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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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uns entdeckt, könnte uns aufreiben.«
    »Du hast doch gesagt, Oisin O’Corra würde die englischen Garnisonen vertreiben«, antwortete Ferdinand verwundert.
    »So war es geplant. Doch wir wissen nicht, wie weit Oisin und Hugh O’Neill bereits vorgestoßen sind. Es kann durchaus sein, dass sich noch immer englische Truppen in der Gegend aufhalten, in der wir anlanden.«
    Simon war selbst höchst ungehalten über die Situation. Mit zwei Kompanien gut ausgerüsteten Fußvolks hätte er in Irland ganz anders auftreten können als mit seiner jetzigen Schar. Im Stillen verfluchte er die Engländer, denen die Violetta und der Großteil der päpstlichen Truppen zum Opfer gefallen waren, und auch ihren Kapitän, der einen Kurs gesteuert hatte, der sie vor die Kanonen der Engländer führen musste. Nun würde es schwer für ihn werden, seine Pläne zu verwirklichen.
    »Weißt du, Junge«, sagte er zu Ferdinand, dem diese Anrede mehr und mehr missfiel, »dieses Irland ist wie ein Kochtopf, in dem es überall brodelt. Hier kann sich ein kluger Kopf den eigenen Teller bis zum Rand füllen.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Wenn dieser Krieg vorbei ist und wir die Engländer vertrieben haben, will ich in diesem Land ein hoher Herr mit großem Besitz werden. Dasselbe rate ich dir. Am besten heiratest du die halbwilde Tochter eines irischen Stammeshäuptlings, sorgst dafür, dass du dessen Nachfolger wirst, und herrschst anschließend über ein halbes Königreich.«
    »Aber wir sind doch ausgesandt worden, um die Ketzer zu vertreiben«, wandte Ferdinand verwundert ein.
    »Das eine schließt das andere nicht aus! Wenn wir die Haresgills, Bagenals und wie sie alle heißen auf ihre eigene Insel zurückgescheucht haben, hinterlassen diese ausgedehnte Ländereien. Es wäre Narretei, einfach nur zuzuschauen, wie die Iren die eroberten Gebiete unter sich aufteilen. Immerhin steht uns eine stattliche Belohnung zu. Dies hat auch Seine Heiligkeit bestätigt, als er mir diesen Auftrag erteilt hat.« Simon amüsierte sich über die Naivität seines jungen Vetters und klopfte ihm erneut auf die Schulter. »Es wird Zeit, dass du trocken hinter den Ohren wirst, mein Junge.«
    »Simon, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich nicht immer ›mein Junge‹ nennen würdest. Was sollen unsere Soldaten und vor allem die Iren denken? Immerhin bin ich dein Stellvertreter und hätte die zweite Kompanie kommandiert, wäre sie nicht den Engländern zum Opfer gefallen.«
    Simon unterdrückte ein Grinsen. Mit diesem Versprechen hatte er seinen Vetter verlockt, mit ihm zu ziehen, dabei hatte er nie ernsthaft erwogen, es zu erfüllen. Sein Stellvertreter und Chef der zweiten Kompanie wäre ein aus dem Mannschaftsstand aufgestiegener Offizier gewesen. Doch der Mann war ebenso wie die meisten Soldaten mit der Violetta verlorengegangen. Als Simon darüber nachdachte, fiel ihm niemand ein, den er zu seiner rechten Hand machen konnte. Zwar bestand seine Stammschar aus guten Soldaten, aber von denen hatte niemand das Zeug zum Anführer. In der Hinsicht war er nun wohl tatsächlich auf seinen jüngeren Vetter angewiesen.
    »Also gut, ich werde es mir verkneifen«, versprach er daher. »Damit unsere Männer und auch die Iren Achtung vor dir haben, werde ich ab jetzt ›Leutnant‹ zu dir sagen. Du solltest dich im Gegenzug befleißigen, mich Hauptmann zu nennen – oder Captaen, wie die Iren sagen.«
    »Jawohl, Hauptmann Captaen«, antwortete Ferdinand forsch, denn er war froh, dass das gute Einvernehmen zwischen ihnen wiederhergestellt war.

2.
    K urz vor der Abenddämmerung erreichte die Margherita eine kleine, flache Bucht, die weder vom Meer noch vom Land aus einzusehen war. Hundert Faden vom Strand entfernt ließ der Kapitän Anker werfen und kam dann auf Simon und Ferdinand zu.
    »Ihr müsst Euch beeilen! Ich will noch vor Mitternacht wieder auf See sein.«
    Der Mann fürchtet sich vor den Engländern fast zu Tode, stellte Ferdinand fest. Mit einer vorwurfsvollen Geste wies er auf die Wellen, die gegen den Strand anliefen, und fragte: »Sollen wir etwa an Land schwimmen?«
    »Das Beiboot wird bereits zu Wasser gelassen«, antwortete der Kapitän und kehrte Ferdinand den Rücken zu.
    »Unverschämter Kerl«, murmelte dieser.
    Simon von Kirchberg stieß sich von der Reling ab, ging zum Fallreep, das Matrosen in die Tiefe ließen, und blickte auf das unten dümpelnde Boot hinab.
    »Na, dann wollen wir mal«, erklärte er.
    »Was ist mit unseren

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