Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
Theaterstücks werden.«
»Ich werde dir einen besonderen Sonnenschirm anfertigen lassen, ähnlich wie meiner.«
»O nein, danke für den guten Willen, Alexia, aber ich könnte unmöglich ein Accessoire mit mir herumtragen, das einfach so nolens volens Dinge verschießt. Wirklich, ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet, aber das wäre einfach zu viel für mich. Du kannst so etwas souverän tragen, aber für jemanden wie mich wäre das zu geschmacklos.«
Lady Maccon runzelte die Stirn, doch da sie die wahre Schwäche ihrer Freundin kannte, machte sie einen anderen Vorschlag. »Einen besonderen Hut vielleicht?«
Ivy zögerte.
»Madame Lefoux hat meinen Sonnenschirm entworfen.«
»Na ja, vielleicht einen kleinen Hut. Einen, der nicht zu sehr sprüht?«
Alexia lächelte. »Ich bin davon überzeugt, dass sich das arrangieren lässt.«
Mrs Tunstell biss sich lächelnd auf die Unterlippe. »O Alexia, eine Geheimgesellschaft, wie wunderbar von dir! Wer ist sonst noch Mitglied? Haben wir regelmäßige Treffen? Gibt es ein geheimes Zeichen, mit dem wir uns gegenseitig zu erkennen geben?«
»Ähm, nun ja, was das betrifft … Bis jetzt bist du meine erste Rekrutin, sozusagen. Allerdings rechne ich in der Zukunft mit weiteren Mitgliedern.«
Mrs Tunstell wirkte ziemlich enttäuscht, deshalb fuhr Lady Maccon hastig fort: »Aber du wirst natürlich unter einem Codenamen operieren und Bericht erstatten müssen – über Ätherogramme oder auf andere Weise als geheime Botschaften.«
Daraufhin erhellte sich Ivys Miene. »Oh, selbstverständlich. Wie wird mein Codename lauten? Etwas Romantisches und doch Subtiles, hoffe ich?«
Lady Maccon betrachtete ihre Freundin, während ihr eine Reihe von ziemlich albernen Namen in den Sinn kamen. Schließlich entschied sie sich für einen, von dem sie wusste, dass er Ivy gefallen würde, denn er stand für eine Art von Kopfputz, dem sie besonders zugetan war und an den Alexia sich stets erinnern würde, da er ihrer Meinung nach besonders typisch für Ivy war. »Wie wäre es mit ›Kapotthütchen‹?«
Mrs Tunstells hübsches Gesicht strahlte vor Vergnügen. »Oh, fabelhaft! Absolut modisch. Und wie lautet deiner?«
Auch auf diese Frage war Alexia schlecht vorbereitet. Verzweifelt suchte sie nach einer Antwort. »Äh. Oh, lass mich nachdenken.« Angestrengt ging sie in Gedanken einige von Lord Akeldamas Kosenamen und ein paar der liebevolleren Bezeichnungen ihres Ehemannes durch. Nichts davon passte recht zu einer Geheimgesellschaft. Schließlich entschied sie sich für das Einfachste, das ihr einfiel. »Du kannst mich den ›Gerüschten Parasol‹ nennen. Das sollte passen.«
Ivy klatschte in die Hände. »Oh, ausgezeichnet! Ach, Alexia, was für ein prächtiger Spaß!«
Lady Maccon setzte sich wieder. »Denkst du, wir könnten jetzt Tee haben?«, fragte sie ein wenig wehleidig.
Sofort zog Mrs Tunstell an der Klingelschnur, und innerhalb kürzester Zeit brachte ein nervöses junges Dienstmädchen ein beladenes Teetablett herein.
»Wunderbar«, sagte Lady Maccon mit offensichtlicher Erleichterung.
Ivy schenkte ein. »Und nun, da ich ordentlich in das Protektorat aufgenommen wurde, wie lautet mein erster Auftrag?«
»Ach ja, der eigentliche Grund meines Besuches. Siehst du, da gibt es eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung, und es hat zu tun mit einem missglückten Anschlag auf Königin Victorias Leben. Vor etwa zwanzig Jahren versuchten Mitglieder des Kingair-Rudels, Ihre Majestät zu eliminieren.«
»O nein, wirklich? Doch nicht etwa diese netten Schotten? Sie können doch unmöglich etwas so Hochverräterisches getan haben. Nun ja, außer mit unbedeckten Knien herumzulaufen, aber doch nichts so Verwerfliches wie versuchten Königinnenmord!«
»Ich versichere dir, Ivy, das ist die aufrichtige Wahrheit, allgemein anerkannt von jenen, die sich in der Position befinden, solche Einzelheiten zu wissen.« Lady Maccon nippte an ihrem Tee und nickte dann weise. »Tatsache ist: Das ehemalige Rudel meines Gatten versuchte, Königin Victoria zu vergiften. Ich brauche dich, damit du mit dem Luftschiff zurück nach Castle Kingair fliegst und die Einzelheiten darüber in Erfahrung bringst.«
Ivy lächelte breit. Seit ihrer ersten Reise mit Alexia nach Schottland hatte sie eine höchst undamenhafte Vorliebe für Luftschiffreisen entwickelt. Ihre gegenwärtige gesellschaftliche Stellung erlaubte es ihr nicht, dieser nachzugeben, aber jetzt …
Lady Maccon lächelte breit zurück.
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt