen sind nämlich freigekommen, nachdem die Engländer die Stadt übernommen haben«, berichtete Toal.
    Ferdinand nickte unbewusst. »Das war zu erwarten. Aber was ist mit meinem Vetter und dessen Söldnern?«
    »Die Söldner befinden sich noch in der Stadt und gelten als Gefangene, während Herr Simon auf Ehrenwort freigekommen ist. Sobald das Land wieder unter englischer Herrschaft steht, soll er mit seinen Männern das Land verlassen dürfen.«
    »Ich glaube, diese Aussicht hat ihn mehr als das Bitten der Stadtbewohner dazu bewegt, die Tore öffnen zu lassen«, warf Ciara voller Verachtung ein.
    Ferdinand hob die Hand, um sie zu bremsen, denn er wollte nachdenken. »Wenn Haresgill auch nur mit der Hälfte seiner Leute ins Ui’Corra-Tal zieht, haben Buirre und die anderen keine Chance, ihn daran zu hindern. Sie werden nicht einmal die Burg halten können.«
    »Verzeihung, Herr Ferdinand«, meldete sich Toal wieder zu Wort. »Aber der Mann vor der Stadt erzählte mir auch von dem Gerücht, die Unsrigen hätten das Tal verlassen, bevor Haresgill es eingenommen hat. Man will Menschen gesehen haben, die von dort aus nach Nordwesten gezogen sind. Es waren nur wenige Männer, aber etliche Frauen und Kinder.«
    »Wenn das stimmt, hat Buirre mehr Verstand bewiesen, als ich ihm zugetraut habe.« Ferdinand wusste nicht so recht, was er von dem Gehörten halten sollte. Auf jeden Fall hatte Haresgill, jener alte Feind der Ui’Corra, sofort den Vorteil ausgenützt, den ihm die irische Niederlage bei Cionn TSáile geboten hatte.
    »Was wollen wir jetzt tun?«, fragte Ferdinand Oisin. »Nach Léana können wir nicht, und Euer Heimattal befindet sich in der Hand des Feindes.«
    »Dann müssen wir weiterziehen,

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