Feuertochter: Roman (German Edition)
schlug Simon, der ihn am liebsten verprügelt hätte, das Tor vor der Nase zu.
8.
N achdem Simon fortgeschafft worden war, kamen Ferdinand und seine Begleiter endlich dazu, sich zu waschen. Während der Schlossherr mit seinem Neffen ging, begleitete seine Gemahlin Ciara und Saraid. Sie sorgte dafür, dass die beiden sich zusammen mit Bríd in einem Raum ausziehen konnten, in dem für jede ein großes Schaff mit warmem Wasser bereitstand. Nackt war die Wölbung auf Ciaras Bauch deutlich zu sehen, und das bereitete Irmberga Sorgen.
»Trägst du Simons Kind, mein Kind?«
Ciara schüttelte vehement den Kopf. »Der Heiligen Jungfrau sei Dank, nein! Ferdinand und ich lieben uns, und wir wären bereits verheiratet, wenn wir einen Priester gefunden hätten, der uns traut. Doch da kam Simons Verrat dazwischen, und ich glaubte Ferdinand tot. Als Simon mir seine Lügen auftischte und mich zur Ehe drängte, sagte ich ja, damit mein Kind den Namen erhält, der ihm gebührt.«
»Du und Ferdinand, ihr hättet euch beherrschen müssen!«, tadelte Irmberga zunächst, schüttelte aber nach kurzem Nachdenken den Kopf. »Andererseits ist es vielleicht besser so. Sonst wärest du womöglich von Simon schwanger geworden. Allerdings wirst du Ferdinand erst heiraten können, wenn deine Ehe mit Simon aufgelöst worden ist. Mein Gemahl wird so bald wie möglich nach München reiten und um eine Audienz bei Herzog Maximilian ansuchen. Da Simon deine Zustimmung zur Ehe durch Lüge und Verrat errungen hat, wird es möglich sein, mit Unterstützung Seiner Durchlaucht den Heiligen Stuhl dazu zu bewegen, uns zu willfahren. Bis dorthin wirst du mit Ferdinand nicht mehr fleischlich verkehren!«
Letzteres passte Ciara wenig, doch sie wusste, dass sie die Unterstützung der alten Dame benötigte, um ihre Freiheit wieder zu erlangen, und stimmte daher zu. Die Verständigung war nicht einfach, da Ciara zu wenig Deutsch konnte und immer wieder auf englische oder französische Ausdrücke ausweichen musste. Dennoch kamen sie erstaunlich gut zurecht, und Irmberga musste ihren ersten Eindruck revidieren, die junge Irin könnte nur ein schlichtes Bauernmädchen sein. Auch wenn die Ui’Corra arm gewesen waren, so hatte Oisin doch dafür gesorgt, dass seine Schwester so viel Bildung erhielt, wie es einem Mädchen von Adel in der Abgeschiedenheit von Tir Chonaill möglich war.
Irmberga von Kirchberg erhielt bei dem Gespräch einen ersten Eindruck von den Verhältnissen in Irland und bedauerte das Volk, das schier hilflos den englischen Ketzern ausgeliefert war.
Nachdem Ciara sich ausgiebig gewaschen und ein sauberes Kleid aus Irmbergas Truhe angezogen hatte, umarmte die Dame sie und legte ihr die Hand auf den Leib.
»Hätten Ferdinand und du damals einen Priester gefunden, wärt ihr längst ein Ehepaar. Daher will ich nicht päpstlicher sein als der Papst. Du kannst in der Kammer neben Ferdinand schlafen. Es gibt eine Zwischentür. Den Schlüssel dazu erhältst du.«
»Nicht Ferdinand?«, fragte Ciara verwundert.
Ihre Gastgeberin schüttelte lachend den Kopf. »Nein! Er soll gefälligst warten, bis du ihn rufst. Und nun komm, meine Liebe! Du hast gewiss Hunger.«
Ciaras knurrender Magen gab die Antwort, und sie wurde rot vor Scham. »Verzeiht, aber wir mussten auch an Lebensmitteln sparen, um nicht auf dem letzten Stück des Weges betteln zu müssen.«
»Du wirst mir alles erzählen«, forderte Irmberga sie auf, hob aber die Hand, als Ciara sofort beginnen wollte. »Erst wollen wir essen, und dann will ich Ferdinand noch einmal umarmen. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er zurückgekehrt ist und etwas so Schönes und Feines wie dich mitgebracht hat.«
9.
S imon von Kirchberg schäumte vor Wut, weil sein Onkel ihn wie einen Bettler aus seinem Haus hatte weisen lassen. Nun besaß er nicht mehr als das, was er am Leib trug, und das Geld der englischen Königin. Die Summe würde gerade ausreichen, um eine kleine Söldnertruppe anwerben und ausrüsten zu können. Damit, so schwor er sich, würde er nach Kirchberg marschieren, Ferdinand und seinen Onkel aufhängen und das Schloss in Brand setzen lassen.
Allerdings wusste er selbst, dass das nur Hirngespinste waren. Keine Söldnertruppe würde mitten im Frieden ein Landgut in Baiern überfallen, sondern den Offizier, der dies befahl, über die Klinge springen lassen.
»Ich werde mir mein Recht auf andere Weise erkämpfen«, murmelte er vor sich hin, während er über die Landstraße
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