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Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)

Titel: Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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versuchen Sie, nicht so laut zu heulen. Man wird Sie sonst noch oben auf der Straße hören und BUR verständigen. Offen gesagt braucht das Bureau bei Vollmond wirklich nicht auch noch diese Art von zusätzlicher Arbeit.«
    Einen Augenblick lang schien die Geisterfrau zu überlegen, dann wechselte sie von Französisch zu einem Englisch mit starkem Akzent. »No, warten Sie. Isch werde … Was werde isch? O ja, isch werde es Ihnen sseigen. Folgen Sie mir.«
    Sie setzte sich in Bewegung, waberte langsam durch den Raum. Dabei scherte sie sich nicht um irgendwelche Hindernisse oder Lücken zwischen den Gerätschaften, Instrumenten und Werkzeugen von Madame Lefoux’ Sammlung, sondern schwebte einfach durch sie hindurch. Alexia, die in jederlei Hinsicht über mehr Substanz verfügte, bahnte sich mühsam einen Weg hinter ihr her. Bei mehr als einer Gelegenheit verlor sie das Gespenst aus den Augen, aber schließlich gelangten sie in eine Ecke des riesigen Raumes und hielten neben einem großen Fass an, das auf der Seite lag und mit dem Firmenlogo eines sehr angesehenen Herstellers von eingelegten Zwiebeln versehen war.
    Als sich die Ehemalige Lefoux dem Fass näherte, wurde ihre Erscheinung immer dichter, bis sie beinahe wieder jenem Gespenst glich, dem Alexia vor beinahe einem halben Jahr zum ersten Mal begegnet war. Der Geist einer hoch gewachsenen, hageren, streng aussehenden älteren Frau, in einem Kleid, wie es schon jahrelang aus der Mode war, und mit einer kleinen Brille. Sie hatte eine ausgeprägte Ähnlichkeit mit Madame Lefoux. Da könnten sogar einmal Grübchen gewesen sein.
    Das klagende Heulen war hier viel lauter, obwohl es immer noch aus einiger Entfernung zu kommen schien, mit einem Echo wie aus der Tiefe eines Minenstollens.
    »Es tut mir wirklich leid. Ich kann nicht damit aufhören«, sagte das Gespenst, als Alexia zusammenzuckte.
    »Nein, das weiß ich. Sie haben keine Kontrolle mehr darüber, denn Ihre Zeit ist gekommen.«
    Das Gespenst nickte, eine Handlung, die nun, da der Geist sich mehr konzentrierte, sichtbar war. »Genevieve hat mir ein langes Leben nach dem Tod geschenkt. Nur wenige Geister haben so viel Glück. Gewöhnlich haben sie nur Monate. Ich hatte Jahre.«
    »Jahre?«
    »Jahre.«
    »Sie ist wirklich eine geniale Frau.« Alexia war über die Maßen beeindruckt.
    »Und doch verliebt sie sich zu oft und zu leichtfertig. Diese Lektion konnte ich ihr nicht beibringen, in dieser Hinsicht ist sie ihrem Vater ähnlich. Sie liebt auch Sie ein wenig, glaube ich. Mehr, als Sie es eigentlich verdient hätten.«
    Das Gespräch entglitt wieder einmal, wie es bei Geistern häufig vorkam. Sie hatten genauso wenig Kontrolle über das, was sie sagten, wie über ihre eigene Gestalt. »Aber ich bin verheiratet!«
    »Das sind die Besten alle. Und dann auch noch Genevieves Sohn …«
    Lady Maccon sah auf ihren eigenen Bauch hinab. »Jeder sollte sein Kind lieben.«
    »Selbst wenn er ein wildes Geschöpf ist, das von einer anderen Frau geboren wurde?«
    »Ganz besonders dann.«
    Der Geist stieß ein trockenes Lachen aus. »Ich verstehe sehr gut, warum Sie beide Freude sind.«
    Während sie gezwungen war, über Genevieves Liebesleben nachzudenken (etwas, das Alexia, wie sie zugeben musste, bisher angestrengt vermieden hatte, weil es einfach zu faszinierend war), setzten sich alle Einzelteile wie von selbst in ihrem Kopf zusammen, allerdings nicht schnell genug, um schon ein fertiges Bild zu geben; bevor dies geschah, wurde das Heulen wieder lauter und kam näher. Selbst ein Gespenst mit einer solchen inneren Stärke und geistigen Wendigkeit wie die Ehemalige Lefoux konnte dem eigenen Dahinscheiden nicht widerstehen, wenn das Schicksal die Möglichkeit dazu offerierte.
    »Ist mit Genevieve etwas nicht in Ordnung?«, fragte Alexia.
    »Ssstimmt«, zischte der Geist. Er waberte zitternd in der Luft vor ihr herum, als reite er auf einer schlecht austarierten Dampflok.
    »Diese Maschine, die sie gebaut hat, das ist keine Bestellung der Regierung, oder?«
    »Nein.« Das Gespenst begann sich zu drehen, während es weiterhin vibrierte. Die Nebelfäden waren wieder da und trieben davon, Wölkchen einer menschlichen Existenz, die sich immer mehr auflöste. Ihre Füße waren schon gar nicht mehr vorhanden. Während Alexia zusah, löste sich eine der Hände der Ehemaligen Lefoux und trieb auf sie zu.
    Lady Maccon versuchte, der Hand auszuweichen, aber sie folgte ihr. »Es ist die Art von Apparat, um damit in ein Haus

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