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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unmöglich, und so blieb ihm nichts anders übrig, als sich auf sein Gefühl zu verlassen.
    »Wir müssen noch ein wenig weitergehen und uns dann ein Versteck suchen«, sagte er zu Oisin.
    Dieser zuckte mit den Achseln. »Jeder Platz ist so gut oder schlecht wie der andere. Es wird nass sein und kalt und der Schlaf von schlechten Träumen erfüllt.«
    »Wir sollten uns nicht von schlechten Träumen leiten lassen, sondern unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Irland ist groß, und die Wälder bieten uns Schutz. Zudem kennt ihr Iren jeden Schlupfwinkel, in dem man sich vor den Engländern verbergen kann. Warum versuchen wir nicht, ihnen so viel Schaden wie möglich zuzufügen?«
    Oisin antwortete mit einem bitteren Auflachen. »Würde ich mit den paar Kriegern, die mir noch verblieben sind, den Kampf weiterführen, wären wir nur noch eine Räuberbande, die von den Engländern über kurz oder lang gefangen und gehängt wird. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass wir in den Wäldern verhungern, weil niemand es wagt, uns auch nur ein Stück Brot zu geben. Außerdem trage ich die Verantwortung für die Frauen und Witwen meiner Männer und deren Kinder. Diese will ich nach Tir Chonaill in Sicherheit bringen.«
    »Und wenn sie dort nicht sicher sind?«, fuhr Ferdinand auf.
    »Dann müssen sie mit uns auf den Kontinent gehen.«
    »Und warum geht Ihr nicht zu O’Néill und schließt Euch diesem an? Er wird den Kampf gewiss fortsetzen!«
    Oisin sah Ferdinand kopfschüttelnd an. »Gegen besseres Wissen habe ich mein Schicksal und das meines Clans mit Aodh Mór O’Néill verbunden, und das ist mir zum Schlechten ausgeschlagen. Es noch einmal zu tun hieße, die himmlischen Mächte versuchen. O’Néill wird so lange kämpfen, bis er Frieden schließen kann. Wenn der Preis dafür mein Kopf ist, wird er darauf eingehen, denn sein Kopf ist ihm nun einmal näher als der meine.«
    Das sah Ferdinand ein. Da Oisin den Kampf aufgeben wollte, gab es auch für ihn keinen Grund mehr, in Irland zu bleiben, und er musste nun selbst entscheiden, wohin sein Weg ihn führen sollte. Eines aber stand für ihn so fest wie der Gipfel der Berge, die er in der Ferne sah: Wenn er in seine Heimat zurückkehrte, würde er es nur mit Ciara an seiner Seite tun.
    Fest entschlossen, für klare Verhältnisse zu sorgen, sah er Oisin an. »Bevor wir weiterziehen, möchte ich Euch noch um etwas bitten.«
    »Worum wollt Ihr einen Bettler noch bitten?«, fragte Oisin bitter.
    »Um die Hand Eurer Schwester! Ich will Ciara heiraten.«
    Jetzt riss es Oisin doch aus seiner Lethargie. »Was wollt Ihr?«, rief er empört. »Ihr seid doch kein Ire!«
    »Nein, das ist er nicht. Aber er ist der Mann, den ich liebe, und ich werde keinem anderen angehören als ihm!« Ciara hatte das Gespräch verfolgt und griff nun ein, um ihren Standpunkt zu behaupten.
    Um Oisin zu zeigen, wie ernst es ihr war, trat sie neben Ferdinand und fasste nach seiner Hand. »Wäre ein Priester hier, würden wir noch heute das Ehegelöbnis sprechen. Doch auch so werde ich von nun an mit ihm unter einer Decke schlafen.«
    »Und wer wärmt mich?«, meldete sich Saraid im komischen Erschrecken, denn während des langen Marsches hatte sie die Decke mit Ciara geteilt.
    »Wenn Ihr unbedingt jemand braucht, stelle ich mich zur Verfügung«, entfuhr es Hufeisen.
    Im selben Augenblick schnellte Saraid herum und versetzte ihm eine solche Ohrfeige, dass es aus dem Wald widerhallte. »Such dir deine Huren woanders! Ich bin eine verheiratete Frau.«
    Hufeisen stand so verdattert da, dass Saraid ihr Ausbruch leidtat. »Ich wollte Euch nicht kränken oder Euch weh tun«, stotterte sie.
    »Gekränkt habt Ihr mich nicht, sondern Euch wie ein tugendsames Weib verhalten. Allerdings hättet Ihr etwas weniger fest zuschlagen können.« Es gelang Hufeisen mit ein bisschen Mühe zu grinsen.
    Doch Saraid war nicht besänftigt. »Wenn du willst, kannst du mich schlagen. Ich habe es verdient.«
    »Für das dumme Geschwätz, das Ihr jetzt von Euch gebt, hättet Ihr es wirklich verdient. Doch ich habe noch nie ein Weib geschlagen und werde es, so Gott will, auch bis ans Ende meiner Tage nicht tun. Aber ich kann Euch meine Decke leihen, da Herr Ferdinand die seine nicht mehr braucht, wenn die Jungfer ihn an ihrem Busen ruhen lässt.«
    Hufeisen brachte es so drollig hervor, dass Saraid unwillkürlich kichern musste, während Ciara aussah, als würde sie am liebsten vor Scham im Boden versinken.
    Der unerwartete Zwischenfall

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