Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
sie gebieterisch zu wissen, bevor der Beta ihres Mannes seinem Alpha folgen konnte. Es sah Professor Lyall überhaupt nicht ähnlich, sie mit solcher Vehemenz und so kurz nach Sonnenuntergang zu stören. Es war ebenso ungewöhnlich, dass ein Problem so dringend die Aufmerksamkeit des Earls erforderte, dass sein Beta die Angelegenheit nicht verschieben oder die vorbereitenden Maßnahmen selbst erledigen konnte.
Professor Lyalls Schultern sanken leicht nach unten, als er sich widerstrebend dem düsteren Innern des Schrankzimmers zuwandte. »Es geht um Biffy, Mylady. Er kommt diesen Monat wirklich nicht gut mit dem Fluch zurecht. Er kämpft zu sehr dagegen an, und je mehr er dagegen ankämpft, umso schmerzhafter ist es.«
»Aber es ist noch über eine Woche bis Vollmond! Wie lange wird er denn noch unter solchen Anfällen verfrühter physiologischer Spaltung leiden?« Der arme Biffy, es war so beschämend – vorzeitige Gestaltfluktuation.
»Schwer zu sagen, aber es könnte Jahre, sogar Jahrzehnte dauern, bis er es richtig kontrollieren kann. Alle neuen Welpen haben dieses Problem, obwohl es sie selten so schlimm erwischt wie Biffy. Gewöhnlicherweise tritt bei ihnen die Verwandlung dann nur ein paar Tage vor Vollmond ein. Biffys Zyklus ist völlig durcheinander.«
Alexia zuckte zusammen. »Und Sie könnten nicht …?«
Im Gegenlicht der kostspieligen hellen Gaslampen in Lord Akeldamas Flur war es unmöglich, den Gesichtsausdruck des Werwolfs auszumachen. Doch selbst wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte seine Miene nicht viel verraten, so wie sie Professor Lyall kannte.
»Am Ende bin ich nur ein Beta, Lady Maccon. Wenn ein Werwolf seine Wolfsgestalt angenommen hat und mondsüchtig und rasend ist, kann nichts ihn besänftigen oder in Zaum halten außer einem Alpha. Sie müssten das inzwischen erkannt haben. Alpha zu sein bedeutet viel mehr, als einfach nur groß und stark zu sein. Dazu gehört auch, dass man sich selbst in Wolfsgestalt noch kontrollieren kann und über Intelligenz verfügt.«
»Aber Professor Lyall, Sie sind ständig sehr kontrolliert.«
»Vielen Dank, Lady Maccon. Für einen Werwolf kann es kein größeres Kompliment geben, aber bei mir ist das nur eine Sache der Selbstbeherrschung, die anderen wenig nützt.«
»Abgesehen davon, dass Sie mit gutem Beispiel vorangehen.«
»Abgesehen davon. Und nun sollte ich Sie verlassen, damit Sie sich ankleiden können. Ich glaube, wir dürften in Kürze Ihre Ergebnisse von BUR erwarten.«
»Meine Ergebnisse?«
»Diese kleinen OMO -Fläschchen mit der geheimnisvollen Flüssigkeit.«
»Ach ja, fantastisch! Würden Sie bitte dafür sorgen, dass die Kutsche für Floote und mich nach dem Abendessen bereitsteht? Ich muss so bald wie möglich Woolseys Bibliothek aufsuchen.«
Der Beta nickte. »Ich habe das Gefühl, dass sie bereits eingespannt wird. Wir werden Biffy aufs Land bringen müssen, um ihn im Kerker einzusperren. Sein jüngstes Unvermögen hatte eine ziemlich katastrophale Umgestaltung Ihres hinteren Salons zur Folge.«
»O nein, wirklich? Und das, nachdem die Drohnen dort solch reizende Arbeit geleistet haben!«
»Wir mussten ihn irgendwo einsperren, und dieser Raum hat keine Fenster.«
»Ich verstehe. Aber Krallenspuren sind der Tod jeder Tapete.«
»Nur zu wahr, Lady Maccon.«
Professor Lyall schwebte davon, und da er nun einmal Professor Lyall war, gelang es ihm, eine von Lord Akeldamas soeben erwachten Drohnen dazu einzuspannen, Lady Maccon beim Ankleiden behilflich zu sein.
Boots steckte den Kopf zur Tür herein, doch als er Lady Maccon immer noch im Bett erblickte, zog er den Kopf sofort wieder zurück, und sein Rücken zeigte sich im Türrahmen.
»Oh, du meine Güte, tausendmal Entschuldigung, Lady Maccon. Ich kann das nicht tun. Könnte das kein zweites Mal durchstehen. Nicht so edelmütig. Ich gehe und scheuche jemanden auf, der ein bisschen besser geeignet ist, Ihnen zur Hand zu gehen, ja? Bin im Nu wieder zurück.«
Alexia war verblüfft, dann wälzte sie sich mühsam herum und wuchtete sich etappenweise aus dem Bett. Sie war gerade auf die Füße gekommen, als Lord Akeldama höchstpersönlich und sehr vergnügt ins Zimmer schlenderte. »Wünsche dir einen wunderschönen Abend, mein blühendes Ringelblümchen! Mein liebeskranker kleiner Boots sagte mir, dass du ein wenig Zurren und Schnüren gebrauchen könntest, und da dachte ich mir, da ich schon wach bin, könnte ich mich an deiner köstlichen Gesellschaft erfreuen und
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