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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß die Fey neuen Mut schöpften.
    Er eilte über das Deck, bis er die Brücke erreichte, die die Schiffe im Schattenland miteinander verband. Im Schattenland gab es keine natürlichen Lebensbedingungen – es gab kein Wasser, keinen Boden, nichts außer der Luft, die ein Visionär in das unsichtbare Versteck hineinströmen ließ. Die Wände der Schattenlande waren durchlässig, damit Luft eindringen konnte, so, wie es ein früherer Schwarzer König einmal erfunden hatte. Von allem anderen waren sie im Schattenland vollständig abgeschirmt, und deswegen war es gefährlich, diese Welt zu verlassen.
    Rugar hatte ein einfaches Schattenland gebaut, dessen Wände straff und dünn waren. Als er die Brücke überquerte, spürte Rugar die feuchte Kälte. Beim nächsten Schattenland, das für einen längeren Aufenthalt bestimmt war, würde er diesen Fehler vermeiden.
    Er überquerte den Steg und ging zur Kommandobrücke der Eccrasia, dem Flaggschiff der Flotte. Die Soldaten unterhielten sich halblaut, so daß er nur einige Fetzen ihrer Unterhaltung aufschnappte:
    »… Schwarzkittel …«
    »… ich hätte niemals gedacht, daß ein so plumper Kerl …«
    »… auf Pferden …«
    »… der ganze Raum voller Leichen …«
    »… ohne Gesichter …«
    »… die meisten lebten sogar noch …«
    Auch er hatte das Ausmaß der Vernichtung mit eigenen Augen gesehen. Der Gedanke, daß die Identität der Toten ausgelöscht war, machte ihn wütend. Er konnte die Worte seines Vaters einfach nicht vergessen.
    Die Blaue Insel ist noch niemals erobert worden.
    Und seine eigene schnippische Antwort: Bis jetzt hat es auch noch niemand versucht.
    Dabei hatte er lediglich Berichte der Fey und der Nye studiert. Vielleicht war die Blaue Insel schon einmal von Leutia aus angegriffen worden, obwohl dieser Kontinent in weiter Ferne lag. Ohne seine Annahme jemals zu überprüfen, war er davon ausgegangen, daß Leutia mit einem Flecken so weit nördlich von seinem Territorium weder Kriege geführt noch Handel getrieben hätte. Vielleicht war alles falsch, was er über die Blaue Insel zu wissen geglaubt hatte. Nach dem heutigen Morgen wäre das keine Überraschung mehr.
    Auf dem Weg zu seiner Kabine kam er an Jewels Tür vorbei. Er klopfte vorsichtig. Die Tür war aus dünnem Holz, doch er vernahm kein Geräusch von der anderen Seite.
    »Jewel«, sagte er leise.
    Auf dem Rückweg von seiner Kabine würde er die Tür öffnen und nachsehen, ob sie vielleicht im Bett lag und schlief. Aber er bezweifelte es. In Krisenzeiten war sie immer an seiner Seite.
    Er lehnte die Hand gegen die Tür und stützte die Stirn auf die Hand. Wenn sie tot war, würde er sich das niemals verzeihen. Jewel, sein klügstes Kind. Dabei hatte er sie doch Gesehen, wie sie durch den Palast der Inselbewohner schritt, als gehörte er ihr.
    Sie konnte nicht sterben.
    Er hätte es vorher gewußt.
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Sie schwang lautlos auf, und er trat in die Dunkelheit. Er zündete die Laterne an, die Jewel an ihrem gewohnten Platz abgestellt hatte, und fand es sonderbar, daß das Licht nicht hin- und herschwankte wie sonst auf See.
    Die Kabine war klein, und sie war leer. In der Koje war noch der Abdruck von Jewels Körper auf der Matratze zu erkennen, und quer über das Bett hatte sie ein Nachthemd geworfen, als wollte sie es später wieder benutzen.
    Er setzte sich auf den Rand der Koje. Es gab mindestens hundert Orte, an denen sie sich aufhalten konnte: bei den Verwundeten auf der Feire oder bei den Hütern. Vielleicht befand sie sich auch noch außerhalb des Schattenlandes und half den Verwundeten auf ihrem Weg hierher.
    Er würde sie bitten, daß sie in Zukunft nach einer Schlacht direkt zu ihm kam, damit er sich keine Sorgen um sie machen mußte und mit klarem Verstand kämpfen konnte. Aus diesem Grund hatten die Berater des Schwarzen Königs auch vorgeschlagen, daß Familienmitglieder niemals in derselben Einheit kämpfen sollten. Aber da die Tradition es auch verlangte, daß Familien immer eng beisammenblieben, hatte niemand den Vorschlag berücksichtigt.
    Es sah ihm gar nicht ähnlich, sich solche Sorgen zu machen.
    Womöglich war alles nur eine Prüfung, die ihm seine eigene Überheblichkeit vor Augen führen sollte. Der Sohn des Schwarzen Königs, der herausragende militärische Anführer, erlitt eine vernichtende Niederlage durch die Hand von Pazifisten. Aber vielleicht war das ein bißchen weit hergeholt. Wenn es ihm gelang, diese Niederlage in einen Sieg

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