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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Aktivität oder Stress einen Abbruch auslösen können.«
    »Nicht ihre Schuld« war gut. Aber …
    »Einen Abgang«, korrigierte Regina.
    Die Ärztin hob die Augenbrauen. »Das war der fachsprachliche Ausdruck.«
    Regina fühlte, wie sie rot wurde. »Richtig. Also – kannst du etwas dagegen tun?«
    Donna zögerte. »Oft kann man einen Abbruch – oder einen Abgang, wenn du das vorziehst – nicht verhindern. Und man sollte es auch nicht. Es deutet normalerweise darauf hin, dass die Schwangerschaft nicht normal verläuft.«
    Regina nahm an, dass ein Selkie-Vater und eine menschliche Mutter in die Kategorie »unnormal« fielen. Aber Dylan hatte doch gesagt, dass das Baby normal sein würde. Menschlich. Vorläufig. »Stimmt etwas mit dem Baby nicht?«
    »Das ist gut möglich.«
    Nur dieses eine Mal wünschte sich Regina eine Hand, an der sie sich festhalten konnte, wenn ihr jemand eine schlechte Nachricht überbrachte. Sie krallte die Hände in den Papierkittel und zerknüllte ihn. »Und wie kannst du das feststellen?«
    »Wir können es nicht. Leider.«
    »Aber warum zum Teufel bin ich dann hier? Was willst du tun?«
    »Wir müssen uns Gewissheit darüber verschaffen, dass deine Schwangerschaft beendet ist«, erwiderte Donna ruhig. »Ich mache eine vaginale Untersuchung, vielleicht ein Ultraschall. Wenn die Gebärmutter sauber ist, bleibt nichts mehr zu tun.«
    So klinisch. So kalt. Regina schnürte es das Herz in der Brust zusammen. »Und wenn nicht?«
    Donna Tomah lächelte. »Sehen wir einfach nach, ja? Leg dich hin.«
    Ein Schauer kroch ihr die Wirbelsäule hinunter. Sie
wollte
sich nicht hinlegen. Sie fühlte sich bereits genug entblößt und verletzlich und wollte die Füße nicht auf die Metallbügel legen und sich einer weiteren Enttäuschung aussetzen.
    Regina befeuchtete die Lippen. »Was, wenn meine Gebärmutter nicht – du weißt schon – sauber ist?«
    »Wir müssten Schritte einleiten, um eine Infektion zu verhindern.«
    Schritte.
Eine böse Ahnung ballte sich in ihrem Magen zusammen, heftig wie ein Krampf. »Antibiotika?«
    »Lass uns doch erst die Untersuchung hinter uns bringen, bevor wir einen Behandlungsplan besprechen«, sagte die Ärztin.
    Was vernünftig klang. Wirklich. Regina öffnete den Mund, um ihr Einverständnis zu erklären. Und hörte sich selbst sagen: »Ich glaube, ich komme morgen früh wieder.«
    Donnas sympathisches Lächeln gefror. Nun ja, wahrscheinlich war sie nicht sehr erfreut darüber, von ihrem Abendessen und dem Fernseher weggerufen zu werden, nur damit Regina anschließend ihre medizinische Intervention ablehnte. »Vielleicht ist morgen viel Betrieb.«
    »Ich habe einen Termin«, entgegnete Regina. »Um zehn. Ich bin morgen um zehn wieder da.«
    Donna versteifte sich. »Das ist keine gute Idee.«
    Antonia hatte früher immer beklagt, dass der sicherste Weg, Regina zu etwas zu bringen, darin bestand, ihr zu sagen, sie solle es nicht tun.
»Charakter«
hatten ihre Lehrer dazu gesagt.
»Zicke«
hatte Alain sie genannt. Bei Widerstand schaltete sie auf stur.
    Sie war verunsichert und krank und ängstlich, aber sie gab ihr Baby nicht auf. Dylans Baby. Ob ihr Kind nun eine Selkie-Prophezeiung erfüllte oder nicht, für sie war es kostbar. Sie gab es nicht auf.
    »Ich messe meine Temperatur und rufe an, wenn ich Fieber bekomme. Morgen früh, wenn ich noch immer …« Sie schluckte gegen die Enge in ihrem malträtierten Hals an. »Probleme habe, komme ich wieder.«
    Ihre Stimme klang so vernünftig. Nichts in ihren Worten verriet die Panik, die sich in ihr regte wie eine furchtsame Maus im Schatten der Eule.
    Einen Augenblick lang dachte sie schon, die Ärztin wolle mit ihr streiten, und ihrer Panik wuchsen Klauen, die sie in ihren Bauch schlug.
    Donna zuckte seufzend mit den Schultern. »Ich kann dich nicht hier festhalten. Lass mich nur noch ein paar Notizen machen, dann bringe ich dich wieder nach Hause.« Sie schürzte die Lippen. »Es sei denn, du willst jemanden anrufen, damit er dich abholt?«
    Die halbe Insel war auf den Beinen, um Nick zu suchen. Und ihre Mutter wartete zu Hause neben dem Telefon.
    Regina fühlte sich seltsamerweise zugleich im Stich gelassen und erleichtert und schüttelte rasch den Kopf. »Es wäre toll, wenn du mich nach Hause fahren könntest. Danke.«
    Während Donna etwas in ihre Krankenakte kritzelte, kletterte Regina vom Untersuchungstisch und griff nach ihrer Hose.
    »Ich komme gleich wieder«, sagte Donna und verschwand durch die Tür.
    Regina

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