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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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beiden letzten Male hatte er sie nur in ihrer vertrauten Fey-Gestalt gesehen.
    Ein Stallbursche kam herein. Er führte einen schwarzen Hengst am Zügel. Das Pferd bäumte sich auf. Solanda duckte sich noch tiefer auf den Heuballen in der Hoffnung, daß das Pferd sie dann übersehen würde. Es klappte. Der Bursche führte das Tier nach draußen.
    Ein Pfeifen ertönte. Solanda reckte den Hals und versuchte, über die Ballen hinweg den hinteren Teil des Stalles zu erkennen. Aber ihre Bemühungen waren vergeblich. Und sie würde auf keinen Fall ihren Zufluchtsort verlassen und erneut riskieren, zertrampelt zu werden.
    Zwei weitere Stallburschen führten Pferde an ihr vorbei, bevor Solanda den Mann sah, den sie suchte. Tel war jetzt wie ein Reitknecht gekleidet und kommandierte die anderen herum. Solanda wartete, bis die beiden Burschen verschwunden waren, bevor sie auf dem hölzernen Geländer einer leeren Box balancierte.
    In seiner menschlichen Gestalt war Tel breitschultrig und muskulös. Keiner der Inselbewohner war besonders hochgewachsen, und Tels Wirt machte da keine Ausnahme. Unter dem braunen Haar verriet nichts in seinem Gesicht Tels Anwesenheit.
    Als er Solanda erblickte, stieß er einen saftigen Fluch aus. Er öffnete den Mund und blickte sich um, offensichtlich, um einen der Stallburschen zu Hilfe zu rufen, aber Solanda miaute und hob die Pfote. Er sah sie noch einmal scharf an und runzelte verwirrt die Stirn. Solanda setzte sich neben einen Stützbalken und sagte auf Fey: »Ich habe Durst. Bring mir etwas frisches Wasser, aber vor die Tür dieser stinkenden Höhle.«
    »Aber …«
    »Ein Doppelgänger sollte die Befehle seines Vorgesetzten niemals in Frage stellen«, entgegnete Solanda und sprang von ihrem luftigen Sitz herunter. Stroh stach sie in die Pfoten, und sie verfluchte Tel im stillen für seinen Beruf. Sie schüttelte die Halme ab und trippelte nach draußen.
    Inzwischen lugte die Sonne über das Tor. Nach dem kühlen Nachtregen würde der Tag schwül und heiß werden. Solanda fand ein bequemes Plätzchen und ließ sich die Sonne auf den Pelz brennen.
    Schließlich trat Tel aus der Stalltür, in der Hand einen Tonteller voll Wasser. Er stellte das Gefäß vor Solanda auf den Boden und ließ sich im Schneidersitz neben ihr nieder.
    »Wer bist du?« fragte er auf Fey.
    »Erstens«, begann Solanda und blickte sich um, ob auch niemand in Hörweite war. Sie sah niemanden. »Sprich Inselsprache mit mir. Ich habe im letzten Jahr genug Brocken davon aufgeschnappt. Zweitens: Behandle mich wie eine Katze, die du versuchst zu zähmen. Benutz dieses dumme Babygeplapper, mit dem die Inselbewohner immer mit uns sprechen. Drittens: Ich werde Fey sprechen. Vielleicht versteht dann niemand, was ich tue. Und viertens, du Schwachkopf, bin ich sowieso der einzige Gestaltwandler, den Rugar mitgenommen hat.«
    »Solanda?«
    »Genau die. Wenn es dich nicht stört, werde ich mir jetzt etwas zu trinken genehmigen.« Sie stand auf, beugte sich über das Wasser und schlabberte es mit der Zunge auf. Die verdammten Pferde hatten es nicht nötig, aus Schlammlöchern zu trinken. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie durstig sie war, und leerte den Teller zur Hälfte, bevor sie sich wieder hinsetzte und Tel ansah.
    »Du hast Wassertropfen im Schnurrbart«, sagte er in der Sprache der Inselleute.
    »Hervorragend beobachtet«, spottete Solanda. Sie schüttelte den Kopf, daß es nur so spritzte. Tel verzog das Gesicht und wischte sich den Arm ab. Solanda verabscheute Doppelgänger. Sie hielten sich für genauso wichtig wie Gestaltwandler, verfügten aber nicht annähernd über deren natürliche Talente. »Rugar schickt mich. Er läßt dir sagen, daß die Informationen, die du ihm überbringen läßt, reichlich mager sind. Er schickt dich zum Tabernakel.«
    »Was?«
    Wieder führte ein Stallbursche ein Pferd nach draußen. Solanda rieb ihren Kopf an Tels Bein und schnurrte. Tel legte ihr zögernd die Hand auf den Rücken. Solanda zog die Nase kraus. Seine Hand stank nach Pferd.
    Sie wartete, bis der Stallbursche verschwunden war, bevor sie fortfuhr: »Du sollst herausfinden, wie sie das Gift herstellen. Die Hüter des Zaubers kommen damit nicht weiter.«
    »Beim Schwerte«, stieß er hervor, ein Ausdruck, den Solanda noch nie gehört hatte, aber sie nahm an, daß es sich um einen menschlichen Fluch handelte. »Ich könnte dabei sterben.«
    »Du kannst auch von einem Pferd totgetrampelt werden. Würdest du nicht lieber in dem Wissen

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