Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Und woher wusstest du, dass du mich in Lord Akeldamas Domizil finden würdest?«
»Mrs Tunstell sagte mir, dass ich dich hier finden könnte.« Felicity beäugte mit kritischem Blick die goldene Pracht, die sie umgab.
»Ivy? Woher weiß Ivy das?«
»Madame Lefoux hat es ihr erzählt.«
»Ach wirklich, hat sie das? Und woher …«
»Jemand namens Professor Lyall verriet Madame Lefoux, dass dein Umzug heute Abend stattfindet und dass du dich in der Zwischenzeit bei Lord Akeldama verkriechst, für den Fall, dass irgendwelche Bestellungen geliefert werden. Hast du einen neuen Hut in Auftrag gegeben, Schwester? Bei diesem haarsträubenden ausländischen Weib? Bist du sicher, dass du nach dem, was in Schottland passiert ist, immer noch Kundin ihres Geschäfts sein solltest? Und wer ist dieser Professor Lyall? Du pflegst doch wohl nicht neuerdings Umgang mit Akademikern, oder etwas doch? Das kann unmöglich gesund sein. Bildung ist fürchterlich schlecht für die Nerven, besonders bei einer Frau in deinen Umständen.«
Lady Maccon suchte angestrengt nach einer angemessenen Entgegnung.
»Wo wir gerade davon sprechen«, fügte Felicity in einem plumpen Ablenkungsversuch hinzu, »du bist wirklich ungemein korpulent geworden. Ist es normal, dass dein Umfang derart angeschwollen ist?«
Lady Maccon runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich habe meinen Umfang sozusagen bis zum Maximum ausgedehnt. Du kennst mich ja, ich achte immer darauf, die Dinge so gründlich wie möglich zu erledigen.«
»Nun, Mama sagt, wir sollen sicherstellen, dass du auf niemanden wütend wirst. Sonst wird das Kind demjenigen ähnlich sehen.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, emotionale Nachahmung nennt man das, und …«
»Nun, das ist kein Problem. Es wird am Ende einfach aussehen wie mein Ehemann.«
»Aber was ist, wenn es ein Mädchen wird? Wäre das denn nicht schrecklich? Sie wäre ganz zottig und …«
Felicity hätte noch weitergeredet, doch Lady Maccon verlor die Geduld, was sie ganz gern mal tat. »Felicity, warum besuchst du mich?«
Miss Loontwill wich der Frage aus. »Das hier ist eine recht bemerkenswerte Behausung. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal das Innere eines Vampirstocks zu Gesicht bekomme. Und wie bezaubernd und grandios und voller exquisiter Sammlerstücke! Beinahe meinen Anforderungen entsprechend.«
»Das hier ist kein Stock, es gibt hier keine Königin. Nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. Ich lasse mich nicht so leicht ablenken, Felicity. Warum suchst du mich zu solch einer Zeit auf? Und warum nimmst du so viel Mühe auf dich, meinen Aufenthaltsort herauszufinden?«
Ihre Schwester rutschte unbehaglich auf dem Brokatsofa herum, das blonde Haupt zur Seite geneigt und ein zartes Stirnrunzeln über ihren perfekten Brauen. Wie Alexia bemerkte, hatte sie ihre aufwendig frisierten Ringellöckchen nicht an ihre einfache Aufmachung angepasst. Eine Reihe perfekter flacher Locken klebte ihr nach neuester Mode an der Stirn.
»Du hast dich seit deiner Rückkehr nach London nicht viel für die Familie interessiert.«
Lady Maccon erstaunte dieser Vorwurf. »Du musst zugeben, dass man mir vor meiner Abreise signalisierte, dort unwillkommen zu sein.« Und das war noch milde ausgedrückt. Ihre Familie war ihr gegenüber schon immer recht kleinlich gewesen, und zwar schon, bevor sie sich einstimmig entschlossen, sie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aus ihrer Mitte zu verstoßen. Seit ihrem Ausflug nach Schottland, der unter einem schlechten Stern gestanden hatte, und der darauf folgenden Jagd durch die halbe bekannte Welt hatte sie es deswegen vorgezogen, den Loontwills so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Für Lady Maccon, ein eingebürgertes Wesen der Nacht, die sich mit Werwölfen, Erfindern und – Schrecken aller Schrecken – Schauspielern umgab, war das ein vergleichsweise leichtes Unterfangen.
»Ja, aber es ist nun bestimmt schon Monate her, Schwester! Ich hätte dich nicht für nachtragend gehalten. Wusstest du, dass Evylin ihre Verlobung mit Captain Featherstonehaugh erneuert hat?«
Lady Maccon starrte ihre Schwester nur wortlos an und klopfte mit einem Pantoffel leicht auf den Teppichboden.
Miss Loontwill errötete, warf ihr einen scheuen Blick zu und sah dann schnell wieder fort. »Ich habe mich …«, sie hielt inne, als suche sie nach den richtigen Worten, »… mit jemandem eingelassen.«
Alexia spürte, wie ihr die Brust vor wahrer Angst bebte. Oder sind das Verdauungsbeschwerden? »O nein,
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