Feuertochter: Roman (German Edition)
nicht mehr aus.
»Du bist so anders als drüben in Irland. Was widerstrebt dir denn an mir? Damals dachte ich, wir könnten Freunde werden – und vielleicht sogar mehr.«
»Ich wüsste gerne, wie es Buirre in seinem letzten Kampf ergangen ist«, entfuhr es Saraid.
Hufeisen sah sie erstaunt an. »Es geht dir nahe – trotz allem, was gewesen ist?«
»Unsere Ehe bestand nicht nur aus Streit. Zu Beginn waren wir sogar glücklich, und mit seinen letzten Taten hat er meine Achtung zurückgewonnen.«
»Er starb als tapferer Mann!«, gab Hufeisen zu.
»Starb er wirklich, oder wurde er von den Engländern gefangen genommen und schmachtet nun in einem Kerker?« Bei dem Gedanken kämpfte Saraid mit den Tränen. Zum einen hoffte sie, frei zu sein, zum anderen aber schämte sie sich, ihrem Mann den Tod zu wünschen.
»Buirre war zu schwer verletzt, um den Tag überleben zu können«, antwortete Hufeisen bedrückt. »Wenn Haresgills Leute lange ausgeblieben sind, war er vielleicht schon tot, bevor sie kamen. Und wenn er es nicht war und ihnen in die Hände gefallen ist, haben sie ihn gewiss nicht am Leben gelassen. Immerhin hatten sie ihren Anführer und etliche Kameraden an ihm zu rächen. Doch wenn du mich fragst, so ist er im Kampf gefallen, genau wie er es wollte, als freier Ire und stolz darauf, dir und uns die Flucht ermöglicht zu haben. Behalte ihn so in Erinnerung! Das hat er verdient.«
»Das hast du schön gesagt!« Saraid kam etwas näher auf Hufeisen zu und wies auf die bewaldeten Hügel, die sie umgaben. »Dies hier ist ein anderes Land als das, aus dem ich komme. Es ist fremd und macht mir Angst.«
»Solange ich bei dir bin, brauchst du keine Angst zu haben«, sagte Hufeisen im Brustton der Überzeugung. Saraid schüttelte den Kopf. »Aber du willst mit Herrn Ferdinand zusammen zu den Soldaten gehen! Dann bleiben Ciara und ich allein.«
»Ihr bleibt nur dann auf Kirchberg, wenn wir sicher sein können, dass ihr dort als Gäste willkommen seid und mit allen Ehren behandelt werdet. Sollte das nicht der Fall sein, nehmen wir euch mit.«
»Was Ciara und mir gewiss das Liebste wäre«, sagte Saraid mit einem verschmitzten Lächeln. »Wozu hat man einen Mann, wenn man ihn nur alle paar Jahre sieht?«
»Du hättest also nichts dagegen, wenn wir …«, setzte Hufeisen an, brach dann aber ab, weil er die Antwort fürchtete.
Saraid musterte ihn von der Seite und nickte schließlich, als müsse sie es sich selbst bestätigen. »Gegen eine Heirat mit dir habe ich nichts, aber viel dagegen, dass wir vorher die Bäuche aneinander reiben. Ich bin es Buirre schuldig, eine ehrliche Ehe einzugehen.«
»Schon wieder Buirre! Wird der Kerl denn immer zwischen uns stehen?«, rief Hufeisen aus.
»Ich will nicht als liederliche Witwe gelten!«, wies Saraid ihn scharf zurecht. »Wenn dir nur an dem einen gelegen ist, such dir eine andere. Mich bekommst du nur mit dem Segen des Priesters.«
»Wenn es weiter nichts ist, das kannst du haben!« Hufeisen streckte ihr grinsend die Hand entgegen, die Saraid nach kurzem Zögern ergriff. Ihr Blick warnte ihn davor, sie nicht ernst zu nehmen. Aber das hatte er auch nicht vor. Für ihn war eine Heirat mit Saraid die Erfüllung eines Traumes, den er lange gehegt hatte. Nun sah es so aus, als würde dieser Wunsch Wahrheit werden.
7.
E in anstrengender Tag folgte auf den anderen. Einer brachte Sonnenschein, der andere Regen, und am dritten pfiff der Wind kalt über das Land. Während Ferdinand sich mit seinen Begleitern Schritt für Schritt Kirchberg näherte, dachte er daran, dass er ärmer zurückkam, als er mit Simon zusammen aufgebrochen war. Sein Pferd Martin, das Franz ihm geschenkt hatte, war im Meer ertrunken und sein Beutel mittlerweile so leer, dass sie sich nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten konnten. Außerdem waren sie mittlerweile so verwahrlost, dass er sich fragte, ob er seinen Verwandten überhaupt unter die Augen treten konnte.
Da es jedoch nicht in seiner Macht lag, sich und den anderen neue Kleider zu beschaffen, und auch keine gute Fee sie damit beschenkte, blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter auf Kirchberg zuzuhalten und zu hoffen, dass er seinen Onkel mit seinem Aussehen nicht verprellen würde. Doch als er in der Ferne den Kirchturm des Dorfes vor sich sah, der größer wirkte als früher und ein neues Satteldach als Spitze trug, und wenig später auf den Weg zum Schloss einbog, schlug ihm das Herz bis zum Hals.
Ferdinand und seine Begleiter
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