Feuertochter: Roman (German Edition)
wenig Deutsch, um zu begreifen, was die beiden Männer besprachen, spürte aber, dass es wichtig war, und sann über ihre Situation nach.
Durfte sie mit Cyriakus Hufeisen das Bett teilen? Buirre hatte am Ende Größe gezeigt und sie vor dem Schlimmsten bewahrt, und sie fragte sich, ob er wirklich tot war. Solange sie das nicht wusste, konnte sie sich mit keinem anderen Mann einlassen. Andererseits befand sie sich in einem fremden Land, in dem es ihr als alleinstehender Frau schwerfallen würde, einen Platz zu finden, an dem sie glücklich werden konnte. Wäre sie tatsächlich Witwe, würde Ferdinands Freund und Begleiter ihr wahrscheinlich dazu verhelfen.
Auch Ciara fragte sich, was ihr die Zukunft bringen mochte. Da ihre Ehe mit Simon auf Betrug und Verrat beruhte, brauchte sie ihrer Meinung nach keine Rücksicht auf ihn zu nehmen, sondern konnte mit Ferdinand wie Mann und Frau zusammenleben, nur eben ohne den Segen der Kirche. In ihrem Herzen wünschte sie sich jedoch, dass eine Heirat möglich wäre.
Das Meer wurde stürmischer, als die Zeehond die Zuidersee erreichte und durch die große Meeresbucht in Richtung Amsterdam segelte. Die kleine Reisegruppe war froh, dass sie endlich von Bord gehen konnten, auch wenn ihnen bewusst war, dass sie von nun an auf die eigenen Beine angewiesen waren, denn das Geld, Pferde zu kaufen, besaßen sie nicht. Zwar erwog Ferdinand, einen Gaul samt Karren zu erstehen, der groß genug für sie alle war, doch davon riet Hufeisen ab.
»Mit Pferd und Wagen müssten wir zu viel Geld an den einzelnen Zollstellen bezahlen, Herr Ferdinand. Deswegen können wir auch kein Schiff besteigen, das den Rhein hochfährt. Wir wären völlig blank, bevor wir auch nur die Hälfte der Strecke zurückgelegt hätten. Oder wollt Ihr Euch mehrere Wochen lang als Bettler durch die Lande schlagen?«
»Nein, gewiss nicht«, versicherte Ferdinand. »Aber wird es für die Frauen nicht zu anstrengend werden?«
»Wir halten mehr aus als ihr Männer! Oder habt ihr den Marsch nach Cionn TSáile und vor allem die Flucht von dort vergessen?«, warf Ciara ein, nachdem Hufeisen ihr seine und Ferdinands Worte übersetzt hatte.
»Ich weiß, dass ihr Frauen frohen Mutes seid und wacker zu marschieren wisst. Aber du bis schwanger und solltest dich schonen …«, begann Ferdinand auf Irisch, doch da legte Ciara ihm die Hand auf den Mund.
»Kein Aber! Wir halten gewiss durch, nicht wahr, Saraid?«
»Und ob!«, stimmte diese ihr zu.
Schließlich beugte Ferdinand sich ihrem Willen und verzichtete auch auf ein Maultier oder einen Esel, auf den Ciara sich unterwegs hätte setzen können. Dafür kehrte er mit seinen Begleitern für eine Nacht in einem guten Gasthof ein. Er musste Ciara zwar als seine Ehefrau ausgeben, bevor er ein Zimmer für sie beide erhielt, doch dies war ihm die Ausgabe wert.
Nach einem Abendessen, das besser war als die meisten, die sie in den letzten Monaten vorgesetzt bekommen hatten, führte Ferdinand Ciara in ihre Kammer. Dort stand bereits eine Wanne mit warmem Wasser für sie bereit sowie Seife und ein Krug leichten Weines. Eine Magd brachte noch die Kleidung der beiden zum Waschen, dann waren sie endlich allein.
»Diesen Augenblick habe ich mir selbst in den trübsten Stunden herbeigesehnt«, sagte Ferdinand leise und schloss Ciara in die Arme.
»Ich habe es nicht mehr für möglich gehalten, denn ich glaubte, du seiest in dem explodierenden Turm umgekommen.« Eine Träne stahl sich aus Ciaras Augen, als sie Ferdinand küsste.
Dann wies sie auf das Wasserschaff. »Bevor wir mehr tun, sollten wir uns erst einmal säubern.«
»Ein guter Gedanke!« Ferdinand nahm einen Lappen, tauchte ihn ins Wasser und rieb etwas Seife hinein. Dann begann er, Ciara zu waschen.
Als er an ihre Haare ging, nahm sie ihm den Lappen aus der Hand. »Du behandelst meinen Kopf, als wäre ich eine Stute, die du striegeln musst!«
»Verzeih!« Ferdinand wirkte so geknickt, dass Ciara zu lachen begann.
»Komm, mach weiter! Aber ein wenig vorsichtiger als eben. Frauen haben nun einmal längere Haare als Männer, und wenn man daran zupft und reißt, tut es weh.«
»Sollte ich besser Saraid holen?«, schlug Ferdinand vor.
Ciaras Lachen wurde noch heller. »So, wie du jetzt aussiehst, nackt und mit bloßen Füßen? Nein, mein Lieber, wenn du das tust, erschreckst du meine Cousine. Außerdem würde der Wirt die Stadtknechte rufen und dich wegen ungebührlichen Verhaltens in den Kerker werfen lassen. Das willst du
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