Feuertochter: Roman (German Edition)
Deutschen nahmen ihn als Krieger ernst, während die Iren sich von Buirre beeinflussen ließen und auf ihn herabsahen, weil er ein Tagelöhner gewesen war.
Auch Ferdinand war Ciaras Lob für seinen Vetter nicht entgangen. Obwohl er es Simon gönnte, beneidete er ihn. Zu gerne hätte er gehört, dass Ciara seine eigenen Taten und seinen Charakter rühmte, auch wenn er sich nicht mit seinem Vetter messen konnte. Dafür fehlten ihm nicht nur die Jahre, die dieser ihm voraushatte, sondern auch dessen Erfahrung als Söldnerführer.
Nun aber erhielt Ferdinand ebenfalls Lob, wenn auch nicht von Ciara, sondern von Aithil O’Corra, der sich über die zögerliche Art, mit der Simon von Kirchberg vorgegangen war, mehr als ein Mal geärgert hatte.
»Der junge Dachs hier kämpft wie ein Ire«, sagte er und schlug Ferdinand lachend auf die Schulter. »Bringt Met für einen Mann, dem ich mein Leben anvertrauen würde!«
Der Befahl galt den Mägden und Knechten, die mit großen Kannen durch die Halle eilten, um leere Becher sogleich wieder zu füllen. Sofort trat Bríd zu den beiden Männern. Sie strahlte über ihr hübsches, von Sommersprossen bedecktes Gesicht, als sie Ferdinand eingoss. Dann stellte sie den Krug ab, und ehe er sich’s versah, küsste sie ihn zweimal.
»Für jeden Engländer, den Ihr gefällt habt, erhaltet Ihr von mir einen Kuss«, sagte sie lachend und nahm ihren Krug wieder an sich.
Während Ferdinand ihr verdattert nachstarrte, klang Hufeisens Stimme auf. »Du kannst mir auch Met bringen, Mädchen, und mich sogar dreimal küssen! Obwohl – bei dem dritten Engländer weiß ich nicht, ob ich ihn wirklich zur Hölle geschickt oder nur verwundet habe. Ein paar seiner Kameraden haben ihn nämlich weggeschleppt.«
Aithil übersetzte Hufeisens schwerfälliges Englisch ins Irische und forderte dann Bríd auf, auch den Unteroffizier zu küssen. Das Mädchen zögerte, denn es war etwas anderes, einen Jüngling von vielleicht zwanzig Jahren zu küssen, als einen grimmig aussehenden Mann mit Vollbart. Da aber die irischen Krieger, die Hufeisen hatten kämpfen sehen, sie lautstark dazu aufforderten, kam sie scheu auf Hufeisen zu und fand sich in dessen Armen wieder.
Der Haudegen presste seine Lippen auf die ihren und hielt sie eine Weile fest, bevor er sie wieder losließ und sich an Aithil wandte. »Was meint Ihr, war das nun ein Kuss oder soll er für drei gelten?«
»Ich würde sagen für drei, denn bis Ihr Bríd noch zweimal küsst, sind wir verdurstet«, antwortete Aithil lachend und hob seinen Becher. »Auf unseren Sieg und die tapferen Männer, die ihn errungen haben!«
Sofort standen alle auf und stimmten in den Trinkspruch mit ein.
Oisin O’Corra hob die Hand, um sich Gehör zu verschaffen. »Heute feiern wir einen großen Sieg! Mögen noch viele andere Siege ihm folgen!«
»An uns soll’s nicht liegen«, erklärte Hufeisen, nachdem Oisin seine Worte auf Englisch wiederholt hatte.
»Das soll es gewiss nicht«, warf Simon von Kirchberg mit einer gewissen Schärfe ein. »Wir werden diese elenden Ketzer vernichten, wo wir sie zu fassen bekommen. Ich habe bereits einen Brief an den Heiligen Vater in Rom geschrieben, damit er uns Verstärkung und Nachschub schickt. Sobald die eingetroffen ist, werden wir gegen eine der Küstenstädte vorgehen und sie erobern, um einen sicheren Hafen für alle zu schaffen, die uns in diesem gottgewollten Streit unterstützen wollen.«
»Gut gesprochen!«, rief Pater Maitiú aus, um sich wieder in Erinnerung zu bringen.
»Es sollte ein Hafen an der Westseite sein, aber nahe genug, dass wir die Wege dorthin auch schützen können«, stimmte Aithil O’Corra ihm zu.
Auch Oisin nickte, obwohl er die eigenen Grenzen kannte. Diese verboten einen offenen Kampf oder gar die Belagerung einer von den Engländern gehaltenen Hafenstadt. Um seinen Männern nicht den Mut zu nehmen, den diese nach ihrem ersten Sieg gefasst hatten, hob er seinen Becher.
»Freunde, heute feiern wir! Auf welche Weise wir weiterkämpfen, wird an einem anderen Tag im Kriegsrat beschlossen. Jetzt trinkt! Für den einen oder anderen von uns ist es vielleicht der letzte Met, den er zu sich nehmen kann. Doch so hart der Kampf auch sein wird: Wir streiten für eine gerechte Sache!«
»Vor allem kämpfen wir für Gott!«, mischte sich der Pater ein. »Uns stehen die Söhne des Teufels gegenüber, die vom Angesicht der Erde getilgt werden müssen. Die Engländer verdienen keine Gnade. Tötet sie, wo immer
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