Feuertochter: Roman (German Edition)
Lieutenant von Irland machen wollte«, erklärte Oisin mit verächtlicher Miene. »Setzt Euch wieder und seid meine Gäste. Wollen wir Gott danken, dass wenigstens Ihr diesen englischen Bluthunden entkommen seid. Tapfere Männer sind mir immer willkommen!« Der letzte Satz galt den deutschen Söldnern, aber die wenigsten verstanden ihn, da außer den beiden Kirchbergs nur noch Cyriakus Hufeisen etwas Englisch gelernt hatte.
Ferdinand hatte erwartet, Oisin O’Corra wäre enttäuscht, weil Simon nur mit einem Bruchteil der versprochenen Söldner eingetroffen war. Seinem Vetter war es jedoch mit wenigen Sätzen gelungen, nicht nur das Verständnis, sondern auch die Anteilnahme ihres Gastgebers zu erringen.
Nun versprach Oisin Simon sogar, die Söldner aus seinen eigenen Waffenvorräten auszurüsten, und schlug einige gemeinsame Aktionen vor, um den Engländern zu schaden und die eigene Position zu verbessern.
Ferdinand hörte aufmerksam zu, begriff aber rasch, dass dies ein anderer Krieg war, als er ihn aus vielen Berichten kannte.
»Wir können uns auf keine offene Schlacht mit den Engländern einlassen, sondern müssen sie aus dem Hinterhalt angreifen und dabei blitzschnell zuschlagen«, erklärte Oisin eben.
Simon von Kirchberg nickte. »Ich habe gegen die Engländer in Flandern und auch in Frankreich gekämpft. Es sind hartnäckige Burschen, die sich nicht gerne geschlagen geben. Man bräuchte schon die gleiche Zahl guter deutscher Söldner mit entsprechender Bewaffnung, um sie im offenen Feld besiegen zu können.«
»Besonders viele deutsche Söldner habt Ihr ja nicht mitgebracht«, warf Saraid ein, die in den Saal gekommen war, um Ciara zu sagen, dass die Metvorräte zur Neige gingen.
»Die Engländer beherrschen die nördliche See, seit die große Armada gescheitert ist!« Oisins Stimme klang tadelnd, denn er mochte es nicht, wenn Frauen sich in Männergespräche einmischten.
Simon von Kirchberg sah den Iren nachdenklich an. »Ohne Hilfe aus Spanien werden wir die Engländer nicht auf Dauer aus Irland vertreiben können.«
»Aber ich will keinen landfremden Herrn gegen einen anderen eintauschen«, gab Oisin scharf zurück.
»Ich meinte weniger spanische Truppen als Kriegsmaterial«, antwortete Simon lächelnd. »Spanien hat großes Interesse daran, dass Englands Macht beschnitten wird. Die englischen Kapitäne überfallen Spaniens Schiffe und rauben deren Gold. Ihr Iren solltet ebenfalls Schiffe bauen und Jagd auf die Engländer machen!«
»Wie einst Gráinne Ní Mháille? Doch selbst diese stolze Irin hat sich später mit den englischen Bastarden eingelassen, und ihr Sohn steht auf Henry Bagenals Seite«, antwortete Saraid. »Erst müssen wir die Engländer von unserer Insel verjagen, bevor wir an mehr denken können!«
Obwohl seine Cousine recht hatte, ärgerte Oisin sich über sie. »Warum bist du nicht in der Küche und sorgst dafür, dass mehr Met gebracht wird?«
»Weil keiner mehr da ist! Ein Ire trinkt viel, ein Engländer noch mehr, doch deren Durst ist gegen den eines Deutschen wie ein kleines Kind neben einem erwachsenen Mann.« Nach diesen Worten deutete Saraid einen Knicks an und verließ den Raum.
Ciara überlegte, was sie tun sollte. Zwar wäre sie gerne in der Halle geblieben, um Simon von Kirchberg nahe zu sein. Doch sie begriff, dass ihr Bruder ernste Dinge mit diesem besprechen wollte, und das taten Männer nur ungern in Anwesenheit einer Frau. Daher stand sie auf, knickste vor dem Gast und bat ihren Bruder, ihr zu erlauben, die Tafel zu verlassen.
»Gewährt! Es ist mir wirklich lieber, du siehst nach, was in der Küche los ist. Saraid schafft es dem Anschein nach nicht allein«, sagte Oisin mit einem sanften Lächeln.
Buirre konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wie es aussah, war seine Frau dabei, das Vertrauen des Clanherrn zu verspielen. Also konnte er sich ihr gegenüber wieder mehr erlauben. Er durfte nur Ciara selbst nicht angreifen, denn damit würde er seinen Taoiseach ernsthaft verärgern.
Während Oisin sich mit Simon von Kirchberg beriet und Buirre seinen Gedanken nachhing, trat Ciara in die Küche und blieb vor Saraid stehen.
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, unsere Gäste zu beleidigen?«, fragte sie aufgebracht.
»Ich habe nur erklärt, dass sie fressen und saufen, als würden sie dafür bezahlt und nicht für den Kampf gegen die Engländer«, gab Saraid ungerührt zurück und wies auf einen fast leeren Bottich. »Das ist der letzte Met, den wir
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