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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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war es ungewiss, ob das Geld noch für die Reise nach Kirchberg reichen würde. Auch war ihm der Gedanke zuwider, seinem Onkel abgerissen und abgebrannt unter die Augen zu treten, zumal er noch Leute mitbringen würde, die ebenfalls versorgt werden mussten.
    Noch zwei Tage, dann reisen wir weiter, sagte er sich, als er an diesem Morgen mit Gamhain an der Leine aufbrach, um ein Stück von London zu durchsuchen, in dem sie bis jetzt noch nicht gewesen waren. Zuerst war es wie immer. Keine der Frauen, denen er begegnete, hatte Ähnlichkeit mit Ciara. Selbst Gamhain trottete mit hängenden Ohren neben ihm her, als hätte sie die Hoffnung aufgegeben.
    Schließlich kam er zu einem der ärmlichsten Viertel am Fluss. Er fand einen kleinen Markt und warf einen prüfenden Blick über die eifrig hin und her wieselnden Frauen. Da hob Gamhain auf einmal den Kopf und schnupperte aufgeregt. Gleich darauf stemmte sie sich gegen die Leine und zerrte Ferdinand mit sich.
    »Was ist los?«, fragte dieser verdattert.
    Die Hündin wurde schneller, und er musste schließlich rennen, weil er sie nicht loslassen wollte. Vor einem Haus blieb sie kurz stehen, schnupperte wieder und schlug dann eine andere Richtung ein. Dabei zerrte sie mit einem Mal so heftig, dass Ferdinand die Leine aus der Hand gerissen wurde. Obwohl er ihr sogleich hinterherrannte, war Gamhain ihm bald weit voraus.
    Plötzlich sah er, wie die Hündin auf einen Mann losging, der eine sich wehrende Frau gepackt hatte, und den Kerl zu Boden riss. Die Frau schrie aber nicht vor Schreck auf oder lief davon, sondern breitete die Arme aus und rief: »Gamhain!«
    Ungläubig starrte Ferdinand Ciara an, rannte im nächsten Moment jubelnd auf sie zu, riss sie in die Arme und schwang sie durch die Luft. »Ciara! Endlich!«
    Seine Geliebte starrte ihn mit einer Miene an, als hätte der Blitz sie getroffen. »Ferdinand? Aber du bist doch tot!«
    Er fasste nach ihrer Hand und berührte damit sein Gesicht und seine Brust. »Wie du siehst, ist an mir ein bisschen zu viel, als dass ich ein Geist sein könnte.«
    »Aber der Turm ist explodiert! Oder hat Simon auch da gelogen?«
    »Nein, er ist wirklich explodiert. Aber dein Bruder hatte mich aufgefordert, mich durch ein Fenster zu zwängen und ins Meer zu springen.«
    »In die Klippen hinein?«, fragte Ciara entsetzt.
    Ferdinand sah sie liebevoll an. »Aber nein! Es gab eine Stelle ohne Klippen, und die hat er mir gezeigt. Ich hätte ihn mitgenommen, doch er war auf den Tod verwundet und hat wahrscheinlich nicht mehr gelebt, als der Turm explodierte.«
    »Armer Oisin! Bei seiner Rückkehr war er voller Hoffnung und musste einen so elenden Tod erleiden.«
    Ciara brach in Tränen aus und klammerte sich an ihn.
    Unterdessen kam ein Passant auf Ferdinand zu und wies auf Tim, der flach am Boden lag und kaum zu atmen wagte, weil Gamhain mit ihren Fängen seine Kehle umfasst hielt.
    »Ist das Euer Hund, Sir?«
    Jetzt erst wurde Ferdinand auf den Trödelhändler aufmerksam und sah Ciara fragend an. »Wer ist der Kerl?«
    »Jemand, der jetzt sehr schnell verschwinden wird, wenn er nicht von Gamhain gebissen werden will!« Auf ihren Befehl ließ die Hündin Tim los, blieb aber wachsam.
    Der Mann rappelte sich hoch, ordnete Ferdinand als Edelmann ein, mit dem er sich gewiss nicht streiten wollte, und schlich mit hängendem Kopf davon. Unterwegs sagte er sich, dass Maud ihn für den erlittenen Schrecken entschädigen musste. Die schöne Irin wäre ihm zwar lieber gewesen, doch wie es aussah, hatte die sich einen mächtigen Beschützer zugelegt.
    Ferdinands finsterer Blick folgte dem Mann, während Ciara sich an ihn klammerte, als hätte sie Angst, ihn wieder zu verlieren. »Ärgere dich nicht über den Kerl«, sagte sie leise. »Auch wenn er heute Morgen zudringlich geworden ist, so hat er mir doch für das wenige, das Simon an Gepäck zurückgelassen hat, einen guten Preis bezahlt, so dass ich bis heute mit dem Geld ausgekommen bin. Auch Maud soll ohne Strafe davonkommen, denn sie hat mir immerhin Obdach geboten. Sie wird mit der Erkenntnis leben müssen, dass sie mich nicht ebenfalls zur Hure machen konnte.«
    »Du hast bei einer Hure gelebt?«, rief Ferdinand erschrocken.
    »Und hätte ebenfalls eine werden müssen – oder eine Diebin, sobald mein Geld zur Neige gegangen wäre. Doch kümmern wir uns nicht mehr um diese Leute. Ich bin viel zu glücklich, dass du noch lebst und mich gefunden hast.«
    Ciara lächelte unter Tränen, wagte aber nicht zu

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