Feuertochter: Roman (German Edition)
Engländer zu verteidigen.«
»Wir sind gekommen, um die Engländer zu schlagen, wo wir sie nur finden, nicht wahr, Ferdinand?« Simon wandte sich kurz seinem Vetter zu, der stumm nickte, und lächelte dann wieder Ciara an.
Nie hätte er es für möglich gehalten, dass aus jenem reizlosen Kind einmal eine solche Schönheit werden könnte. Es verlockte ihn, sie zu besitzen, doch er war nicht bereit, es ihretwegen zu einem Streit mit Oisin O’Corra kommen zu lassen. Wenn er dessen Schwester verführte, forderte dieser ihn womöglich noch auf, sie zu heiraten. Der O’Corra saß allerdings nicht fest genug im Sattel, als dass seine Schwester seinem Weiterkommen nutzen konnte. Es wäre etwas anderes, wenn es sich bei Ciara um die Schwester eines der großen Clanoberhäupter handeln würde wie Hugh O’Neill oder Hugh O’Donnell.
Daher bemühte Simon sich zwar, freundlich zu Ciara zu sein, und reichte ihr den Arm, so dass sie die Hand darauf legen konnte. Doch auf dem Weg in die Halle hatte er mehr Augen für die Burganlage als für das Mädchen.
Ferdinand folgte den beiden und sah sich mit einem Mal einer Irin gegenüber, deren Freude über ihr Erscheinen sich ihrer Miene nach in Grenzen hielt.
»Wie viele seid ihr?«, fragte sie in einem betont schlechten Englisch.
»Achtundfünfzig Männer einschließlich unseres Hauptmanns und mir. Dazu kommt noch der Pater.« Noch während er es sagte, drehte Ferdinand sich um und wies auf Athair Maitiú, der sich auch jetzt wieder ganz am Ende des Trupps aufhielt. Besonders mutig ist der Mann ja nicht, dachte er und erklärte Saraid, dass es sich bei dem Priester um einen Iren handele.
»Pater Maitiú hat viele Jahre lang in Rom studiert und dort die Priesterweihen erhalten. Nun ist er ins Land seiner Kindheit zurückgekehrt, um die Ketzer zu vertreiben.«
Saraid achtete nicht mehr auf ihn, sondern trat auf den Priester zu und versank in einem tiefen Knicks. »Bitte, segnet mich, ehrwürdiger Vater«, sagte sie auf Irisch.
Der Pater betrachtete sie kurz und schlug das Kreuz über sie. Die Segensformel sprach er ebenfalls auf Irisch und sah, wie die Augen der Frau aufleuchteten. »Wer bist du, meine Tochter?«, fragte er, obwohl sie ihm mehrere Jahre voraushatte.
»Ich bin Saraid Ní Corra, die Cousine des Taoiseachs und seiner Schwester und deren rechte Hand bei der Verwaltung der Burg.« Letzteres sagte sie laut genug, damit es auch ihr Mann hörte.
Buirre drohte ihr wütend mit der Faust, obwohl er wusste, dass er es nicht noch einmal wagen durfte, sie zu schlagen. Nun überlegte er, ob er nicht mit dem Pater sprechen sollte, damit dieser Saraid an den Gehorsam erinnerte, den ein Weib ihrem Ehemann schuldig war. Da aber fiel ihm ein, dass Athair Maitiú Anstoß daran nehmen könnte, dass er mit Maeve Ehebruch beging, und ärgerte sich über das Erscheinen des Priesters ebenso sehr, wie seine Frau sich darüber freute.
10.
O bwohl Saraid von den Deutschen im Allgemeinen und von Simon von Kirchberg im Besonderen nicht viel hielt, ließ sie ein reichhaltiges Mahl auftragen und sparte auch nicht mit Met. Vorher aber hatte sie Ionatán beauftragt, Oisin von der Ankunft der Söldner in Kenntnis zu setzen.
Die Deutschen ließen es sich erst einmal wohl sein und vertilgten solche Mengen an Gersteneintopf und Fleisch, dass Saraid sich fragte, ob sie doppelte Mägen hätten. Auch soffen sie wie durstige Esel und wurden dabei so laut, dass es in der ganzen Burg widerhallte.
Und mit solchen Männern will Oisin die Engländer vertreiben?, dachte sie verächtlich.
Gleichzeitig ärgerte sie sich über Ciara, die förmlich an Simon von Kirchbergs Lippen zu kleben schien. Mit dem Mund, das begriff Saraid schnell, war der Söldnerführer freilich ein Held. Doch würde er das, was er versprach, auch halten können? Ihr Blick glitt weiter zu einem zweiten Mann, der die inzwischen arg schäbig gewordene Kleidung eines Adeligen trug. Noch hatte Simon diesen Mann weder Ciara noch ihr vorgestellt, dennoch stufte sie ihn als jungen Offizier ein. Neben seinem Anführer und einem Unteroffizier mit kantigem Gesicht und wuscheligem Vollbart war er der einzige Deutsche, der sich beim Essen manierlich benahm. Auch trank er nicht so viel wie die anderen. Dafür aber stierte er Ciara an wie ein hungriges Kalb die Mutter.
»Das ist auch ein Narr«, murmelte Saraid und ging in die Küche, um nachzusehen, was sie den Deutschen noch vorsetzen konnte.
Ferdinand konnte tatsächlich seine Augen kaum
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