Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
rastlos, nur um kurz nach Sonnenuntergang davon geweckt zu werden, dass jemand an die Tür des Schrankzimmers hämmerte.
»Conall, da ist jemand an der Tür unseres Schlafzimmers!« Sie schüttelte ihren massigen Ehemann, der als schlaffer, knochenloser Haufen neben ihr lag.
Mit einem leisen Schnauben rollte er herum und versuchte vergeblich, sie an sich zu ziehen. Also musste er sich damit begnügen, ihren Bauch zu tätscheln und die Nase an ihrem Hals zu vergraben.
Alexia bog sich von ihm fort, so weit es ihr möglich war, auch wenn sie die Zärtlichkeit und die Art, wie seine Lippen auf ihre Haut strichen, genoss. Für so einen struppigen Mann hatte er sehr weiche Lippen.
»Liebling, Licht meines Lebens, Herr meines Herzens, da ist jemand an der Tür unseres Schrankzimmers und begehrt Einlass. Und ich glaube nicht, dass Lord Akeldama und seine Jungs schon wach sind.«
Conall wühlte sich nur mit noch größerem Interesse enger an sie, da er den Geschmack ihres Halses offenbar äußerst faszinierend fand.
Die Tür erzitterte in den Angeln, als wer auch immer zu versuchen schien, sie mit Gewalt aufzubrechen. Doch trotz Lord Akeldamas spielerischen dekorativen Geschmacks hinsichtlich der Einrichtung war sein Stadthaus erbaut worden unter Berücksichtigung übernatürlicher Besucher, und der Schutz seiner Kleidung stand bei ihm an oberster Stelle. Die Tür bewegte sich kaum. Derjenige auf der anderen Seite rief etwas, aber die Tür, massiv genug, um jedem Schuhdieb standzuhalten, dämpfte auch die lautesten Rufe bis zur Unverständlichkeit.
Lady Maccon wurde zunehmend beunruhigt. »Conall, steh auf und geh an die Tür, na los! Wirklich, es klingt äußerst drängend.«
»Ich habe hier auch eine drängende Angelegenheit, die in die Hand genommen werden muss.«
Bei der Anzüglichkeit des Wortspiels musste Alexia kichern. Sie war erfreut, dass ihr Ehemann sie immer noch anziehend fand, obwohl sie mittlerweile aussah wie ein gestrandeter Wal, aber sie fand es zunehmend unbequem, ihm dabei entgegenzukommen. Der Geist war willig, aber das Fleisch war angeschwollen. Dennoch genoss sie das Kompliment und verstand, dass hinter den Zärtlichkeiten kein wirkliches Drängen steckte. Der Earl kannte sie gut genug, um zu begreifen, dass sie sein Verlangen beinahe ebenso sehr schätzte wie seine Liebe. Nachdem sie sich ein Leben lang hässlich und unwürdig gefühlt hatte, war sich Alexia inzwischen ziemlich sicher, dass Conall sie aufrichtig begehrte, selbst wenn sie im Augenblick diesbezüglich nichts unternehmen konnten. Sie verstand auch, dass er sein eheliches Interesse zum Teil deshalb ausdrückte, weil er wusste, wie sehr sie solche Bestätigungen brauchte. Er war ein Werwolf und ein Dummkopf, aber wunderbar liebevoll, sobald er erst einmal in seiner Tollpatschigkeit herausgefunden hatte, wie es ging.
Und doch malträtierte irgendjemand immer noch ihre arme Tür. Blinzelnd öffnete Conall gänzlich die goldbraunen Augen, und sein Blick war offen und klar. Er küsste seine Frau auf die Spitze ihrer langen Nase und rollte sich mit einem mächtigen Seufzen aus dem Bett, um zur Tür zu tapsen.
Alexia bewunderte unter schläfrigen Lidern hervor seine Rückansicht, dann kreischte sie unvermittelt auf: »Conall! Morgenmantel, um Himmels willen!«
Ihr Ehemann schenkte ihr keine Beachtung, sondern riss die Tür auf und verschränkte die Arme vor seiner breiten, behaarten Brust. Er trug nicht einen Faden am Leib, nicht einmal seine Pantoffeln. Alexia versank in tiefer Scham unter der Bettdecke.
Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn es war nur Professor Lyall.
»Randolph«, grollte ihr Ehemann. »Was soll der Radau?«
»Es geht um Biffy, Mylord. Kommen Sie besser schnell, Sie werden gebraucht.«
»Jetzt schon?« Lord Maccon fluchte wie ein Kesselflicker. Er sah sich kurz im Zimmer um und entschied dann, dass es schneller ginge, die Gestalt zu wechseln, als sich anzukleiden. Also verwandelte er sich. Die Muskeln unter seiner Haut formten sich neu, das Haar auf seinem Kopf dehnte sich nach unten aus und wurde zu Fell. Schon bald fiel er auf alle viere. Dann hetzte er hinaus und den Flur entlang, vermutlich um über die Lücke zwischen den beiden Häusern zu springen und nachzusehen, was geschehen war. Alexia erhaschte nur noch einen Blick auf die Spitze seiner buschigen, gestromten Rute, als er ohne auch nur ein Nicken in ihre Richtung außer Sicht schlitterte.
»Was ist los, Professor?«, verlangte
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