Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
hatte die Betonung auf die zweite Silbe statt auf die erste gelegt, und sie sprach langsam, da sie die Worte offenbar nicht verstand. Nicholas selbst hatte sie kaum verstanden. Das Klirren der Schwerter und die Schmerzensschreie hinter ihm dauerten an. Nur hier, in dem kleinen Kreis am Treppenabsatz, ruhten die Waffen.
    Ein Fey, der neben ihr stand, ein besonders hochgewachsener, schlanker Junge mit großen Augen, zischte: »Jewel!«, als wäre er schockiert, daß sie ihr Angriffsziel plötzlich aus den Augen verloren hatte. Aber Nicholas’ Neugier war geweckt. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Das hatte er aus ihren Augen gelesen.
    »Es schmerzt, wenn man mit einem Messer an der Kehle reden muß«, antwortete er.
    »Falls du glaubst, ich werde es wegziehen, um dir das Reden zu erleichtern, dann täuschst du dich«, sagte sie. »Beantworte meine Frage.«
    »Ich kann nicht glauben, daß du dich bis in mein Haus vorgekämpft hast, nur um mich nach der Bedeutung dieser einfachen Worte zu fragen. Dieselbe Frage hättest du jedem Bewohner dieser Insel direkt nach eurer Landung stellen und damit viele Leben retten können.«
    »Du hältst dich wohl für besonders schlau«, gab sie zurück, aber das Funkeln war in ihre Augen zurückgekehrt. Der verbale Schlagabtausch machte ihr offensichtlich Spaß – nur war dafür hier nicht der rechte Platz.
    Dumpfes Murmeln ging durch die Gruppe, als das Gespräch in beide Sprachen übersetzt wurde. Der Kreis der Umstehenden hatte sich vergrößert. In der Anrichte wurde nicht mehr gekämpft. Über den Lärm der Schlacht erhoben sich die Worte: Sie haben Nicholas!
    »Es geht hier nicht um Schlauheit«, sagte er. »Ich habe keine Ahnung, aus welchem Grund ihr gekommen seid.«
    »Das dürfte doch nicht so schwer zu erraten sein.« Sie drückte die Klinge fester gegen sein Kinn. Ohne ihre Haltung zu verändern, war sie plötzlich wieder zu einer Eroberin geworden. »Steh auf!«
    Er verstärkte den Griff um ihre Knöchel. Sie jammerte leise auf, eher vor Ungeduld als vor Schmerz.
    »Also möchtest du wirklich, daß ich dir deinen hübschen Kopf abschneide?« Ihr Ton war so beiläufig, als diskutierten sie darüber, ob man bei einer leckeren Mahlzeit noch ein zweites Mal zugreifen sollte oder nicht.
    Hinter den beiden wurde ein leises Keuchen laut. Dann drängte sich der Bäcker gewaltsam die Stufen hinunter. »Mich nimm, Frau«, sagte er in gebrochenem Nye. »Bitte.«
    Sie beachtete ihn nicht. Statt dessen betrachtete sie Nicholas, und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre Schönheit war atemberaubend. Diese Mischung aus ätherischer Anmut und schierer Kraft hatte Nicholas noch nie zuvor gesehen.
    »Es scheint, als ob du mir lebendig von größerem Nutzen bist als tot«, sagte sie. Befehlsgewohnt wandte sie sich an ihre Leute. »Burden! Rielle! Stellt ihn auf die Füße.«
    In der Küche wurde nicht mehr gekämpft, nur in der Nähe der Tür konnte Nicholas noch eine gewisse Bewegung wahrnehmen.
    Alle Fey hatten die Waffen gesenkt und starrten auf die Frau.
    Der schlanke Fey, der bereits einmal gesprochen hatte, und ein anderer männlicher Fey traten zu Nicholas und hievten ihn hoch. Die Frau zog ihr Messer zurück. Sie banden ihm die Hände so fest auf den Rücken, daß seine Schultern knirschten und die Lederbänder tief einschnitten.
    Sie schob das Messer in den Gürtel. Offenbar hatte sie volles Vertrauen, daß die anderen Fey ihr den Rücken freihielten. Sie trat so nah an Nicholas heran, daß er die Wärme ihres Körpers spürte. Sie war nicht kleiner als er, und es war ein eigenartiges Gefühl, ihr ebenso direkt wie einem Mann in die Augen zu blicken.
    Das Haar auf ihrer Stirn war feucht vom Schweiß. »Warum bewundern dich alle so?« fragte sie. »Bist du eine bedeutende Persönlichkeit?«
    Sein Herz klopfte heftig, und er mußte sich Mühe geben, um gleichmäßig zu atmen. Sie waren alle so unvorbereitet. Er hatte keine Ahnung, wer oder was diese Frau war, er wußte nur, daß sie ihn töten konnte, wenn sie es wollte. Er wußte nicht, ob es besser war, sich zu ergeben oder zu sterben. Er wußte nur eines: Er wollte nicht sterben.
    »›Geht es dir gut?‹« sagte er.
    Ihre Augenbrauen verwandelten sich in gerade Striche, als sie fragend die Stirn runzelte. »Was?«
    Er hatte sie erneut aus der Fassung gebracht. Darin lag eine seltsame Macht. Sie war es gewohnt, alles unter Kontrolle zu haben. »Es bedeutet soviel wie ›Alles in Ordnung?‹«
    Ihre

Weitere Kostenlose Bücher