Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
dass sie sich bester Gesundheit erfreute, verbot die moderne medizinische Wissenschaft eheliche Beziehungen während der letzten Monate, und Lord Maccon weigerte sich, das Wohl seiner Frau aufs Spiel zu setzen. Dabei legte er, wie Lady Maccon sehr zu ihrem Leidwesen herausfand, unerwartete Widerstandskraft an den Tag.
Alexia zog den Revolver zwischen ihnen hervor und schob ihn über die Bank von sich fort. Später war noch genug Zeit, ihrem Mann von Lord Ambrose zu erzählen. Hätte sie es ihm jetzt erzählt, hätte ihn das nur aufgeregt und abgelenkt. Im Augenblick zog sie es vor, dass sie der Grund für seine Aufregung und Ablenkung war.
»Kein bleibender Schaden, mein Liebster?« Sie ließ ihre Hände über seine Seiten gleiten und genoss das seidige Gefühl seiner Haut und die Art, wie er unter ihrer Berührung erbebte.
»Ganz und gar nicht.« In einer hitzigen Umarmung küsste er ihre Lippen.
Verwundert dachte Alexia darüber nach, dass sie sich selbst nach so vielen Monaten der Ehe immer noch darin verlieren konnte, ihren Ehemann zu küssen. Es wurde niemals langweilig. Es war wie starker Tee mit Milch, wohlig, belebend und köstlich. Sie war sich nicht sicher, wie er einen solchen Vergleich aufnehmen würde, aber Alexia Maccon war sehr angetan von Tee.
Sie nahm sein Kinn in beide Hände und ermutigte ihn, den Kuss zu vertiefen.
So ein Umzug, dachte Alexia, muss das lästigste Unterfangen der Welt sein.
Ihr war natürlich nicht gestattet, körperlich mit anzupacken, allerdings watschelte sie umher, wies auf Gegenstände und bedeutete dann, wo sie diese hinhaben wollte. Sie amüsierte sich über die Maßen. Nachdem ihr Ehemann und ihre Mitverschwörer vor einigen Tagen aufgebrochen waren, um sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, fühlte sie sich wie ein rundlicher General, der die alleinige Befehlsgewalt über eine schillernde Armee hatte und eine Masseninvasion auf fremden Territorium leitet. Nachdem sie allerdings eine hitzköpfige Auseinandersetzung zwischen Boots und Biffy über samtene Zierkissen hatte schlichten müssen, drängte sich ihr der Verdacht auf, dass es Generäle leichter hatten. Sie wusste, dass Conall und Professor Lyall ihr das Kommando über die gesamte Umzugsaktion übertragen hatten, um sie gezielt abzulenken, doch da sie sich dieses Manipulationsversuchs sehr wohl bewusst war und sie sich alle ebenfalls sehr wohl bewusst waren, dass sie sich dessen bewusst war, konnte sie genauso gut auch ihren Spaß daran haben.
Was es besonders vergnüglich machte, war die Tatsache, dass alles heimlich vonstatten gehen musste. Es sollte nicht bekannt werden, dass Lord und Lady Maccon tatsächlich in Lord Akeldamas Haus umzogen. Die Vampire hatten dem Umzug der Maccons in das Haus nebenan nur widerwillig zugestimmt, da sie fürchteten, der Werwolf und die Außernatürliche könnten unangemessen Einfluss auf die Erziehung des Kindes ausüben, selbst wenn es unter Lord Akeldamas Obhut stand. Deshalb ließ es Lady Maccon so aussehen, als suche sie nur Zuflucht vor dem Chaos, indem sie bei Lord Akeldama ihren Tee einnahm, während ihre Habseligkeiten in die gemietete Unterkunft nebenan gebracht wurden. Alexias persönliche Habe wurde in das vom Woolsey-Rudel gemietete Hauses getragen, die Treppe hinauf, einen Gang entlang, dann auf einen Balkon und hinüber auf Lord Akeldamas Balkon geworfen. Beide Balkone befanden sich nur ein kurzes Stück voneinander entfernt und praktischerweise verborgen hinter einem großen Stechpalmenbaum. Anschließend wurde ihr privater Besitz einen weiteren Gang entlang-, eine weitere Treppe hoch- und schließlich in ihren neuen Wohnschrank getragen. Das brachte eine gehörige Menge Tohuwabohu mit sich, besonders wenn es Möbelstücke waren, die geworfen wurden. Dem Himmel sei Dank für die übernatürliche Stärke der Werwölfe, dachte Alexia, als sie Biffy dabei beobachtete, wie er mühelos ihren Lieblingskleiderschrank auffing.
Lady Maccons Untergebene in dieser ausgeklügelten Scharade waren drei jüngere Mitglieder des Woolsey-Rudels, Biffy, Rafe und Phelan (Biffy als Fänger und die anderen beiden abwechselnd als Träger und Werfer), der stets tüchtige Floote und ein regelrechter Schwarm von Lord Akeldamas Drohnen, die geschäftig herumtrippelten und alles genau so und nicht anders arrangierten.
Nachdem Alexia das Werfen und Fangen ihrer Habe von einem Balkon zum anderen überwacht hatte, begab sie sich ins Haus, um zu beaufsichtigen, wie ihre neue
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