Feuertochter: Roman (German Edition)
als der ehemalige Tagelöhner, doch dieser konnte ihn von nun an jederzeit hinterrücks niederstechen, ohne mehr Strafe befürchten zu müssen als eine Wallfahrt zu einem heiligen Ort in Irland.
Endlich gelang es Buirre, seine Hose hochzuziehen und den Gürtel zu schließen, dann verließ er schweigend den Raum. Maeve rannte hinter ihm her, ohne ihren Mann oder Saraid anzusehen. Auch sie hatte Angst und verfluchte Buirre in Gedanken, weil er sie unbedingt in der Küche hatte nehmen müssen. Als sie an Ionatán vorbeikam, streckte dieser die Hand nach ihr aus, hielt sie aber nicht fest.
Stattdessen wandte er sich mit verbissener Miene an Ciara. »Diese Frau ist nicht mehr mein Eheweib. Eher werde ich Mönch, als noch einmal das Bett mit ihr zu teilen.«
»Mönch? Wie kommst du denn auf diesen Gedanken?«, fragte Saraid mit dem Rest an Spott, den sie aufbringen konnte.
Ciara trat auf Ionatán zu und fasste ihn an der Schulter. »Du bist ein Krieger der Ui’Corra! Solange Irland nicht frei ist, wirst du dein Schwert nicht mit dem Gebetbuch vertauschen. Hast du verstanden?«
»Ja, Herrin!« Ionatán senkte kurz den Kopf, sah dann aber mit einem bitteren Lächeln wieder auf. »Es tut nicht weh! Sie hat die Gemeinschaft mit mir an jenem Tag aufgegeben, an dem die Engländer unser Dorf überfallen haben. Mag sie auf die Weise glücklich werden, die ihr am besten erscheint. Ich werde für Irland kämpfen.«
»Wenn das noch nötig ist nach dem großen Sieg, den die Unseren errungen haben«, warf eine der Mägde ein.
Ciara drehte sich mit ernster Miene zu der Frau um. »Wir Iren haben schon viele Siege errungen, und dennoch sind die Engländer jedes Mal wiedergekommen. Das wird diesmal nicht anders sein. Geht jetzt an die Arbeit! Es gilt ein Fest vorzubereiten, und vom Schwatzen füllen sich weder die Vorratshäuser noch die Metkessel.«
Jemand lachte über diese Bemerkung, doch Ciara wurde klar, dass der Ärger über Buirre und Maeve ihr die Freude über den Sieg vergällt hatte.
4.
D rei Tage später erschienen die siegreichen Krieger vor der Burg. Oisins Banner flatterte lustig im Wind, und er selbst lachte so fröhlich, wie Ciara es noch nie bei ihm erlebt hatte. Ihr Blick glitt rasch vom Bruder weiter zu dem Mann, dem noch immer ihr Herz gehörte.
Simon von Kirchberg saß auf einem Pferd. Also hatte er sich tapfer genug geschlagen, um bei der Verteilung der Beute mit diesem kräftigen Hengst bedacht zu werden. Auch seine Männer wirkten verändert. Fast die Hälfte von ihnen war mit Beutemusketen ausgerüstet, und die anderen hielten lange Piken in der Hand, die ebenfalls von den Engländern zurückgelassen worden waren. Dazu trugen viele Söldner englische Brustpanzer und Helme. Insgesamt sahen die Deutschen so stattlich aus, dass Ciara ihnen zutraute, bei der Befreiung Irlands tatkräftig mitzuwirken. Dann nämlich würde Simon von Kirchberg als Dank für seine Hilfe Landbesitz erhalten und hier in Irland zu einem mächtigen Mann werden, der auch um die Schwester eines Clanführers werben konnte.
Andere hingegen bedachten das martialische Auftreten der deutschen Söldner mit Spott. »Wie kommt ihr denn daher?«, rief Toal lachend. Der Viehjunge hatte diesmal noch nicht mit den Kriegern ziehen dürfen und ließ seine Enttäuschung darüber nun an den Deutschen aus, von denen kaum einer mehr als ein halbes Dutzend irischer Worte verstand.
»Was will der Wicht?«, fragte Hufeisen Ferdinand.
Auch der junge Kirchberg brauchte Aithil O’Corras Hilfe, um zu erfahren, was der Junge gesagt hatte.
»Ich weiß nicht, was der Bursche will. Jetzt sind wir endlich gewappnet für den Kampf«, antwortete Hufeisen, als Ferdinand ihm die Bemerkung ins Deutsche übersetzt hatte.
Toal war jedoch noch nicht am Ende. »So, wie ihr ausseht, müsst ihr aufpassen, dass man euch nicht für Engländer hält und kurzerhand über die Klinge springen lässt.«
Diesmal blieb Hufeisen die Antwort schuldig. Auch Ferdinand musterte ihre Schar und verglich sie insgeheim mit den Engländern, denen sie ihre Ausrüstung abgenommen hatten. »Die Ähnlichkeit ist wirklich fatal. Dagegen müssen wir etwas tun«, sagte er zu Aithil O’Corra.
Der nickte grinsend. »Bei uns wäre es nicht so schlimm, aber es wird Kriegszüge geben, in denen wir auf die Aufgebote anderer Clans treffen, und die würden euch tatsächlich für Engländer halten.«
»Was ist, wenn wir statt unserer eigenen Tracht irische Kleidung nehmen?«, schlug Ferdinand
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