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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zu enträtseln. Ein Doppelgänger am richtigen Ort konnte vielleicht dabei behilflich sein.
    Die Küchentür öffnete sich, und der Koch streckte den Kopf nach draußen. Sein Gesicht war von der Hitze des Herdes gerötet; Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und das Rückenteil seiner weißen Uniform klebte ihm am Leib. Der Schweißgeruch überwältigte Solanda fast noch mehr als der Duft von Essen. Ihr Magen knurrte. Sie ließ die Pfote sinken, blickte den Mann an und miaute kläglich.
    Als er sie entdeckte, verzog er das Gesicht zu einem Lächeln. »So früh heute, kleine Dame? Willst den anderen zuvorkommen, was?«
    Wieder miaute Solanda, dann sprang sie von ihrem Stein und rieb sich an seinem Bein. Er strich ihr mit seiner großen Hand über den Pelz. Seine Haut roch nach frischgeschlachtetem Hühnchen, Gewürzen und Holz. Solanda leckte das Fett von seiner Handfläche. Es schmeckte salzig.
    »Warte mal, kleine Dame. Ich hab was Leckeres für dich vom Schlachter gekriegt. Ich hol’s dir, bevor deine kleinen Freunde kommen, dann kannst du’s ganz allein verspeisen.«
    Solanda ließ sich auf die Hinterpfoten nieder und sah zu, wie der Mann die Tür wieder schloß. Stimmen hallten durch den Hof, die Diener begannen allmählich mit ihrem Tagewerk. Ein Pferd wieherte. Der Himmel färbte sich rosa. Der Tag versprach schön zu werden.
    Der Koch öffnete die Tür wieder und stellte einen Teller mit zerkleinerter Hühnerleber vor Solanda hin. Nur eine Leber, aber groß genug, um ihren kleinen Bauch zu füllen. Sie strich um seine Beine, versuchte, in die Küche zu schlüpfen, aber die Leber siegte. Sie stürzte sich auf den Teller und schlang das Fleisch so schnell in sich hinein, daß sie kaum etwas schmeckte. Wenn sie eine Katze war, aß sie auch wie eine Katze, ganz Geschmack und Gier – und manchmal so hastig, daß ihr das Fressen wieder hochkam. In Sekundenschnelle war die Leber verschwunden.
    Sie setzte sich auf und leckte ihre Schnurrhaare. Der Koch sah ihr von drinnen aus zu und lächelte zufrieden. Die Küchentür stand offen. Solanda spürte die Hitze des Feuers. Der Mann bemerkte ihren Blick, kam heraus und schloß die Tür hinter sich. Er bückte sich und streckte die Hand aus. Solanda beschnüffelte sie, um festzustellen, ob sie noch mehr Futter enthielt.
    »Da kannst du nicht rein, kleine Dame. Dann bin ich meinen Kopf los. Aber komm du nur immer morgens, dann kriegst du was besonders Gutes.«
    Solanda ließ sich streicheln, sowohl als Dank für die Informationen über die Küche wie auch für das Hühnchen. Die Leber hatte sie durstig gemacht, und sie mußte sich etwas zu trinken suchen. Sie warf dem leeren Teller einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, dann stolzierte sie in den Hof und leckte sich dabei den Bart.
    Rugar hatte ihr befohlen, Schattengänger nicht zu behelligen. Die Informationen über den König, die er lieferte, waren äußerst wertvoll. Tel dagegen hatte jetzt schon ein ganzes Jahr in den Ställen verbracht, aber seine Ergebnisse waren nicht so nützlich, wie Rugar gehofft hatte. In Nye und L’Nacin verfügten die Stallmeister über großes Wissen, weil die Anführer so oft ausritten. Aber auf der Blauen Insel benutzte offensichtlich nur der junge Prinz die Pferde, und dabei pflegte er nicht über Staatsangelegenheiten zu sprechen.
    Solanda haßte die Ställe. Mehr als einmal hatte sie versehentlich ein Pferd erschreckt und war fast zu Tode getrampelt worden. Sie setzte sich, wusch sich noch einmal das Gesicht und suchte dann nach einer Pfütze Regenwasser. Fast hätte sie darüber ihren Auftrag vergessen. Die einzige halbwegs saubere Pfütze, die sie fand, stand in einem Schlammloch nahe bei den Ställen. Solanda nahm einen raschen Schluck und schüttelte sich, denn auch dieses Wasser war sandig. Aber man konnte es trinken. Jedenfalls, wenn es sein mußte.
    In den Stallungen waren nicht mehr als fünfzehn Pferde untergebracht, in geräumigen Boxen voneinander getrennt. Der saubere Boden war mit frischem Heu bedeckt. Sobald Solanda den Stall betreten hatte, stieg ihr der strenge Pferdegeruch in die Nase, und sie mußte niesen. Bis auf einige Heuballen und das Sattelzeug war der vordere Teil des Stalls leer. Solanda sprang auf einen der Ballen und wartete. Dann erschien Tel.
    Seit seinem Wechsel hatte sie ihn erst zweimal gesehen, beide Male an einem verabredeten Treffpunkt. Heute würde er sie nicht erwarten. Sie wußte noch nicht, wie sie mit ihm Kontakt aufnehmen sollte. Die

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