Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
deren Gespräch zu beteiligen. Dabei bewunderte er seinen Vetter, dem es gelungen war, sie mit dem Sonnenstand als einzigen Anhaltspunkt in das Land der O’Corras zu führen. Das, sagte er sich, machte Simon so leicht keiner nach. Auf dem Meer hatte er sich zwar über ihn geärgert, doch das Wasser war schließlich nicht Simons Element gewesen. Hier aber, auf diesem unter den Füßen schwappenden irischen Boden, bewies sein Vetter seinen wahren Wert.
    Nun war Ferdinand froh, Simon in dieses Land gefolgt zu sein. Hier würde er viel von ihm lernen können. Wenn er sich in Irland bewährte und half, die englischen Ketzer zu vertreiben, war es durchaus möglich, dass Seine Heiligkeit Papst Clemens VIII. ihm nach seiner Rückkehr nach Rom das Kommando über eine eigene Kompanie übertrug.
    Während Ferdinand leuchtenden Zukunftsvisionen nachhing, endete das Moor, und die Gruppe sah bebautes Land vor sich. Zunächst mussten sie über einen langgestreckten Hügel steigen, auf dessen Kamm Büsche und junge Bäume in den ersten Herbstfarben leuchteten. Dahinter lag ein Tal, durch das ein munter plätschernder Bach floss. Weiden säumten seinen Lauf und bildeten mit ihrem braungelben Laub ein sich schlängelndes Band, das bis zum Horizont reichte.
    Nun waren auch die ersten, frisch gepflügten Felder zu erkennen. Auf den Wiesenflächen weiter oben weideten Schafe, und den Bach abwärts hütete ein halbwüchsiger Junge eine Herde Kühe.
    Dieser erschrak sichtlich, als er die Schar auf sich zukommen sah. Bevor er jedoch seine Kühe zusammentreiben und mit ihnen fliehen konnte, rief Buirre ihn an.
    »Hab keine Angst, Toal. Das sind Freunde!«
    »Seid Ihr es, Tiarna Buirre?«, fragte der Junge ängstlich.
    »Natürlich bin ich es! Hast du keine Augen im Kopf?« Buirre schritt grinsend auf Toal zu, versetzte ihm eine Ohrfeige und setzte dann seinen Weg fort.
    Ferdinand tat der Junge leid, und daher grüßte er ihn freundlich. Da er es aber auf Englisch tat, kam diese Geste nicht gut an. Toal spie aus, sagte etwas, das wie »Sasanach« klang, und kehrte ihm den Rücken zu.
    Kurz darauf kam das erste Dorf in Sicht, und Ferdinand vergaß den Jungen. Die Häuser sahen ganz anders aus, als er es gewohnt war. Eine Mauer aus aufgehäuften Bruchsteinen umgab den Ort, und die meisten Häuser bestanden ebenfalls aus solchen Steinen. Die Dächer waren mit Schilf, Stroh oder sogar mit Rasenstücken gedeckt. Kein Gebäude hatte ein Obergeschoss und nur wenige eine Fensterhöhle. Am Ortsrand standen Häuser, die anscheinend nicht mehr bewohnt wurden und deren Dächer eingebrochen waren.
    Selbst die Burg wirkte fremdartig. Obwohl auch hier nur Bruchsteine verwendet worden waren, sah sie mit ihrer drei Klafter hohen Mauer, dem wuchtigen viereckigen Turm und einem ebenfalls einer Festung gleichenden Wohngebäude recht wehrhaft aus. Einen Bergfried gab es nicht, und das Tor wurde nicht durch einen Turm, sondern nur durch einen einfachen Vorbau geschützt. Aber es gab zwei eisenbeschlagene Torflügel und ein schweres Fallgitter, mit dem der Zugang verschlossen werden konnte. Letzteres wurde eben niedergelassen.
    Buirre ärgerte sich, weil er nicht auf Anhieb erkannt worden war, und trat ein paar Schritte vor. »He, ihr Idioten! Habt ihr keine Augen im Kopf? Ich bin es, Buirre O’Corra, und ich bringe Freunde mit!«
    Zwei Männer erschienen auf der Mauer und sahen zu ihm hinunter. »Du bist es wirklich!«, rief einer erleichtert und verärgerte Buirre, indem er ihn wie seinesgleichen ansprach. Um Simon von Kirchberg zu imponieren, hatte er nämlich so getan, als wäre er nicht nur Oisin O’Corras nächster Verwandter, sondern auch dessen Stellvertreter im Clan.

9.
    C iara sah gerade nach dem Kalb, das Ionatán und sie aus dem Moor geholt hatten, als Saraid die Tür zum Stall aufriss.
    »Es kommen Fremde auf uns zu, viele Fremde!« In Saraids Augen stand Angst, die Engländer könnten Oisins Wachen mit einer kampfstarken Schar umgangen haben.
    Ciara schlug das Kreuz. »Heilige Maria, Muttergottes, hilf uns«, flüsterte sie und folgte ihrer Cousine nach draußen.
    Dort hatte einer der Krieger in seiner Panik bereits das Fallgitter heruntergelassen, ohne daran zu denken, dass das äußere Tor noch offen stand. Ionatán schalt ihn deswegen, erhielt dafür aber eine rüde Bemerkung als Antwort.
    »Sei still!«, fuhr Ciara den Krieger an. »Ionatán hat recht. Ihr hättet vorher das Tor schließen müssen. Jetzt geht es nicht mehr, und nun könnten

Weitere Kostenlose Bücher