Feuertochter: Roman (German Edition)
Nicht ich habe Oisin O’Corra verraten, sondern sein eigener Gefolgsmann Aithil.«
Dies ließ Hufeisen sich nicht bieten. »Das kannst auch nur du behaupten, du elender Schurke! Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie Richard Haresgill seine Leute ausgeschickt hat, Aithil O’Corra zu verfolgen und zu töten, um die Sippe im Mannesstamm endgültig auszurotten! Außerdem haben Saraid und Bríd gesehen, wie Ihr Lady Ciara mitgenommen habt.«
»Willst du vielleicht auch noch behaupten, dass ich sie trotz allem geheiratet hätte?« Simon beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, um die Glaubwürdigkeit seiner Gegner zu erschüttern.
Als Ferdinand dies Ciara übersetzte, zog sie die kleine Ledertasche unter ihrem Kleid hervor, entnahm ihr die versengte Heiratsurkunde und überreichte sie Franz von Kirchberg. Dieser las den lateinischen Text und bedachte Simon anschließend mit einem verächtlichen Blick.
»Und was ist das hier?«
Simon fielen beim Anblick der Urkunde schier die Augen aus dem Kopf. »Das ist unmöglich! Ich habe sie doch ins Feuer geworfen.«
»Damit hast du dich gerade selbst verraten«, sagte der alte Herr mit angewiderter Miene.
Obwohl Ciara unterwegs ein wenig Deutsch gelernt hatte, vermochte sie dem Gespräch kaum zu folgen und bat Ferdinand, ihr alles zu übersetzen. Danach trat sie auf Franz zu und streckte die Hand aus. »An zwei meiner Finger könnt Ihr die Narben sehen, die ich mir zugezogen habe, als ich die Urkunde aus dem Feuer retten musste. Doch der Verrat an meinem Bruder und an Ferdinand und der Versuch, die Urkunde zu verbrennen, waren nicht die einzigen Schurkenstücke Eures Neffen. Er ließ mich allein, schutzlos und ohne Geld in London zurück. Hätte die Himmelsmutter sich nicht gnädig gezeigt und Ferdinand zu mir geführt, wäre ich dort verdorben und elend zugrunde gegangen.«
Franz ließ sich ihre Rede von Ferdinand übersetzen und schüttelte den Kopf, als hielte er so viel Schlechtigkeit nicht für möglich.
»War es so?«, fragte er Ferdinand.
»Ja, so war es«, antwortete dieser. »Simon hat in Irland und England gelogen, betrogen und seine Freunde verraten. Er hatte gehofft, die englische Königin würde ihn mit reichem Landbesitz in Irland belohnen, und hat Ciara mit Lügen dazu gebracht, in die Eheschließung mit ihm einzuwilligen. Mit einer irischen Adeligen an seiner Seite wollte er sich die Zuneigung jener Iren sichern, die er beherrschen wollte. Doch Ihrer Majestät war sein Verrat zuwider, und daher hat sie ihn des Landes verwiesen. Aus Wut, weil die Heirat mit Ciara ihm nicht den angestrebten Lohn eingebracht hat, hat er sie daraufhin im Stich gelassen.«
»So war es nicht!«, stieß Simon hervor. »Ich …«
Franz unterbrach ihn zornig. »Halt endlich den Mund! Ich glaube dir kein Wort mehr! Du bist ein Verräter an deiner eigenen Sippe. Den eigenen Vetter einem Feind auszuliefern ist ein Schurkenstück, wie ich es noch niemals erlebt habe. Beinahe hätte ich dir geglaubt und dich zu meinem Erben ernannt. Doch Gott, der Herr, hatte ein Erbarmen mit mir und hat es verhindert. Verlass auf der Stelle mein Haus und komm nie wieder! Ich leugne fortan jede Verwandtschaft mit dir, und du wirst mir fremder sein als ein Heide oder Ketzer, denn abgesehen von deren Irrglauben gibt es ehrliche Menschen unter ihnen.«
Simon begriff, dass es keine Worte mehr gab, mit denen er seinen Onkel umstimmen konnte, und wandte sich hasserfüllt ab. Als er an Ferdinand vorbeiging, versetzte er ihm einen Stoß, der diesen an die Wand prallen ließ.
»Glaube nur nicht, dass du gewonnen hast, du Heimtücker!«, fauchte er ihn an und stiefelte davon.
Auf Franz’ Wink folgten ihm drei kräftige Knechte und verhinderten, dass er sich weiterhin an den Sachen seines toten Vetters bedienen konnte. Als er den englischen Hengst satteln lassen wollte, traten die drei ihm ebenfalls entgegen.
»Ihr wollt doch nicht etwa mit dem Pferd fortreiten, das in Wahrheit Eurem Vetter gehört?«, meinte einer grinsend.
»Soll ich etwa zu Fuß gehen?«, fuhr Simon auf.
»Warum nicht? Herr Ferdinand hat es auch getan, und das sehr viele Meilen weit.«
Als Simon nicht umgehend den Schlosshof verließ, packten zwei Knechte ihn unter den Achseln und schleppten ihn trotz seines Widerstrebens zum äußeren Tor. Dort öffnete Hans, der Pförtner, das Tor sperrangelweit.
»Lebt wohl, Herr Simon. Wiederzukommen braucht Ihr nicht, denn ich darf Euch nicht mehr einlassen«, rief er erleichtert aus und
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