Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
durch Heirat mit der Erbin des Grundherrn erworben hatte. Dies erklärte Aithil O’Corra Ferdinand auf Englisch. »Das heißt aber nicht, dass wir den Enkel schonen werden, wenn wir auf ihn treffen«, setzte er mit einem bösen Grinsen hinzu. »Allerdings lebt der Lord in London und überlässt es seinem Verwalter, die Pächter auszupressen. Etliche von ihnen sind auf den Stand von Tagelöhnern herabgesunken und werden uns zujubeln, wenn sie uns sehen, und sich uns anschließen.«
    Ferdinand hörte aufmerksam zu und sog auch dieses Wissen gierig in sich auf. Immerhin hatte sein Vetter den Auftrag erhalten, so lange in Irland zu bleiben, bis die englischen Ketzer vertrieben waren. In seinem jugendlichen Überschwang hatte er geglaubt, es bedürfe nur einer siegreichen Schlacht, dann wäre Irland befreit. Zwar befand er sich erst wenige Tage auf der Insel, aber längst hatte er begriffen, dass es sehr lange dauern würde, bis die Engländer niedergerungen waren. Daher beschloss Ferdinand, so bald wie möglich die Sprache der Iren zu lernen. Wenn er Seite an Seite mit ihnen kämpfte, war es wichtig, die Männer zu verstehen.
    Mit dieser Überlegung wandte er sich an Aithil O’Corra. Dieser amüsierte sich über Ferdinands Wissbegier, war aber gutmütig genug, alle Fragen des Deutschen zu beantworten. So verging die Zeit für die beiden Männer recht schnell, und sie wunderten sich schließlich, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Auf ein Handzeichen Oisins blieben sie stehen. Noch befanden sie sich zwischen hohen, knorrigen Bäumen, doch in der Ferne war bereits eine sanft gewellte Landschaft mit grünen Weiden, Äckern und einem kleinen See zu erkennen. Jenseits des Sees erhob sich eine mächtige Burg und warf ihren Schatten weit über das Land.
    »Das ist Loane Castle«, erklärte Aithil, »der Stammsitz des Earls of Loane. Die Ruinen dahinter gehören zur Abtei des heiligen Cainneach, die von den verfluchten Engländern geschleift worden ist. Der Besitz der Abtei ist zum größten Teil dem Earl übereignet worden.«
    Ferdinand starrte zu den zerfallenden Mauern hinüber, die einen schmalen, hohen Rundturm mit einfacher Kegelspitze einschlossen, und ballte die Faust. »Es ist eine schwere Sünde, das Gut der Kirche zu rauben und ihre Diener zu vertreiben!«
    Über Aithil O’Corras Gesicht huschte ein Schatten. »Wenn es nur beim Vertreiben geblieben wäre! Doch die Engländer haben die zwölf Mönche, die dort gelebt hatten, wie Strauchdiebe aufgehängt, weil sie nicht den Eid auf ihre Königin und ihren Ketzerglauben leisten wollten.«
    »Seid ruhig!«, wies Oisin die beiden zurecht. »Ich erkläre euch den Schlachtplan. Simon von Kirchberg wird mit seinen Söldnern auf die Burg vorrücken und den Weg blockieren, der von dort zu den Gehöften der Pächter führt. Diese werde ich mir mit meinen Männern vornehmen und versuchen, so viele Vorräte zu erbeuten, wie wir mit uns führen können. Wenn ich das Signal gebe, schließt Simon von Kirchberg mit seinen Männern zu uns auf. Dann nimmt jeder den Teil, den er zu tragen hat, und wir verschwinden mit unserer Beute in den Wäldern.«
    Der Plan erschien Ferdinand wenig heldenhaft, doch angesichts der Ermahnungen, die ihm sein Vetter erteilt hatte, hielt er den Mund. Die Söldner, allen voran Cyriakus Hufeisen, machten jedoch ihrem Ärger Luft. »So lassen wir nicht mit uns umspringen!«, schimpfte Hufeisen. »Wir sind Krieger und keine Bauern, die Getreidesäcke herumschleppen. Außerdem wollen wir Beute machen. Oder glaubt dieser aufgeblasene Ire, wir geben uns mit dem Fraß, den sie uns auftischen, als Sold zufrieden?«
    »Was sagt der Mann?«, fragte Oisin verärgert.
    Er hatte eben mit Simon ein paar Worte gewechselt, um die Aktion besser abzustimmen. Da er Hufeisens Ausruf nicht verstanden hatte, musste Ferdinand übersetzen. Dieser ließ den aufgeblasenen Iren weg, erklärte aber, dass die Söldner zornig wären, weil es ihnen verwehrt wurde, Beute zu machen.
    »Gieriges Gesindel!«, knurrte Simon leise und wartete gespannt darauf, wie Oisin sich aus dieser Klemme winden wollte.
    Der Ire musterte die Männer mit einem kalten Blick und wies dann auf die Burg. »Wie ich schon sagte, hat der Earl of Loane knapp drei Dutzend Söldner hierhergeschickt. Dies reicht aus, um die Burg zu verteidigen, es sei denn, ein ganzes Heer würde sie angreifen. Es ist eure Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Kerle uns nicht in den Rücken fallen können. Was die Beute betrifft,

Weitere Kostenlose Bücher