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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bleich wirkte wie frisch gefallener Schnee.
    »Ergebt Euch!«, forderte Oisin ihn auf.
    Der Mann biss die Zähne zusammen und schien zu überlegen. Danach senkte er sein Schwert, und es sah aus, als wolle er aufgeben. Doch als die Iren von ihm abließen, riss er seine Waffe hoch und ließ sie auf Oisin niedersausen.
    Ein wütender Schrei brach aus den Kehlen der überraschten Iren, die ihren Anführer bereits tot glaubten. Doch Oisin entging mit einer blitzschnellen Drehung dem Hieb und schlug seinerseits zu. Seine Klinge traf die Kehle des Engländers und drang durch die kleinen Panzerscheiben, mit denen dieser seinen Hals geschützt hatte. Ein Blutschwall schoss heraus, dann sank der Mann in die Knie. Er öffnete noch den Mund, schien etwas sagen zu wollen, doch da rammte ihm ein O’Corra-Krieger den Speer ins Gesicht.
    Oisin sah noch, wie der Engländer ganz zu Boden stürzte und starr liegen blieb, dann drang er an der Spitze einiger Männer in das Wohnhaus ein. Dort traf er nur das Weib des Engländers mit zwei halbwüchsigen Töchtern an, die ihnen voller Entsetzen entgegenstarrten.
    »Lasst sie in Ruhe!«, schnauzte er einen Krieger an, der seine Waffe hob, und schob die kreischende Frau beiseite. »Wir brauchen Geld, um die Deutschen zufriedenzustellen«, erklärte er seinen Begleitern und betrat die Schlafstube des Pächters.
    Lange musste er nicht suchen, denn bereits auf den zweiten Blick fand er die Kassette, in der der Besitzer des Hofes seine Münzen aufbewahrte. Als Oisin diese mit seiner Schwertklinge aufsprengte, enthielt sie weitaus mehr, als er erwartet hatte. Mit einem grimmigen Lächeln steckte er die Hälfte davon selbst ein und schob den Rest einem seiner Männer zu.
    »Füll das und was sonst noch von Wert ist, in einen Sack. Damit ist der Dienst, den Kirchbergs Mannen uns heute erweisen, gut bezahlt. Das restliche Geld verwende ich für den Clan.«
    Einer seiner Männer lachte, verstummte aber unter Oisins zornigem Blick. Ihm ging es nicht darum, seine Verbündeten zu betrügen, aber er benötigte das Geld, um seine Männer auszurüsten. Außerdem musste er Kirchberg und dessen Söldner ernähren. Natürlich hatte er bereits darüber nachgedacht, ob er die Söldner nicht besser zu Aodh Mór O’Néill schicken sollte. Als reichster Mann in Uladh konnte dieser sich die Versorgung der knapp sechzig Männer eher leisten als er. Dann aber hatte er befunden, dass eine Kompanie Söldner sein Gewicht in der Allianz, die der O’Néill geschmiedet hatte, erhöhen würde, und beschlossen, die Truppe zu behalten. Dafür aber benötigte er dringend Vorräte, und so schickte er seine Soldaten in den Stall und in den Kornspeicher mit dem Befehl, alles mitzunehmen, was sich transportieren ließ.

15.
    S imon von Kirchberg machte mit seinen Männern mehrere hundert Schritt vor der Burg halt und wies sie an, sich kampfbereit aufzustellen. Die erste Reihe übernahmen die Söldner mit den langen Spießen und reckten diese der Burg entgegen. Dahinter stellten sich die Musketiere auf, und zuletzt kamen die mit den kürzeren Spießen bewaffneten Männern. Deren Aufgabe war es zunächst, den Trupp gegen Angriffe von hinten abzusichern.
    Während Hufeisen die Schar abschritt und einige seiner Leute anbrüllte, weil sie nicht so standen, wie er es verlangt hatte, spähten Simon und Ferdinand zur Burg hinüber. Deren Mauern waren bislang unbesetzt geblieben, aber nun eilten Männer hinauf und starrten zu ihnen hinüber.
    »Was meinst du? Werden sie rauskommen?«, fragte Ferdinand angespannt.
    Sein Vetter zuckte mit den Achseln. »Ich stecke nicht im Kopf dieser Kerle und weiß daher nicht, was sie tun werden. Sollten sie einen Ausfall wagen, werden wir sie gebührend empfangen.«
    »Ich bete darum, dass sie die Burg verlassen«, stieß Ferdinand hervor und zog sein Schwert.
    Der Verwalter des Earls sah diese Geste von der Mauer aus und wandte sich an den Hauptmann seiner Söldner. »Öffnet das Tor und schlagt diese Schurken zusammen! Danach nehmt euch die Kerle vor, die unsere Pachthöfe überfallen.«
    Einige Söldner griffen nach ihren Waffen und wollten die Burg verlassen. Ihr Hauptmann schüttelte jedoch den Kopf. »Das da vorne sind keine irischen Bauern, sondern richtige Soldaten vom Kontinent. Der Ausrüstung nach halte ich sie für Deutsche, und die geben uns an Kampfwert nichts nach. Wenn ich jetzt mit meinen Leuten gegen eine doppelt so große Schar vorgehe, muss ich damit rechnen, geschlagen zu werden.

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