Fever Pitch
oder etwas in der Art; und er ist noch immer besser als irgendein anderer im Team, meilenweit, also kommen die Spielerbeobachter, um ihn sich anzuschauen, und ihm wird ein Ausbildungsvertrag angeboten – nicht bei Fulham, Brentford oder gar bei West Harn, sondern beim mächtigen Arsenal. Und es ist immer noch nicht vorbei, sogar dann noch nicht, denn wenn man fünf Jahre zurückgeht und sich eine der Nachwuchsmannschaften der ersten Division von damals anguckt, werden einem die meisten der Namen nichts sagen, weil die meisten der Spieler verschwunden sind. (Hier das Arsenal-Jugendteam von April 1987 laut einem wahllos herausgefischten Programmheft: Miller, Hannigan, McGregor, Hillier, Scully, Carstairs, Connelly, Rivero, Cagigao, S. Ball, Esqulant. Von ihnen hat sich nur Hillier durchgesetzt, obwohl Miller als hocheingeschätzter Ersatztorwart noch bei uns ist; Scully spielt noch irgendwo Profifußball, wenn auch nicht für Arsenal oder irgendein anderes Team der ersten Division. Der Rest ist weg, und das bei einem Club, der dafür berühmt ist, seinen eigenen Spielern eine faire Chance zu geben.)
Doch Gus überlebt und spielt in der Folgezeit für die Reserve. Und plötzlich öffnen sich ihm alle Türen: Don Howe steckt in Schwierigkeiten und überflutet die erste Mannschaft mit jungen Spielern – Niall Quinn, Hayes, Rocastle, Adams, Martin Keown. Und als Viv Anderson über Weihnachten 1985 gesperrt ist, macht Gus sein Debüt, als rechter Verteidiger, ausgerechnet in Old Trafford, und wir gewinnen dort 1:0, folglich ist er Teil einer Abwehrreihe, die auswärts bei Manchester United ein Zunull gehalten hat.
Howe wird entlassen, und George Graham hält an ihm fest, und er wird im Verlauf von Georges erster Saison in einer ganzen Reihe von Spielen als Einwechselspieler eingesetzt, also entwickeln sich die Dinge noch immer gut für ihn – nicht so gut wie für Rocky, Hayes, Adams und Quinn, aber andererseits ist deren häufiges Spielen in ihrer ersten Saison auch außergewöhnlich, und als die Mannschaft für Englands U-21 benannt wird, ist sie voll mit Arsenalspielern, und Gus Caesar ist einer von ihnen. Die für die Auswahl Englands Verantwortlichen beginnen, wie die Arsenalfans, der Jugendpolitik von Arsenal stillschweigend zu vertrauen, und Gus erhält eine Berufung, auch wenn er nicht regelmäßig in der ersten Mannschaft spielt. Aber egal weshalb, er ist dabei, er ist als einer der ungefähr zwanzig besten jungen Spieler im ganzen Land anerkannt.
An diesem Punkt nun konnte man Gus verzeihen, daß seine Aufmerksamkeit ein klein wenig nachließ. Er ist jung, er hat Talent, er hat sich dem Leben verschrieben, das er sich ausgesucht hat, und zumindest ein Teil der Selbstzweifel, die jeden quälen, der gewagte Träume hat, muß bis dahin verflogen sein. In diesem Stadium muß man sich auf das Urteil anderer verlassen (ich verließ mich auf das Urteil von Freunden und Agenten und von jedem, der mein Zeug las und mir sagte, es sei in Ordnung); und wenn unter diesen anderen, auf die man sich verläßt, zwei Trainer von Arsenal und der Coach einer englischen Auswahlmannschaft sind, dann geht man wahrscheinlich davon aus, daß es keinen Grund zur Sorge gibt.
Doch wie sich herausstellt, liegen sie alle falsch. Bis dahin hatte er jede Hürde auf seinem Weg souverän übersprungen, doch selbst in diesem späten Stadium ist es möglich, ins Straucheln zu geraten. Wahrscheinlich fällt uns zum ersten Mal im Januar 1987, bei diesem Halbfinalspiel gegen Tottenham, auf, daß etwas nicht stimmt: Caesar ist gegen Tottenhams Stürmer in einer peinlichen, offensichtlichen Weise überfordert. In Wahrheit sieht er aus wie ein Kaninchen im Scheinwerferkegel, erstarrt im Rampenlicht, bis Allen oder Waddle oder irgendwer an ihm vorbeigeht, und dann beginnt er zappelnd um sich zu schlagen, fürchterlich und bedauernswert, und schließlich erlösen George und Theo Foley ihn aus seinem Elend, indem sie ihn auswechseln. Er kriegt für eine Weile keine weitere Chance. Das nächste Mal, daß er mitspielt, ist, soweit ich mich erinnere, in Stamford Bridge gegen Chelsea, bei einem l:l-Unentschieden eine oder zwei Wochen vor dem Finale gegen Luton. Auch da gibt es eine Szene in der ersten Hälfte, die uns beunruhigt: Dixon stürmt auf ihn zu, lockt ihn in eine Richtung, dann in die andere, dann wieder zurück – genauso, wie es dein Dad immer mit dir im Garten hinter dem Haus gemacht hat, als du ein wirklich kleines Kind warst –,
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