Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Greysteel zur Liebe verführen könnte? » Also, bis später.«
Wieder in ihrem Zimmer riss Velvet den Kleiderschrank auf und prüfte ihre mitgebrachten Kleider. »Es stimmt, Emma. Lord Montgomery ist der neue Besitzer von Roehampton.«
»Ich nehme an, dass du ihn heiraten wirst?«
»Da wir verlobt sind, erwartet man es von uns.«
Emma verdrehte die Augen. Sie hatte geahnt, dass Velvet trotz ihrer Proteste dem dunklen, gebieterischen Edelmann nicht lange widerstehen könnte.
»Greysteel lud mich ein, heute unter vier Augen mit ihm zu dinieren. Ich möchte mein reizvollstes Kleid anziehen.«
»Bist du im Unterkleid in den See gewatet? Es war zum Auswringen nass. Es ist das Einzige, das du dabei hast.«
»Ich komme ohne aus«, sagte Velvet, als wäre es für sie die natürlichste Sache der Welt, ohne Unterwäsche zu gehen.
Doch ihre Wangen röteten sich, als sie sich die Konsequenzen vorstellte.
Gezielt holte sie ihr aufreizendstes Kleid aus dem Schrank, eine zarte Kreation aus lavendelblauer Seide. Greysteel plant, mich heute zu verführen, aber Gott stehe ihm bei, er wird derjenige sein, der verführt wird. Ich empfinde glühende Liebe zu Roehampton.
8
Greysteel trug das Dinnertablett hinauf, das Mrs Clegg mit Köstlichkeiten beladen hatte, die ihm den Mund wässrig machten. Butterkürbis, glasierte Pastinakwurzeln und krosse Bratkartoffeln begleiteten einen Fasan mit Kastanienfüllung. Als Dessert hatte die Köchin einen flaumigen Biskuitkuchen gebacken, zu dem es Obst, Pudding und dicke saure Sahne gab. Eine Flasche goldener Kanarenwein steckte unter seinem Arm.
Er stellte alles auf einen kleinen Tisch, den er schon vorher mit zwei geschnitzten Armsesseln auf sein Zimmer geschafft hatte. Dann klopfte er bei Velvet an. »Das Dinner ist bereit. Hast du Hunger?«
Velvet leckte sich die plötzlich trockenen Lippen und studierte angespannt ihr Spiegelbild. Ohne die Fülle des Unterkleides zeichnete die lavendelblaue Seide ihre Körperformen verführerisch nach. Einerseits befürchtete sie, viel zu gewagt auszusehen, fand jedoch andererseits das Wissen um ihre Wirkung erregend. Bess’ Rat folgend hatte sie ihr Haar unbedeckt gelassen, um Greysteel zu verlocken, es zu berühren. Ein Mann verzehrt sich danach, das zu kosten, was er berührt hat. Eine Kostprobe, und er wird sich nicht zufrieden geben, ehe er einen nicht ganz verschlungen hat!
Sie öffnete die Tür und lächelte. »Ja, ich bin hungrig. Und du?«
Sein Blick glitt besitzergreifend über sie. »Ich habe Hunger wie ein Bär.«
»Berthas Kreationen duften ganz köstlich. Ich kann es kaum erwarten.«
»Vorfreude schärft den Appetit, und Geduld ist eine Tugend.«
»Tugend habe ich genug, wenn ich auch bezweifle, dass du von Tugend auch nur reden kannst.« Sie warf ihm einen neckischen Blick zu. »Übernimm die Führung, und ich folge dir.«
Sie spielten mit Worten und wählten diese so, dass der Intimität des gemeinsamen Mahles in seinem Schlafgemach ein zusätzlicher prickelnder Reiz verliehen wurde. Er führte sie hinein, schloss die Tür und sah zu, wie sie ans Feuer ging.
»Dein Hemd ist rasch trocken geworden.«
»Das klingt bedauernd. Wenn du möchtest, ziehe ich es aus.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Eingebildeter Teufel.« Sie sah begierig zu, als seine Finger sich an den Knöpfen zu schaffen machten. »Und dreist bist du obendrein.«
Als sie so vor dem Feuer stand, konnte er durch die feine Seide hindurch die Umrisse ihrer schlanken Kurven sehen. »Und wer ist das dreiste kleine Ding, das sein Unterkleid wegließ?«
»Selbst schuld. Du hast gesagt, es sei schade, dass Frauen mehr anhaben als Männer. Ich versuche, fair zu sein.«
»Ich nehme zu gern die Schuld an deiner sparsamen Kleidung auf mich, wenn damit heute dein schlechtes Gewissen beruhigt wird, Velvet. Komm, wir wollen essen.« Er rückte einen Stuhl für sie zurecht. »Wenn es nach mir geht, und meist ist das der Fall, dann bildet das Essen das Vorspiel zu einer denkwürdigen Begegnung, die uns für immer im Gedächtnis bleiben wird.«
Langsam schritt sie zu dem Stuhl, den er bereithielt. Unter dem intensiven Blick seiner grauen Augen fühlte sie sich schön. Als sie sich setzte, beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, dann liebkoste er ihr Haar mit der Hand. Ein kleiner wohliger Reiz lief ihr über den Rücken und ließ sie frösteln. Die erste Berührung von vielen!
Greysteel setzte sich ihr gegenüber, hob den silbernen Deckel und machte
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