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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Sprung gespannt.
    In dieser Haltung hatte sie etwa eine Stunde lang gedöst, als die Tür sich endlich öffnete. Solanda schlüpfte zwischen einem Paar Stiefel hindurch, ignorierte das empörte »He!« und flitzte den Korridor entlang zum Saal. Sie hatte keine Ahnung, wo Sucher zu finden sein würde, aber hier war es noch am wahrscheinlichsten.
    Nach der Hitze war es im Palast angenehm kühl. Solanda genoß das Gefühl der kalten Steinfliesen unter ihren Pfoten. Es roch nach einer merkwürdigen Mischung aus Staub und frischgebackenem Brot. Solanda nahm Kurs auf die Küche, weil ihr nichts Besseres einfiel.
    Schließlich hörte sie Stimmen: Am Fuß der Treppe sprach eine Frau leise mit einem Mann. Solanda blieb stehen und linste um die Ecke. Es war eine der Bediensteten. Sie war schlank und sehr blond; ihr Haar noch heller als ihre Haut. Ihre Tracht war über dem Mieder tief ausgeschnitten, aber es sah aus, als hätte sie versucht, das Mieder höher zu ziehen. Sie hielt einen Staubwedel aus Federn wie eine Waffe vor die Brust. Der Mann war Sucher in seiner menschlichen Gestalt als Haushofmeister. Er erteilte der Frau Anweisungen, und sie widersprach ihm. Plötzlich riß er ihr den Staubwedel aus der Hand und schleuderte ihn zu Boden. Er schlitterte über die glatten Steinfliesen und landete so knapp vor Solandas Pfoten, daß sie nicht mehr rasch genug in Deckung springen konnte.
    »Oh, meine Güte!« rief die Frau aus. »Ich hab die da nicht reingelassen, Herr.«
    »Dann sieh zu, daß du sie wieder hinausschaffst!« fuhr Sucher sie an.
    Die Frau lief auf Solanda zu. Solanda entwischte ihr und prallte gegen Suchers Bein. Der schrie auf, als sie ihre Krallen in seine Wade grub und behende an ihm hochkletterte. Er wollte sie abschütteln, aber sie biß ihn in die Hand.
    »Halt mir dieses Vieh vom Leibe«, brüllte er.
    Die Frau trat unter Entschuldigungen näher.
    »Dummkopf«, zischte Solanda auf Fey. »Ich muß mit dir reden.«
    Die Frau packte sie. Solanda jaulte auf und grub ihre Krallen noch tiefer in Suchers Fleisch. »Tut mir verflixt leid, Herr. Weiß gar nicht, wie sie reingekommen ist.«
    »Geh weiter Staub wischen«, befahl Sucher. »Ich kümmere mich schon selbst um die verdammte Katze.«
    »Is’n verrücktes Vieh, die da«, erwiderte die Frau. »Hab noch nie eine so komisch miauen gehört.«
    »Geh«, polterte Sucher. »Oder ich brumme dir eine saftige Strafe auf.«
    Die Frau lief zu ihrem Staubwedel und hob ihn auf; dann verschwand sie im Korridor.
    »Zur Hölle, ich hoffe, daß das wirklich du bist, Solanda«, flüsterte Sucher auf Fey, als er ihre Krallen aus dem Stoff seines Anzugs löste. »Denn sonst kannst du Gift drauf nehmen, daß du den Tag nicht überlebst.«
    »Reg dich nicht auf«, sagte Solanda. »Laß uns hier verschwinden. Dann können wir reden.«
    Sucher drückte sie mit einer Hand gegen seine Schulter wie einen Säugling. Dann stieg er die Stufen hinauf, eilte am gobelinverhängten Fenster des ersten Treppenabsatzes vorbei und weiter hinauf bis in den ersten Stock. Als Offizier von höherem Dienstgrad besaß er gewisse Privilegien wie das Recht auf ein angemessenes Zimmer im Palast.
    Trotzdem war der Raum nur klein. Das altmodische Federbett mußte dringend einmal gelüftet werden. Das einzige Fenster besaß keine Vorhänge, wodurch der Raum größer wirkte.
    Sucher setzte Solanda auf dem modrigen Teppich ab – offensichtlich ein abgelegtes Stück der Herrschaft – und ging sofort zur Waschschüssel. Er zog das Hemd aus und entblößte lange Kratzspuren auf Flanke und Armen.
    »Hättest du dir nicht was Besseres einfallen lassen können?« beschwerte er sich.
    Solanda sprang aufs Bett und nieste im aufgewirbelten Staub, der im durch das Fenster hereinfallenden Lichtstrahl tanzte. Solanda setzte sich auf die Hinterpfoten, wischte sich mit der Pfote über das Schnäuzchen und nieste wieder. »Machst du hier niemals sauber?« erkundigte sie sich.
    »Man läßt mir ja kaum Zeit zu schlafen.« Sucher griff nach einem zerschlissenen Tuch und tunkte einen Zipfel ins Wasser. »Haushofmeister zu sein hat seine Vorteile. Ich höre wirklich so manches – aber ich muß so hart arbeiten wie noch nie.«
    Solanda seufzte. Klagen. Sie haßte Klagen. Als ob sie nichts zu tun hätte. Immerhin mußte sie nicht jeden Tag so tun, als sei sie einer der Feinde.
    Als Sucher das Blut aus den Kratzern wischte, zuckte er vor Schmerz zusammen. »Bei den Mächten, tut das weh.«
    »Kratzspuren«, sagte Solanda

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