Feuertochter: Roman (German Edition)
Letzteres hätte sie ihm mit einem Augenzwinkern verziehen, doch die Taten seines Verwandten kleinzureden, um im Vergleich zu diesem größer erscheinen zu können, war eines Edelmanns unwürdig.
»Herr Simon ist wirklich arg von sich eingenommen«, stellte sie mit einer gewissen Bitterkeit fest. Sie hatte diesen Mann viele Jahre lang heimlich geliebt und sich danach gesehnt, ihn wiederzusehen. Doch nun musste sie vor sich selbst zugeben, dass sein Charakter nicht dem Bild entsprach, das sie sich von ihm gemacht hatte.
»Ich bin froh, dass du endlich begriffen hast, wie Simon von Kirchberg wirklich ist. Ich hatte bereits Angst, du würdest für ihn deine jungfräuliche Scham vergessen. Dabei ist er wirklich nicht der Mann, dem dein Bruder dich gerne zum Weibe geben würde. Der Clan braucht Verbündete und keinen Söldnerführer, dessen Treue von dem Lohn abhängt, den man ihm bezahlen kann.«
Saraid hatte sich in Rage geredet, schüttelte dann aber den Kopf und sah Ciara bedauernd an. »Leider ist auch Ferdinand kein Mann, den der Taoiseach als Schwager akzeptieren würde. Schlage ihn dir also aus dem Kopf und bereite dich darauf vor, dem größten Säufer und Schnarcher anheimgegeben zu werden, nur weil deine Ehe mit diesem Mann unseren Clan stärkt.«
»Ich weiß!«, stieß Ciara bitter hervor.
Sie schüttelte sich, als wolle sie diese Vorstellung loswerden, und sprang aus dem Bett. »Wir sollten uns fertig machen, Saraid. Draußen ist es bereits hell, und die Knechte und Mägde arbeiten nur dann gut, wenn man sie überwacht.«
Saraid musterte ihre Cousine und fragte sich, ob deren Gefühle für Ferdinand von Kirchberg ihre frühere Schwärmerei für dessen Vetter übertrafen. Wenn dies der Fall war, würde es Oisin schwerfallen, seine Schwester zu einer Ehe mit einem ungeliebten Mann zu überreden.
5.
D ie Halle sah aus, als hätte dort eine Rotte Kobolde ihren Schabernack getrieben und alles durcheinandergeworfen. Becher und Krüge lagen am Boden, dazwischen diejenigen Zecher, die es nicht mehr bis zu ihrem Quartier im großen Schuppen geschafft hatten, der ihnen während solcher Feste als Schlafstatt diente. Mittendurch liefen die Hunde der Burg auf der Suche nach Knochen und anderem Fressbaren.
Neben der Tür entdeckte Ciara Gamhain, die mit hochmütiger Miene dem Ganzen zusah und es als unter ihrer Würde zu betrachten schien, sich dem Treiben der anderen Tiere anzuschließen. Beim Anblick ihrer Herrin erhob sich die Hündin, ging gemächlich auf Ciara zu und lehnte sich gegen sie als Zeichen, dass sie gekrault werden wollte.
Zuerst wollte Ciara sie wegschieben, strich ihr dann aber über das rauhe, wellige Fell und sagte sich, dass sie Gamhain beim nächsten Streifzug mit Oisin und dessen Männern mitnehmen würde. Sie fühlte sich sicherer, wenn sie das kräftige Tier an ihrer Seite wusste.
»So wird die Unordnung in der Halle aber nicht beseitigt«, spottete Saraid, als sie sah, dass Ciara die Hündin kraulte.
»Ich dachte, du scheuchst die Mägde und Knechte an die Arbeit«, antwortete Ciara lachend, klopfte dann aber Gamhain auf den Rücken. »So, das muss jetzt reichen! Ich habe zu arbeiten.«
Gamhain knurrte, ließ sich aber mit einem großen Markknochen besänftigen, den Ciara unter einem Betrunkenen hervorzog und ihr reichte.
»Dem werden, wenn er aufwacht, die Rippen weh tun, mit denen er auf dem harten Knochen gelegen ist«, sagte Saraid kopfschüttelnd.
Die beiden Frauen riefen die Knechte zu sich und befahlen ihnen, die Betrunkenen hinauszuschaffen. Während Saraid in die Küche zurückkehrte, beaufsichtige Ciara das Gesinde in der Halle. Spätestens wenn Oisin wach wurde, sagte sie sich, sollte der Raum wieder so aussehen, wie es sich gehörte.
Die Zeit verging, und Ciara wollte ihren Untergebenen bereits das Zeichen zum Mittagessen geben, als draußen auf dem Burghof auf einmal laute, zornige Stimmen ertönten. Verwundert eilte Ciara zur Tür und sah, wie Ferdinand und Pater Maitiú sich wie zwei angriffslustige Kampfhähne gegenüberstanden. Etliche Männer hatten sich um die beiden versammelt. Die meisten Iren standen dabei auf der Seite des Priesters, während Ionatán, Hufeisen und mehrere deutsche Söldner sich bei Ferdinand hielten.
Rasch eilte Ciara auf die Gruppe zu. »Was ist hier los?«, fragte sie verwundert.
»Es geht um den Engländer, den ich gefangen habe. Der Pfaffe will ihn umbringen lassen!« Ferdinands Stimme klirrte vor Empörung, während Pater Maitiú sein
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