Feuertochter: Roman (German Edition)
Augenblick nicht an Deck.«
»Ich hoffe, das dauert nicht allzu lange, denn ich benötige den Eimer!« Ciara klang so kläglich, dass sich Saraid und Bríd sofort um sie kümmerten. Die beiden bestimmten nun auch die Schlafplätze. Während Ionatán und Hufeisen mit dem spitzen Ende des Verschlags vorliebnehmen mussten, in dem sie sich nicht einmal ausstrecken konnten, durfte Ciara sich neben Ferdinand legen. Für Saraid blieb nur ein schmaler Streifen auf Ciaras anderer Seite, und Bríd musste zu Füßen der drei halb an die Vorderwand gelehnt schlafen. Damit war nur noch Gamhain unterzubringen. Ciara hatte gehofft, ihre Hündin könnte draußen vor der Tür schlafen, doch das verboten ihnen die Matrosen. Daher würde die Hündin sich irgendwo zwischen sie quetschen müssen.
Saraid sah sich die Aufteilung noch einmal an und nickte zufrieden. »So ist wenigstens der Sittsamkeit Genüge getan!«
Hufeisen verdrehte die Augen. Vor Haresgills Angriff auf den Turm hatte es so ausgesehen, als wäre die Frau schon halb bereit, sich ihm zuzuwenden. Doch seit jenem Tag wich sie ihm beharrlich aus, wenn er Andeutungen machte, es könne aus ihnen noch etwas werden. Dabei gefiel Saraid ihm ausnehmend gut, und er konnte sich vorstellen, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.
5.
D ie Zeehond war kein schnelles, aber ein sicheres Schiff und weitaus besser für die rauhe nördliche See geeignet als die Margarita, auf der Ferdinand und Hufeisen einst nach Irland gefahren waren. Zwar musste jeder von ihnen den Meergeistern sein Opfer bringen, doch die Seekrankheit hielt nicht lange an. Gelegentlich konnten sie sogar an Deck gehen und sich den Wind um die Ohren blasen lassen. Die Frauen blieben nur kurz oben, weil es ihnen schnell zu kalt wurde, doch Ferdinand stand lange an der Reling und blickte auf die grauen Wogen der Nordsee hinaus. Obwohl es in diesem Meer von Schiffen wimmelte, entdeckte er kein einziges fremdes Segel, hörte aber von Matrosen, dass der Ausguck welche gesichtet habe.
Den Kapitän bekamen sie nur selten zu Gesicht. Dieser hielt sich zumeist nur dann an Deck auf, wenn man die ärmeren Passagiere wieder nach unten gescheucht hatte. Mittlerweile war ihnen klargeworden, dass sie in der Achtung der Seeleute nicht sehr hoch standen. Dagegen hatte für jene vier Herren, die im Auftrag der rebellischen niederländischen Provinzen mit der englischen Krone verhandelt hatten, der Kapitän sogar seine Kajüte geräumt, und ihnen wurden vom Schiffskoch all jene Leckerbissen aufgetischt, die dieser in der kleinen Kombüse zubereiten konnte.
Ciara, Ferdinand und ihre Begleiter mussten sich an die mitgebrachten Vorräte halten und nutzten die Zeit, um über ihre Erlebnisse in Irland und England zu sprechen. Allerdings sprachen sie Simons Namen nur selten aus. Der Urkunde nach, die Ciara aus dem Feuer gerettet hatte, war sie noch immer mit dem Mann verheiratet. Aber sie war nicht bereit, noch einmal in ehelicher Gemeinschaft mit ihm zu leben.
»Warum wirfst du das Ding nicht weg?«, fragte Ferdinand am letzten Tag der Seereise. »Wir können uns dann trauen lassen, sobald wir Land erreicht haben.«
»Ich habe die Ehe mit deinem Vetter vor Gott geschlossen, und dieser wirft seine Urkunde gewiss nicht ins Meer. Ich wäre für den Herrgott eine Bigamistin, deren Weg unweigerlich ins Höllenfeuer führt«, antwortete Ciara betrübt.
»Dann wird mir nichts anderes übrigbleiben, als Simon den Kragen umzudrehen, sobald ich ihn sehe!«, stieß Ferdinand aus.
Hufeisen schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe es Euch doch schon einmal gesagt: Das dürft Ihr nicht tun! Frau Ciara kann nicht den Mörder ihres Ehemanns heiraten. Außerdem ist er Euer Vetter und damit mit Euch blutsverwandt.«
»Das hat ihn und viele andere vor ihm nicht daran gehindert, sich unliebsamer Rivalen zu entledigen.« Ferdinands Stimme klang giftig.
Hufeisen lächelte nur. »Ihr seid nicht die anderen, sondern ein Mann von Ehre. Geht zu Eurem Oheim! Er wird Euch helfen, Ciaras Ehe mit Simon von der Kirche auflösen zu lassen.«
»So einfach ist das nicht. Sie ist schwanger, und vor der Welt gilt Simon als Vater ihres Kindes.«
Auch von diesem Einwand ließ Hufeisen sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wenn das so ist, dann muss ich Eurem Vetter den Hals umdrehen, so wie ich es Euch versprochen habe. Vorher solltet Ihr aber zu Geld kommen, denn mit leerem Beutel reist es sich schlecht, vor allem, wenn man auf der Flucht ist.«
Saraid verstand zu
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