Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
würde sehr intim werden, hatte sie in den Hörer gehaucht, und er möchte ein wenig Zeit mitbringen, da mehrere Gänge serviert würden. Zwanzig Uhr sei ihr angenehm. Angenehm … Sie hatte das Wort mehr geschnurrt als geflüstert. Falk studierte kurz das große polierte Messingschild und sah ihre Initialen: NM. Er hatte sie lange nicht mehr gespürt, seine Raubkatze. Und er war gespannt darauf, was sie sich dieses Mal ausgedacht hatte, um ihn zu verführen. Falk musste sich eingestehen, dass sein Jagdtrieb geweckt war. Jetzt, da Nadeshna nicht mehr jederzeit verfügbar war, begehrte er sie umso mehr. Er klingelte und befreite die Blumen von ihrer seidigen Umhüllung. Vielleicht fehlte ihr auch nur sein Scheckbuch, egal. Zumindest für heute Abend. Der Summer ertönte, und die Haustür öffnete sich. Während er die Treppe zu ihrer Wohnung hochstieg, erinnerte er sich an den Tag, als er das Appartement gemietet hatte. Seitdem schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Noch bevor er das Klingelschild berührt hatte, sprang die Tür auf, und zu seinem Erstaunen stand nicht Nadeshna, sondern ein livrierter Diener im Türrahmen. Er nahm Falk die Blumen ab und machte eine stumme Geste, in den Salon zu gehen. Der Kunsthändler schritt über das knarrende Fischgrätparkett des Flurs in den zentralen Raum der Wohnung. Geschmack hatte Nadeshna, das musste er ihr lassen. Im amerikanischen Stil standen sich zwei helle Sofas vor dem Kamin gegenüber, dazwischen eine Bank, die mit Springbockfell bezogen war. Auf ihr waren Coffee Table Books und diverse Accessoires zu einem stimmigen Ensemble arrangiert worden. Er sah sich weiter um. Die Wände hatte sie in hellem Apricot streichen lassen, so dass sich der Stuck in reinem und gebrochenem Weiß dagegen absetzte. Der große Webteppich im Aubusson-Look unter den Sofas griff das Farbthema wieder auf. Der Salon war genauso sinnlich und weiblich wie Nadeshna. Falk ging zum Kamin, um sich die auf dem Sims stehenden Fotos anzuschauen. Es waren ausnahmslos Momentaufnahmen ihrer gemeinsamen Zeit, aber vielleicht war das nur die Dekoration für heute Abend, wer wusste schon, was am nächsten Tag dort stehen würde. Falk stellte einen Fotorahmen an seinen Platz zurück, als Nadeshna den Raum betrat. Noch bevor er sie gehört oder gesehen hatte, wusste er, dass sie da war. Ihr eilte eine Wolke orientalischen Dufts voraus, der bei jeder anderen hellhaarigen Frau ein absolutes No Go gewesen wäre. Aber Nadeshna war eben Nadeshna. Mit dem Gang einer Königin schritt sie in einem langen Abendkleid, das aus einem einzigen Nichts bestand, auf ihn zu. Zarte Stoffbahnen, durchsichtig wie Glas und trotzdem leicht getönt, umhüllten ihren Körper und verliehen ihm etwas Strahlendes. Darunter war sie nackt, so dass Falk durch den Schleier hindurch ihren glatten Venushügel sehen konnte. Mit ihrem nach antikem Vorbild hochgesteckten Haar sah sie aus wie eine Göttin, die eigens vom Olymp heruntergestiegen war, um Männern wie ihm den Kopf zu verdrehen. Falk schluckte. Nadeshna lächelte stolz. Sie wusste um ihre Schönheit und wollte den Augenblick auskosten. Als sie in die Hände klatschte, erschien der Diener mit Champagnergläsern. Falks Herz raste. Am liebsten hätte er sie jetzt und sofort hier auf dem französischen Webteppich genommen.
»Willkommen.« Nadeshna strahlte ihn an. Sie hob ihr Glas. Falk tat es ihr nach. »Setzen wir uns doch.« Mit einer eleganten Geste bat sie ihn, Platz zu nehmen, und der Kunsthändler gehorchte. Nadeshna, dachte Falk bei sich, ich glaube, ich mag dich doch. Ich mag dich sogar sehr.
Der Diener brachte die Blumen, über die sich Nadeshna gebührend freute. Sie ließ den Strauß auf den Kaminsims stellen, ging dann hinüber, zog eine Blüte zu sich herunter und roch daran. Falk war wie paralysiert. Er konnte sich nicht bewegen und klebte förmlich an Nadeshnas Bewegungen. Eine wunderbare Frau. Ein Weib, nein, ein Vollweib. Aus ihr musste man nichts herauskitzeln. Sie wollte gefickt werden. Und zwar jede Nacht, das sagte sie auch. Ich bin ein Idiot, dachte Falk.
Dann kam der Diener wieder herein und sagte, dass alles bereit sei.
»Es ist also alles bereit«, wiederholte Nadeshna, und aus ihrem Mund hörten sich die Worte mehr als vieldeutig an. Wie in Trance stand er auf und folgte ihr durch eine große, mit Jugendstilmotiven verzierte Schiebetür in das Speisezimmer. Von einem banalen Esszimmer zu sprechen verbot sich schon allein beim Anblick der exquisiten
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